Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Mpox

WHO ruft gesundheitliche Notlage aus

Die WHO hat angesichts steigender Mpox-Fallzahlen in Afrika eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite ausgerufen. Bereits gestern erklärte die afrikanische Gesundheitsinstitution, Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC), einen öffentlichen Gesundheitsnotfall der kontinentalen Sicherheit.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 14.08.2024  22:10 Uhr

Mpox, früher als Affenpocken bezeichnet, ist eine Viruserkrankung, die durch das Mpox-Virus (Orthopoxvirus simiae) ausgelöst wird. Dieses Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus verwandt. Bekannt sind grundsätzlich zwei Typen des Mpox-Virus. Das ist einerseits der Typ des Kongobeckens (Klade I) und andererseits der westafrikanische Typ (Klade II). Klade I gilt als der Virustyp mit der höheren Infektiosität und der höheren Mortalitätsrate als Klade II.

Vor knapp einem Jahr wurde an der Grenze der Demokratischen Republik Kongo zu Ruanda und Burundi ein neuer Stamm von Mpox-Viren identifiziert. Dabei handelt es sich um eine Variante der Klade I. Bezeichnet wird dieser neue Stamm als Klade Ib. Möglicherweise geht von ihm eine höhere Gefahr aus, da er sich vielleicht leichter verbreitet und auch zu schwereren Erkrankungen und mehr Todesfällen bei Kindern und Erwachsenen sowie zu Fehlgeburten führen kann.

Hinter diese Vermutungen setzen einige Experten allerdings ein Fragezeichen, so zum Beispiel Professor Dr. Roman Wölfel von der Universität der Bundeswehr in München. In einem Statement gegenüber dem Science Media Center (SMC) sagt der Leiter des Instituts für Mikrobiologie, dass derzeit noch keine verlässliche wissenschaftliche Aussage darüber getroffen werden könne, ob es sich bei der Klade Ib um eine »tödlichere« Variante von Mpox handelt. Und: »Auch für eine mögliche höhere Infektiosität sehe ich im Moment noch keine sichere wissenschaftliche Datengrundlage.«

Fallzahlen steigen in Afrika

Ob wegen der neuen Subvariante oder nicht: Fakt ist, dass mindestens 13 afrikanische Länder, darunter bisher nicht betroffene Staaten wie Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda, Mpox-Ausbrüche gemeldet haben. In einer aktuellen Pressemitteilung von Africa CDC heißt es, dass diese Länder im laufenden Kalenderjahr bisher 2863 Mpox-Erkrankungen und 517 Todesfälle bestätigt hätten. Betroffen sei vor allem die Demokratische Republik Kongo. Die Zahl der Verdachtsfälle auf dem gesamten Kontinent sei auf mehr als 17.000 angestiegen – eine deutliche Zunahme gegenüber 7146 Fällen im Jahr 2022 und 14.957 Fällen im Jahr 2023. Dies sei nur die Spitze des Eisbergs, wenn man die vielen Schwachstellen bei der Überwachung, den Labortests und der Rückverfolgung von Kontakten bedenke, so Africa CDC.

In die gleiche Kerbe schlägt in der Pressemitteilung auch der Epidemiologe Professor Dr. Salim S. Abdool Karim. Er befürchtet, dass die Situation ernster sein könnte als bisher angenommen. »Es ist klar, dass wir mit einem anderen Szenario konfrontiert sind, mit viel mehr Fällen, was zu einer höheren Krankheitslast führt. Karim äußerte sich auch besorgt über die steigende Zahl der Todesfälle, insbesondere über die mögliche Verbindung zwischen HIV und Mpox. »Wir befürchten, dass es in Afrika aufgrund des Zusammenhangs mit HIV zu mehr Todesfällen kommen könnte«, sagte der Leiter von CAPRISA, einem Aids-Forschungsprogramm mit Sitz in Durban, Südafrika.

Öffentlicher Gesundheitsnotfall der kontinentalen Sicherheit in Afrika

Erstmals seit seiner Gründung im Jahr 2017 erklärte Africa CDC am 13. August einen öffentlichen Gesundheitsnotfall der kontinentalen Sicherheit. Dadurch können mehr Finanzmittel bereitgestellt werden, um die Länder bei der Eindämmung von Mpox zu unterstützen, zum Beispiel durch den Ausbau von Surveillance-Systemen sowie von Labortests und personellen Kapazitäten.

Auch um internationale Hilfe hat Africa CDC gebeten. Die EU-Kommission teilte heute mit, dass sie etwa 175.000 Impfdosen spenden werde. Zusätzlich will das Pharmaunternehmen Bavarian Nordic, das den Impfstoff, der in Deutschland unter dem Namen Imvanex® vermarktet wird, herstellt, 40.000 Dosen zur Verfügung stellen. Zugelassen ist der Impfstoff in Deutschland zur aktiven Immunisierung gegen eine durch Pocken-, Affenpocken- sowie Vacciniaviren hervorgerufene Erkrankung bei Erwachsenen. Bis dato liegt laut Africa CDC nur in zwei afrikanischen Ländern eine Notfallzulassung für den Impfstoff vor, was sich nun womöglich schnell ändern wird.

WHO erklärt zweite gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite wegen Mpox

Einen Tag nachdem Africa CDC den öffentlichen Gesundheitsnotfall der kontinentalen Sicherheit ausgerufen hatte, meldete sich nun auch die WHO zu Wort. Im Mai 2022 hatte sie angesichts der internationalen Verbreitung der Klade II von Mpox schon einmal eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite ausgerufen, dies dann im Juli 2023 wieder zurückgenommen. Nun hat sie erneut wegen Mpox ihre höchste Alarmstufe ausgerufen.

Diese Maßnahme wird ergriffen, wenn sich eine Krankheit über Landesgrenzen hinweg auszubreiten droht und so zum Gesundheitsrisiko für andere Länder und den internationalen Verkehr wird. Die WHO sieht dieses Risiko für Mpox als gegeben an. Sie folgte der Empfehlung von unabhängigen Experten, die heute auf WHO-Einladung im sogenannten Notfallausschuss getagt hatten. Die Sorge der WHO bezieht sich unter anderem auf die  genannte neue Virusvariante und die Ungewissheit, wie pathogen sie ist. Detaillierte Studien dazu stehen noch aus.

Konkrete Konsequenzen löst die Maßnahme der WHO erst einmal nicht aus. Sie soll vielmehr Anstoß sein, dass sich die Behörden weltweit auf mögliche Mpox-Ausbrüche vorbereiten. Welche Maßnahmen ergriffen werden, entscheidet jedes Land selbst. Die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC schätzte das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als »sehr gering« ein.

Risiko einer Mpox-Ausbreitung auf Europa vermutlich gering

In einem SMC-Statement spricht die Leiterin des Instituts für Virusforschung der Erasmus-Universität Rotterdam, Professor Dr. Marion Koopmans, nicht von einem sehr geringen, sondern nur von einem geringen Risiko. »Bislang wird die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung der Klade Ib auf Europa als gering eingeschätzt, obwohl es natürlich möglich ist. Daher sollten auch außerhalb der afrikanischen Region die weitere Überwachung der Situation und die Typisierung neu diagnostizierter Fälle das Minimum sein.«

Ähnlich äußert sich Dr. Klaus Jansen vom Robert-Koch-Institut. »Eine Ausbreitung der Klade-I-Viren nach Europa ist durch reiseassoziierte Infektionen prinzipiell möglich. Innerhalb Europas wäre nach aktueller Kenntnislage eine Weiterverbreitung insbesondere durch sexuelle Transmission denkbar.«

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa