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Nebenwirkungen der Pille

Werden Frauen schlecht beraten?

Viele Frauen, die mit der Antibabypille verhüten, leiden unter Nebenwirkungen, sprechen diese aber bei ihrem Gynäkologen nicht an. Das ergab kürzlich eine Umfrage unter Nutzerinnen des Online-Arztpraxis-Portals Zava (vormals Dr. Ed). Hochgerechnet nehmen demnach 1,4 Millionen Frauen in Deutschland ein für sie ungeeignetes Präparat ein, folgert Zava – aber stimmt das wirklich?
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 23.08.2019  13:56 Uhr

Laut dem letzten Pillen-Report der Techniker Krankenkasse (TK) verhüten in Deutschland schätzungsweise 7 Millionen Frauen mit oralen hormonellen Kontrazeptiva. Das Online-Arztpraxis-Portal Zava (vormals Dr. Ed), das nicht nur Online-Rezepte ausstellt, sondern diese auch gleich beliefert, wollte von seinen deutschen Nutzerinnen wissen, ob und unter welchen Nebenwirkungen sie leiden.

Demnach gaben 88 Prozent der 751 Befragten an, schon einmal unter Nebenwirkungen gelitten zu haben. Bei der Mehrfachauswahl möglicher unerwünschter Arzneimittelwirkungen wurden am häufigsten Zwischen- und Schmierblutungen (42 Prozent), Kopfschmerzen oder Migräne (39 Prozent) und Gewichtszunahme (33 Prozent) angeklickt. Im Schnitt klängen diese Beschwerden in 65 Prozent der Fälle innerhalb der ersten drei Monate wieder ab. Etwa jede dritte Umfrageteilnehmerin gab jedoch an, länger als sechs Monate oder über Jahre unter Nebenwirkungen zu leiden.

Nur jede fünfte Betroffene spreche ihre Beschwerden bei ihrem Arzt an, so ein weiteres Ergebnis. 11 Prozent dieser Frauen hätten das Gefühl, mit ihrem Gynäkologen nicht darüber sprechen zu können. 10 Prozent fürchteten, dass ihr Arzt ihnen zum Absetzen des Verhütungsmittels rät. Widersprüchlich ist, dass 31 Prozent der Anwenderinnen mit Nebenwirkungen angaben, selbst keinen Zusammenhang zur Pilleneinnahme zu sehen.

Scharfe Kritik am Studiendesign

Hier sieht sich das Online-Arzt-Portal wohl als Alternative zum ambulant tätigen Gynäkologen. Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) kritisiert jedoch das Design der Online-Befragung und die Schlussfolgerungen daraus. Leiden tatsächlich neun von zehn Pillen-Anwenderinnen unter Nebenwirkungen? »Nein, auf keinen Fall«, sagt Verbandspräsident Dr. Christian Albring. »Wenn die Nebenwirkungsraten tatsächlich so hoch wären wie diese hausinterne Umfrage nahelegt (40 Prozent Kopfschmerzen und vieles mehr), dann wären hormonelle Verhütungsmittel weder zugelassen noch so weit verbreitet«, teilte er der PZ mit.

Albring kritisiert die Schlussfolgerungen, die Zava aus seiner Umfrage zieht. »In der Umfrage wurden 751 Frauen, die irgendeine Pille über einen nicht definierten Zeitraum hinweg zur Verhütung verwendet haben, gefragt, ob sie bestimmte Symptome während der bisherigen Einnahme beobachtet haben. Der Beweis, dass die Pille die Ursache für die aufgetretenen Ereignisse ist, wird nicht geführt.« Die Ergebnisse stünden der jahrzehntelangen Erfahrung diametral entgegen. Es sei im Gegensatz zu wissenschaftlichen Studien keine Vergleichsgruppe, also Frauen ohne hormonelle Verhütung, befragt worden. Auch sei nicht abgefragt worden, ob Symptome wie Akne oder Stimmungsschwankungen schon vor Beginn der Pilleneinnahme bestanden.

Zum am häufigsten genannten Symptom Zwischenblutungen erklärt der Gynäkologe: »Zwischenblutungen sind ein nicht ganz seltenes Phänomen im ersten Monat der Pillen-Einnahme, das in aller Regel von allein verschwindet. Aber auch jede Stresssituation kann Zwischenblutungen verursachen. Vielleicht sind aber auch die Gestagendosis zu hoch oder das Estrogen zu niedrig eingestellt, was individuell angesehen werden muss.«

Kundenwerbung für Internetapotheke

Der BVF hält vor allem die Extrapolation für unzulässig, dass viele Frauen unnötig leiden und sich nicht an ihren Gynäkologen wenden wollen. »Es bleibt auch nach hartnäckigen Nachfragen bei Zava völlig unklar, wie diese Frauen überhaupt rekrutiert wurden. Vielleicht handelt es sich um Kundinnen von Zava, die dort online ein Verhütungsmittel bestellt und im Anamnese-Fragebogen angegeben haben, dass sie vorher Nebenwirkungen hatten, ohne darüber mit ihrem Frauenarzt gesprochen zu haben. Dann würde es sich um eine Klientel mit einer subjektiv angenommenen Nebenwirkungsrate von 100 Prozent gehandelt haben«, so der Verband.

Albring betont, dass 78 Prozent der Frauen, die angegeben hatten, längere Zeit unter Nebenwirkungen gelitten zu haben, durchaus mit ihrem behandelnden Arzt über ihre Probleme gesprochen hätten. Aus den restlichen 22 Prozent sei unzulässigerweise auf 1,4 Millionen Frauen hochgerechnet worden, die angeblich nicht ausreichend ärztlich beraten seien oder die vermeintlich falsche Pille nehmen. 

»Zava lebt davon, dass sich Patienten nicht durch die Ärzte in Wohnortnähe betreuen lassen«, so Albring. »Je schlechter die ärztliche Versorgung in Deutschland dargestellt wird, umso größere Chancen rechnet sich dieser Anbieter aus, Patientinnen anzuwerben.« Das Erzeugen von Fake News, so wie in dieser neuen »Pseudo-Umfrage«, sei ein neuer Eskalationsschritt. Dahinter stehe die Absicht, Kundinnen zu werben, passende Online-Rezepte auszustellen und auch gleich zu beliefern. Patientinnen, die nicht mit ihrer Verhütung zufrieden sind, sollten sich in jedem Fall an ihren behandelnden Arzt wenden. 

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