Weniger Arztbesuche dank Ginkgo-Präparat |
Ein Tinnitus kann extrem belastend sein. Basis der Therapie sind umfassende Aufklärung, Beratung und Stressmanagement. / © Adobe Stock/Prostock-studio
Kürzlich erschien im Fachjournal »Frontiers in Neurology« eine retrospektive Kohortenstudie, die einen Zusammenhang zwischen Arzneimitteleinnahme bei Tinnitus und Wiederholungsbesuchen bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten untersucht hat. Beteiligt waren neben der Universität Regensburg und IQVIA auch Forschende des Tebonin-Herstellers Dr. Willmar Schwabe.
Ausgewertet wurden 111.629 elektronische Patientendatensätze von HNO-Praxen. Davon hatten 51.205 Patienten einen Ginkgo-biloba-Extrakt erhalten, 34.817 ein systemisches Corticoid-Präparat und 25.607 den Arzneistoff Pentoxifyllin. Die Studienautoren stellten fest, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Folge-Arztbesuch 15 bis 365 Tage nach der Erstdiagnose und -verschreibung unter Ginkgo um 9 Prozent niedriger war als bei einer Corticoid-Therapie und um 26 Prozent niedriger als unter Pentoxifyllin. Das galt gleichermaßen für Männer und Frauen sowie für bestimmte Altersgruppen. Die Unterschiede waren statistisch signifikant.
Allerdings wird die Gabe von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln in der aktuellen S3-Leitlinie »Chronischer Tinnitus« generell aufgrund mangelnder Evidenz bei potenziellen Nebenwirkungen nicht empfohlen. Im Fokus stehen eine intensive Beratung und Aufklärung (»Counselling«), psychotherapeutische Interventionen, hörverbessernde Maßnahmen und Stressmanagement.