Weniger Apotheken, mehr Personal |
Laura Rudolph |
04.07.2023 16:45 Uhr |
Die Zahl der Apotheken ist gesunken, während die Zahl der Beschäftigten in Apotheken in NRW in allen Berufsgruppen zugenommen hat. Die durchschnittliche Anzahl aller Beschäftigten pro Apotheke ist in den vergangenen zehn Jahren von 6,5 auf 10,1 Personen (+ 55 Prozent) gestiegen. Die Anzahl der Approbierten pro Apotheke ist um 37 Prozent (von 2,2 auf 3,0) und die von PTA um 46 Prozent (von 2,6 auf 3,8) gewachsen.
Im Berufsfeldwettbewerb zeigte sich jedoch, dass die Anzahl der in öffentlichen Apotheken tätigen Approbierten in den vergangenen zehn Jahren nur um knapp 3 Prozent gestiegen ist, in den Bereichen Wissenschaft, Industrie und Verwaltung um 25 Prozent. In Krankenhaus-Apotheken arbeiteten 2022 im Vergleich zu 2012 mehr als doppelt so viele Approbierte (+106 Prozent).
Dies führte auch zu der Frage, ob die öffentliche Apotheke als Arbeitsplatz attraktiv genug ist, um im Fachkräftewettbewerb zu bestehen. Eine IFH-Befragung unter Apothekern ergab, dass Arbeitnehmer aus öffentlichen Apotheken diese etwa für ihre Familienfreundlichkeit (67 Prozent) oder Vielseitigkeit (77 Prozent) schätzten; 88 Prozent bemängelten Stress, 77 Prozent überbordende Bürokratie. Dennoch: 29 Prozent der befragten Offizinapotheker gaben an, äußerst oder sehr zufrieden mit ihrer Tätigkeit zu sein. Approbierte aus der Verwaltung (64 Prozent), Industrie (63 Prozent) oder der Krankenhaus-Apotheke (58 Prozent) gaben jedoch weitaus häufiger an, (sehr) zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz zu sein.
Auch Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann war bei der Pressekonferenz zu Gast. »Die Vor-Ort-Apotheke ist für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung von großer Bedeutung und ein wesentlicher Baustein der niederschwelligen Gesundheitsversorgung. Das Land Nordrhein-Westfalen setzt sich seit geraumer Zeit auf allen Ebenen für den Erhalt der öffentlichen Apotheke in der Fläche ein«, betonte Laumann. In einem nächsten Schritt werde das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales gemeinsam mit den Akteuren die Ergebnisse der Studie einordnen.
Auch die Präsidentin der ABDA und der AKWL, Gabriele Regina Overwiening, betonte: »Das Apothekennetz in NRW ist derzeit noch tragfähig. Die Betonung liegt auf noch.« Es zeigten sich zunehmend schwächer versorgte Gebiete in ländlichen Regionen. »Die Studie zeigt uns, wie wichtig ein kontinuierliches Monitoring des Versorgungsnetzes ist. Für die Sicherung der flächendeckenden Versorgung ist es fünf vor zwölf.« Man müsse jetzt die Strukturen der öffentlichen Apotheken vor Ort stärken, bevor es zu spät ist.
Armin Hoffmann, Präsident der AKNR, ging in seinem Resümee auf das Fachkräftedefizit ein und betonte: »Bereits jetzt kommen auf einen stellensuchenden Apotheker bis zu 20 offene Stellen.« Um den kontinuierlich wachsenden Bedarf an Pharmazeuten decken zu können, brauche es etwa mehr Praxis im Pharmaziestudium und Anreize für die Selbstständigkeit sowie die Erhöhung der Stundenkontingente. »Der pharmazeutische Nachwuchs tendiert eher dazu, nicht in Vollzeit arbeiten zu wollen«, so Hoffmann. Sowohl hilfreich als auch entlastend sei zudem ein Bürokratieabbau in der Apotheke.