Wer sollte Tollwut-Impfstoffe bevorzugt bekommen? | 
| Daniela Hüttemann | 
| 14.02.2024 16:30 Uhr | 
				
		
	
		Tollwut-Impfungen zur Prophylaxe sollten im Moment nur Reisende erhalten, die länger und in bestimmten ländlichen Gebieten unterwegs sind oder bei geplantem Umgang mit Säugetieren in Tollwut-endemischen Ländern. Sie können derzeit mit einem verkürzten Impfschema grundimmunisiert werden. / Foto: Adobe Stock/Alexander Raths
Bereits seit Längerem ist die Liefersituation für den Rabipur®-Tollwut-Impfstoff von Bavarian Nordic angespannt. Aktuell ist der Lieferengpass bis zum 29. Februar angegeben. Sanofi Pasteur hatte sein Konkurrenzprodukt, den Tollwutimpfstoff (HDC) inaktiviert, im Dezember 2023 vom Markt genommen. Eigentlich sollte seit Ende Januar 2024 mit Verorab® das Nachfolgerprodukt verfügbar sein, doch auch hier gibt es eine offizielle Lieferengpass-Meldung bis 15. März.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat nun Handlungshinweise herausgegeben, wie während des Engpasses mit den eingeschränkt verfügbaren Impfstoffen verfahren werden soll. Zunächst betont die STIKO, dass die Verfügbarkeit für die Postexpositionsprophylaxe (PEP) in Deutschland gegeben sei. Der Bezug von Tollwutimpfstoff und Tollwut-Immunglobulin sei über jede öffentliche Apotheke möglich, die bei Nicht-Verfügbarkeit über den Großhandel auf die Notfalldepots zugreifen können.
Nach Kontakt mit einem infizierten Tier muss sofort behandelt werden. Sobald jedoch typische Krankheitszeichen wie Lähmungen oder Krämpfe, Lichtscheu und Abneigung gegen Wasser auftreten, verläuft die Erkrankung beim Menschen in der Regel tödlich. Eine heilende Therapie gibt es bisher nicht.
Allerdings ist Tollwut in Deutschland kein großes Problem und der PEP-Bedarf dementsprechend gering. Bereits seit 2008 gilt Deutschland als frei von der sogenannten terrestrischen Tollwut, also einer Übertragung beispielsweise durch Füchse. Eine Übertragung durch Nager wie Ratten, Mäuse oder Eichhörnchen oder Hasenartige wie Kaninchen seien nicht bekannt. Vögel sind keine Überträger. Einziges heimisches Reservoir sind Fledermäuse.
Eine Indikation zur PEP ist laut STIKO daher nur gegeben
»Bei mangelnder Impfstoffverfügbarkeit sollte die Indikation für die präexpositionelle Impfung möglichst streng gestellt und das potenzielle Expositionsrisiko genau geprüft werden«, heißt es weiter in den Handlungshinweisen. Dazu schreibt die STIKO:
Planbare Auffrischimpfungen für Personen mit wiederkehrendem Expositionsrisiko (zum Beispiel Personen mit Kontakt zu Fledermäusen) können bis zur Wiederverfügbarkeit der Impfstoffe verschoben werden. In begründeten Einzelfällen könne eine Bestimmung des Tollwut-Antikörperspiegels hilfreich sein.
Zudem könne statt den von der STIKO empfohlenen drei Impfdosen zur Grundimmunisierung ausgewichen werden auf das Zwei-Stufen-Schema der Weltgesundheitsorganisation (Impfung an Tag 0 und frühestens an Tag 7). Allerdings empfiehlt die STIKO, nach einem Mindestabstand von einem Jahr eine dritte Impfstoffdosis zu verabreichen. Zur Auffrischung kann auch Verorab verwendet werden.
Eine Impfung von Tierärzten, Jägern, Forstpersonal und anderen, die nicht mit Fledermäusen arbeiten, ist derzeit in Deutschland nicht erforderlich, heißt es zudem im Tollwut-FAQ des Robert-Koch-Instituts.
Wer mit Rabipur geimpft wurde, sollte bei weiter bestehender Exposition laut Fachinformation im Allgemeinen nach zwei bis fünf Jahren eine Auffrischung erhalten. Wer nach dem Drei -Dosen-Impfschema mit Verorab geimpft wird, hat danach nach klinischen Studiendaten einen ausreichenden Impfschutz über zehn Jahre.