Wie Angehörige Krebspatienten beistehen können |
Was auch guttun kann: Den Fokus immer wieder auf Schönes zu lenken - und wenn es nur eine vermeintliche Kleinigkeit ist. »Mich hat eine Freundin regelmäßig mit einem Öl massiert. Ich hatte mir als Duft einen Waldgeruch ausgesucht, der mir Kraft gibt und mich entspannt«, sagt Ulrike Filippig. Das Öl habe sie zu jeder Untersuchung mitgenommen und sich mithilfe des Geruchs an die positiven Momente erinnert. »Das hat mir ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zurückgegeben.«
Ob ein bestimmtes Öl, ein Schutzengel, Duftkissen oder Stofftier – oft ist es hilfreich, wenn Patienten einen Glücksbringer an die Hand bekommen, der sie durch die Behandlung begleitet.
»Rückblickend war die Zeit der Therapie in Bezug auf meine Freundschaften keine schlimme Zeit. Im Gegenteil, es gab so viel Wertschätzung und positiven Austausch mit nahen Menschen«, sagt Ulrike Filippig. Einer Freundin habe sie damals erzählt, dass sie viel Silbermond höre. »Sie hat mir dann eine CD mit Widmung der Band besorgt.« Da stand: Ulrike, du schaffst das! »Das hat mich umgehauen. Da bekomme ich heute noch Tränen, wenn ich daran denke.«
Auch wenn Patienten als geheilt gelten, müssen sie in den ersten Jahren zur engmaschigen Nachsorge. »Vor jeder Untersuchung hatte ich große Angst vor einem Rückfall«, sagt Patrick Schloss. Da hätten Sätze geholfen wie: »Es ist so lange gut gegangen, warum soll der Krebs jetzt wieder kommen?«, »Wir drücken die Daumen« oder einfach: »Wir denken an dich.«
»Wenn die Behandlung abgeschlossen ist, fallen Patienten oft in ein Loch«, sagt Ulrike Filippig. Die Zeitabstände der Kontrolluntersuchungen werden größer – oft kämen dann die Gefühle hoch. Ulrike Filippig hat nach der Erkrankung ihr Leben umgekrempelt: Heute begleitet sie hauptberuflich Krebspatienten und Angehörige. Seit vier Jahren bildet sie Onko-Lotsen aus.
Patrick Schloss haben Besuche bei der Selbsthilfevereinigung ILCO geholfen. Mittlerweile engagiert er sich selbst bei dem Selbsthilfeverband für Menschen mit Stoma. Eine seiner Botschaften an Darmkrebs-Patienten: »Auch mit Stoma kann ich viele Dinge machen, bei denen ich befürchtet hatte, dass sie nicht mehr möglich sind, wie Fahrrad fahren, Schwimmen und auf Konzerte gehen.«