Wer und was hilft beim Aufhören? |
Bei der Cannabisabhängigkeit wirken andere Mechanismen im Gehirn als bei der Alkoholabhängigkeit oder bei der Opiatabhängigkeit, so Eva Hoch. «Ein Cannabisentzug ist meist klinisch unproblematisch. Aber er dauert einige Tage und kann moderat und auch teilweise schwer sein.»
Das könne daran liegen, dass Cannabis heute deutlich stärker ist, so die Professorin. Gerade synthetische Cannabioide wirken sehr viel stärker, wodurch es auch zu stärkeren Entzugsbeschwerden kommen könne. Manche Menschen lassen sich in der Klinik behandeln, um Entzugsbeschwerden nicht alleine durchstehen zu müssen.
Man sollte wissen, warum man seinen Cannabiskonsum verändern möchte, sagt Hoch. Die Gründe dafür sind jeweils individuell unterschiedlich. «Beispielsweise ein Mann Mitte 30, in einer festen Partnerschaft lebend, möchte mit der Familienplanung starten.» Das könne ein Grund sein, den Cannabiskonsum einzuschränken oder aufzugeben.
Oder jemand komme mit der Schule oder mit dem Studium nicht mehr klar. «Er kann sich nicht konzentrieren, kann nicht lernen, hat vielleicht schon viele Klausuren nicht bestanden und möchte jetzt mit dem Konsum aufhören, um dann doch noch das Studium oder die Berufsausbildung gut abschließen zu können.»
«Wichtig ist aber auch, sich zu überlegen: Warum konsumiere ich Cannabis?», so Hoch, «also: Was gibt mir die Droge?» Die Gründe für den Konsum sind wichtig, damit man den Effekt, den man sonst mit Cannabis erzielt hat, durch alternatives Verhalten erreichen kann. «Jemand, der sich mit Cannabis entspannt hat, wird andere Wege brauchen, um sich entspannen zu können, etwa Sport oder Meditation. Die Behandlung setzt an der individuellen Motivation an.»
Außerdem wichtig: sich klar darüber zu werden, wann man konsumiert und was die Auslöser dafür sind. Forscherin Hoch empfiehlt, sich einen Ziel-Tag zu setzen, an dem der Cannabiskonsum wirklich eingestellt wird: «So kann man sich darauf vorbereiten, beispielsweise alle Utensilien wegwerfen oder verschenken. Dazu gehört auch, dass man für Situationen, in denen man früher konsumiert hat, Alternativen hat.»
Unbedingt sollte man Strategien zur Hand haben, wenn man Entzugsbeschwerden bekommt oder ein Craving, also den extrem dringenden Wunsch, zu konsumieren. «Entzugsbeschwerden sind eigentlich etwas Gutes, sie bedeuten, dass der Körper entgiftet», so Hoch. «Das THC der Pflanze geht aus dem Körper raus. Nach wenigen Tagen ist man dann wirklich clean.»