Wenn Gesundheit im Stau steht |
| Sven Siebenand |
| 28.10.2025 10:44 Uhr |
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Die Drogeriekette dm will künftig Pillen aus Tschechien verschicken – und das hält der Kommentator der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« für praktisch. Dass sich Arzt und Apotheker als zwei Seiten derselben Medaille verstehen – Therapieentscheidung und Kontrolle – wird dabei nonchalant übersehen. Schließlich weiß der moderne Kunde längst, was er braucht: »Ibu 400, weil’s beim letzten Mal so gut geholfen hat.«
In der schönen neuen Drogerie-Welt geht’s endlich unkompliziert zu. Kein Beratungsgespräch, kein »Das verträgt sich aber nicht mit Ihrem Blutdruckmittel«. Stattdessen: ein Klick, ein Karton, ein Kopfschmerz weniger – bis eben der falsche Wirkstoff oder das Zäpfchen die Speiseröhre runterrutscht.
Und wenn nachts das Fieber steigt? Kein Problem! Ein Kleintransporter ist sicher schon unterwegs. Zwischen Prag und Pilsen geht’s auf die Piste direkt in den ersten Stau auf der Autobahn. Der Bote kann dann unterwegs auch direkt die zentral angefertigte Rezeptur einsammeln und mitbringen – falls der Patient die nicht schon anhand eines Youtube-Tutorials gleich selbst hergestellt hat.
Doch der Unterschied zwischen Shampoo und Schmerzmittel ist eben nicht marginal. Wer beides gleichbehandelt, zeigt, dass er einen zentralen Punkt nicht verstanden hat: Apotheken sind wie Rauchmelder – man merkt, wie wichtig sie sind, wenn’s brennt. Sie sind ein unentbehrlicher Teil des Gesundheitswesens, mit Verantwortung, Fachwissen und einem Herz für Menschen, die mehr brauchen als Rabattpreise. Wer glaubt, man könne Gesundheit beim Discounter kaufen, hat wohl beim Denken den Beipackzettel überlesen.