Weniger ausländische Direktinvestitionen in Deutschland |
Alexandra Amanatidou |
02.06.2025 16:00 Uhr |
Ausländische Direktinvestitionen nehmen laut vfa in Deutschland ab. / © Adobe Stock/Robert Kneschke
Obwohl sowohl die Bundesregierung als auch die Europäische Union mit dem »Critical Medicines Act« (CMA) Investitionen in Pharmaunternehmen erleichtern möchten, werden wichtige Arzneimittelproduktionen weiterhin in andere Länder verlagert. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der dänische Konzern Xellia Pharmaceuticals, der im vergangenen Monat die Produktion eines Antibiotika-Wirkstoffs nach China verlagerte.
Auch ein Bericht des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) zeigt, dass die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment – FDI) in Deutschland zurückgegangen sind. Konkret sanken sie von 150 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 43 Milliarden Euro im Jahr 2024. »Die Bedingungen der innovativen Schlüsselindustrien des Landes müssen jetzt verbessert werden«, heißt es in dem Report.
FDI bedeutet grenzüberschreitende Kapitalanlagen, bei denen ein ausländischer Investor mindestens zehn Prozent der Anteile oder Stimmrechte an einem inländischen Unternehmen erwirbt.
Anders sieht es beim ausländischen Kapital in Deutschland aus. Laut dem Report ist dieser zuletzt gestiegen. Auch der Gesamtwert der unmittelbaren Unternehmensbeteiligungen aus dem Ausland sei im industriellen Kern Deutschlands in den vergangenen Jahren weiter gestiegen.
»Insgesamt haben die unmittelbaren ausländischen Unternehmensbeteiligungen in Deutschland einen Wert von gut 1,3 Billionen Euro (Stand 2023)«, heißt es in dem Report. »Dem steht ein FDI-Vermögen deutscher Unternehmen im Ausland in Höhe von 1,7 Billionen gegenüber.«
Laut vfa sind die Hauptziele ausländischer Investoren der Maschinenbau, die Elektronik- und Elektroindustrie, die Chemie- sowie die Pharmaindustrie, die sogar die höchste Internationalisierung in der Eigentümerstruktur aufweist. Dem Verband zufolge spielen ausländische Direktinvestitionen vor allem wegen der hohen Intensität in Forschung und Entwicklung eine wichtige Rolle in der Branche.
»Strategische Zukäufe kleinerer Unternehmen oder Minderheitsbeteiligungen, um Zugang zu Technologien, Produktionskapazitäten oder dem Wissenschaftssystem zu erlangen, werden deshalb deutlich häufiger durchgeführt.«
»Die Industrie in Deutschland steht erheblich unter Druck«, mahnt der vfa und fügt hinzu, dass die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts nachgelassen habe.
Die neue Bundesregierung müsse kurzfristig die Konjunktur beleben, auch um den mittlerweile vielfältigen einnahmeseitigen Druck in den Sozialsystemen zu lindern. »Viel wichtiger sind allerdings die mittelfristig und auf Wachstum angelegten Reformen sowie Impulse«, so der vfa. Hierfür sei es notwendig, Investitionen in moderne und produktive Anlagen anzuschieben, Forschungs- und Innovationsprozesse zu beschleunigen sowie attraktive Chancen für internationale Fachkräfte im Land zu eröffnen.