Wen könnten Apotheker am Sonntag wählen? |
Melanie Höhn |
07.10.2022 16:30 Uhr |
Derzeit regieren SPD und CDU unter Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in einer großen Koalition. / Foto: IMAGO/Kirchner-Media
Am Sonntag wird es spannend in Niedersachsen: Laut neuester Wahlumfragen liegt die SPD mit 32,5 Prozent knapp vor der CDU mit 27,9 Prozentpunkten. Die Grünen stehen derzeit bei 16,7 Prozent, die AfD bei 11 Prozent. Die FDP bangt mit 5 Prozentpunkten um den Verbleib im Landtag. Nach derzeitigen Prognosen verpasst die Linkspartei mit 4 Prozent den Einzug in das Parlament. Zuletzt war die Partei 2008 im Niedersächsischen Landtag vertreten.
Derzeit regieren SPD und CDU unter Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in einer großen Koalition. Außerdem sind aktuell die Grünen und die FDP im Niedersächsischen Landtag vertreten. Die AfD verlor ihren Fraktionsstatus im Jahr 2020, nachdem es Streitigkeiten und mehrere Austritte gab. Stephan Weil, der seit 2013 als Ministerpräsident amtiert, hofft auf seine dritte Amtszeit. Schafft er das, wird er der am längsten amtierende Landesvater in Niedersachsen. Laut Medienberichten ist eine weitere große Koalition unwahrscheinlich. Das Wunschergebnis des amtierenden Ministerpräsidenten sei eine Neuauflage der rot-grünen Koalition, die derzeit eine knappe Mehrheit hätte.
Weils Herausforderer, der derzeitige stellvertretende Ministerpräsident Althusmann, ist auch amtierender Wirtschaftsminister. Die Grünen gehen mit der Doppelspitze Julia Willie Hamburg, die seit 2020 Fraktionsvorsitzende ist, und Christian Meyer an den Start. Meyer war im Kabinett Weil I Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Spitzenkandidat für die FDP ist Landes- und Fraktionschef Stefan Birkner, der zum dritten Mal in Folge seine Partei in den Wahlkampf führt. Stefan Marzischewski-Drewes, der Stadtrat und Kreistagsmitglied in Gifhorn ist, tritt für die AfD an.
Die PZ hatte bereits vorab die Wahlprogramme der großen Parteien durchleuchtet und auf die Pläne für Apotheken hin überprüft. Oberste Priorität hat für die Parteien die Sicherstellung einer wohnortnahen und sicheren Grundversorgung. Wie genau wollen die Parteien die Arzneimittelversorgung, insbesondere in den ländlichen Regionen, aufrechterhalten? Welche Ideen gibt es, den Nachwuchs in den Apotheken sicherzustellen? Die PZ hat bei den sechs Parteien nachgefragt – hier sind die Antworten.
In Niedersachsen ist im ersten Halbjahr 2022 keine neue Apotheke eröffnet worden – stattdessen machten 32 dicht. Wie will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung insbesondere in den ländlichen Regionen aufrechterhalten? Welche Konzepte oder alternativen Versorgungsmodelle zur Apotheke befürworten Sie? Wie bewerten Sie hierbei auch eine verstärkte Einbindung von Versandapotheken?
Die Arzneimittelversorgung und die Beratungsleistungen durch Apotheken stellen einen wichtigen Teil der Gesundheitsversorgung in Niedersachsen dar. Vor diesem Hintergrund hat sich die in der laufenden Legislaturperiode vom Landtag eingesetzte Enquetekommission zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in Niedersachsen in ihren Beratungen auch mit der pharmazeutischen Versorgung auseinandergesetzt. Die Handlungsempfehlungen der Kommission werden in der kommenden Legislatur unser Orientierungsmaßstab für die Gestaltung der Gesundheitsversorgung in Niedersachsen sein. Dazu gehört auch die Sicherstellung und Weiterentwicklung der Arzneimittelversorgung durch die Vor-Ort-Apotheken. Der Versandhandel wird zukünftig einen Teil des Bedarfes insbesondere dort abdecken, wo die persönliche Beratung in der Apotheke vor Ort nicht benötigt wird. Dennoch bleiben lokale Apotheken für uns weiterhin der wichtigste Ort für die Versorgung mit Medikamenten. Die Weiterentwicklung über die Empfehlungen der Enquetekommission hinaus kann nur im engen Austausch mit den Verbänden und Fachgesellschaften stattfinden.
Mit unserem Vorstoß, regionale Gesundheits- und Versorgungszentren – insbesondere in ländlichen Regionen – zu errichten, erkennen wir einen vielversprechenden Ansatz, um Kapazitäten und Ressourcen zu bündeln und gleichzeitig eine hochwertige und wohnortnahe Versorgung sicherzustellen sowie neue Ansätze zur sektorenübergreifenden Versorgung zu ermöglichen. Mit diesen Zentren werden wir die Versorgung dort sicherstellen und verbessern, wo die ambulante Versorgung gefährdet oder eine stationäre Versorgung nicht möglich oder wirtschaftlich gefährdet ist.
Welche Ideen hat Ihre Partei, den Nachwuchs in den Apotheken sicherzustellen und die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?
Die Zahl der Pharmaziestudierenden hat sich in den vergangenen Jahren bundesweit erhöht. Auch die Zahl der Approbationen ist gestiegen. Dennoch stellt die Nachwuchsgewinnung eine zentrale Herausforderung dar, der wir auch in den kommenden Jahren begegnen müssen, um eine hochwertige und flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Im Sinne der Handlungsempfehlungen der Enquetekommission zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in Niedersachsen setzen wir uns insbesondere für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen des Pharmaziestudiums ein. Darüber hinaus werden wir weiterhin Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene unterstützen, die dazu geeignet sind, die Attraktivität der pharmazeutischen Berufe zu steigern.
Mit Blick auf den Nachwuchs in den Apotheken geht es auch um eine wirtschaftliche Absicherung der Apotheken. Daher begrüßen und unterstützen wir die Pläne der Ampel-Koalition auf Bundesebene zur Novellierung des Gesetzes zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken – um pharmazeutische Dienstleistungen und beratungsintensive Leistungen besser zu honorieren und Effizienzgewinne innerhalb des Finanzierungssystems zu nutzen. Wir werden uns aktiv in den Prozess auf Bundesebene einbringen, damit eine flächendeckende Versorgung durch die Vor-Ort-Apotheken in Niedersachsen sichergestellt bleibt.
Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge hat Ihre Partei, um diese auszubauen?
Die Mehrheit der Menschen in Niedersachsen lebt in ländlichen Regionen. Eine schnelle, wohnortnahe und hochwertige medizinische Versorgung – von der Diagnose bis zur Behandlung – schließt die Versorgung mit Arzneimitteln ein. Wie zuvor erwähnt, wollen wir mit der Einrichtung regionaler Gesundheits- und Versorgungszentren – insbesondere im ländlichen Raum Angebote schaffen, welche die Patientinnen und Patienten durch die Bündelung von Leistungen, Kompetenzen verschiedenster medizinischer Professionen optimal versorgen können. In der Gestalt können wir uns einer sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung annähern, die wir sowohl als eine der größten Herausforderungen als auch Chance innerhalb des Gesundheitswesens für die kommenden Jahre begreifen.
Darüber hinaus bieten sich für eine patientenorientierte Behandlung digitale Lösungen an. In der Praxis müssen derart sensible Daten den höchsten Datenschutz-Standards entsprechen – mit der bundesweiten Einführung des E-Rezepts lösen wir das Versprechen ein und minimieren gleichzeitig das Risiko fehlerhafter oder schwerlesbarer Papierrezepte. Was bleibt, ist mehr Zeit für die Beratung vor Ort.
Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Apotheken haben das Potential, als Teil der Gesundheitsversorgung weitere Aufgaben zu übernehmen, beispielsweise im Bereich der Prävention. So ist der Einsatz vieler Apothekerinnen und Apotheker während der Covid-19-Impfkampagne sowie zur Grippeschutzimpfung hervorzuheben. Der eigentliche Leistungskern muss gewahrt und eine Überforderung der Apotheken verhindert werden. Entsprechend der Handlungsempfehlungen der Enquetekommission zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung gilt es aus unserer Sicht, die Kompetenzen von Apotheken im Kontext der Delegation weiter auszubauen.
Für eine bestmögliche medizinische Beratung und Versorgung, unabhängig vom Wohnort, plädieren wir dafür, die interprofessionelle Zusammenarbeit weiter zu stärken. Diese wird zwar in Teilbereichen bereits innovativ vorangetrieben, allerdings kommt es vor allem an Sektorengrenzen noch zu vermeidbaren Informationsverlusten und Versorgungslücken, die zum Wohle der Patientinnen und Patienten konsequenter in den Blick genommen werden sollten.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie?
Die zentrale Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie demonstriert. Die Arzneimittelversorgung muss überall und für alle Bürgerinnen und Bürger gut zugänglich sein. Aufgrund der während der Pandemie geltenden Sonderregelungen konnte eine effiziente Arzneimittelversorgung durch die Apotheken sichergestellt werden. Die Apotheken haben gezeigt, dass sie mit dieser Situation sehr verantwortungsvoll umgehen. Eine Überführung dieser temporär geltenden Erleichterungen in die Regelversorgung, um den Apotheken mehr Flexibilität zu ermöglichen, halten wir für unterstützenswert.
Weltweite Engpässe und Lieferverzögerungen haben uns zudem aufgezeigt, wie wichtig die verstärkte Kooperation und Konzentration auf Produktionsstätten innerhalb der EU für eine Sicherstellung der Grundversorgung von Arzneimitteln und Medizinprodukten ist. Neben der Verbesserung des Managements bei Lieferengpässen durch die Erweiterung der Austauschmöglichkeiten der Apotheken unterstützen wir auch den Aufbau von Produktionsstätten innerhalb der EU. Außerdem haben die zahlreichen Apothekerinnen und Apotheker sowie Beschäftigten in den niedersächsischen Apotheken während der Corona-Pandemie maßgeblich dazu beigetragen, dass es nicht zu einer Überlastung des Gesundheitssystems gekommen ist. Für ihren unermüdlichen Einsatz möchten wir uns bedanken!
In Niedersachsen ist im ersten Halbjahr 2022 keine neue Apotheke eröffnet worden – stattdessen machten 32 dicht. Wie will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung insbesondere in den ländlichen Regionen aufrechterhalten? Welche Konzepte oder alternativen Versorgungsmodelle zur Apotheke befürworten Sie? Wie bewerten Sie hierbei auch eine verstärkte Einbindung von Versandapotheken?
Eine wesentliche Säule unseres Gesundheitssystems ist die sichere und effektive Versorgung mit Arzneimitteln. Wir werden daher die unabhängige und vor allem wohnortnahe Arzneimittelversorgung für die Menschen in Niedersachsen gewährleisten und dabei die besondere Stellung und Bedeutung der Apotheken in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen. Eine große Chance bietet hier die Digitalisierung, mithilfe derer wir die Vor-Ort-Apotheken und die Arzneimittelversorgung weiterentwickeln und für die Zukunft fit machen werden. Niedersachsens Apotheken sollen zu einem wichtigen Akteur in der digitalen Versorgungsstruktur heranwachsen. Außerdem setzen wir uns für ein Versandhandelsverbot von verschreibungspflichtigen Medikamenten ein.
Welche Ideen hat Ihre Partei, den Nachwuchs in den Apotheken sicherzustellen und die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?
Um die Versorgung mit qualifizierten Apothekenleistungen sicherzustellen, werden wir 20 zusätzliche Studienplätze in der Pharmazie schaffen. Ein weiteres Problem ist die Nachwuchsgewinnung bei den PTA. Damit Niedersachsen nicht hinter andere Bundesländer zurückfällt, ist die baldige Schulgeldbefreiung in der PTA-Ausbildung wichtig. Im Rahmen der pandemischen Lage durften Apotheken im Falle nicht lieferbarer Medikamente ein anderes Medikament mit gleicher Wirkstoffkombination ausreichen, ohne Rücksprache mit dem Arzt halten zu müssen. Dies sollte aus unserer Sicht der Normalfall werden, da damit sowohl Vorteile für den Patienten und Zeitvorteile für die Apotheke verbunden sind. Entsprechend werden wir uns einsetzen.
Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge hat Ihre Partei, um diese auszubauen?
Durch die systematische Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgungsstrukturen wollen wir das bürgernahe, leistungsfähige und dezentrale niedersächsische Gesundheitswesen für alle Menschen weiter verbessern. Für uns als CDU in Niedersachsen ist es dabei besonders wichtig, die Gesundheitsversorgung flächendeckend und professionsübergreifend zu betrachten, da vor allem in Notfällen ein schnelles und professionelles Handeln aller Akteure von besonderer Wichtigkeit ist. Wir werden daher ein Förderprogramm für Gesundheits- und Versorgungszentren im ländlichen Raum aufsetzen und die Apotheke vor Ort als einen Lotsen im Gesundheitswesen etablieren, um als niedrigschwellige Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger fachlich und empathisch zu beraten.
Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie?
Die beiden Fragen werden im Zusammenhang beantwortet. In der Pandemie wurde deutlich, wie wichtig Apotheken als Ansprechpartner vor Ort sind. Insbesondere die Maskenverteilung hätte ohne die Unterstützung der Vor-Ort-Apotheken nicht funktioniert. Um die Vor-Ort-Apotheken zu stärken, sollte aus unserer Sicht überlegt werden, welche Leistungen der Apotheken gesondert vergütet werden können. So könnte z. B. die Beratung bei geriatrischen Patienten oder die Pflege der Medikationspläne bzw. auch Medikationsanalysen anders bezahlt werden. Zudem sollten die Kompetenzen und Kapazitäten von Apotheken im Kontext der Delegation von Leistungen ausgebaut werden. Insgesamt muss es bei der Stärkung der Vor-Ort-Apotheken darum gehen, mehr Leistungen gesondert zu vergüten, die eine Versandapotheke nicht anbieten kann. Das System der inhabergeführten Apotheken muss erhalten werden.
Gemeinsam mit den Menschen in Niedersachsen wollen wir unser Land nach vorne bringen. Deshalb haben wir zunächst in einem ebenso intensiven wie interaktiven Prozess Ideen mit unseren Mitgliedern, mit Verbänden und den Bürgerinnen und Bürgern in Niedersachsen ausgetauscht. Dafür sind wir sehr dankbar. Am 9. Juli 2022 auf dem Landesparteitag in Lingen haben wir unser Regierungsprogramm abschließend beraten und beschlossen. Nun freuen wir uns, dass wir allen Niedersächsinnen und Niedersachsen mit unserem Programm ein zukunftsgewandtes und innovatives Angebot für die kommenden fünf Jahre machen können.
In Niedersachsen ist im ersten Halbjahr 2022 keine neue Apotheke eröffnet worden – stattdessen machten 32 dicht. Wie will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung insbesondere in den ländlichen Regionen aufrechterhalten? Welche Konzepte oder alternativen Versorgungsmodelle zur Apotheke befürworten Sie? Wie bewerten Sie hierbei auch eine verstärkte Einbindung von Versandapotheken?
Mit dem neuen niedersächsischen Krankenhausgesetz gibt es erstmals eine Rechtsgrundlage für die
Einrichtung von Regionalen Gesundheitszentren als sektorenübergreifende Versorgungsform, die
sich insbesondere für den ländlichen Raum eignet. Wir wollen, dass regionale Gesundheitszentren
Anlaufstellen für alle Fragen der medizinischen und pflegerischen Versorgung werden. Dazu gehören
auch die Apotheken. Viele Menschen legen großen Wert auf eine persönliche Beratung vor Ort und
schätzen zusätzliche Serviceangebote in Apotheken. Versandapotheken können Vor-Ort-Apotheken
somit nicht ersetzen, sondern lediglich das Angebot ergänzen.
Welche Ideen hat Ihre Partei, den Nachwuchs in den Apotheken sicherzustellen und die
Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?
Um die pharmazeutischen Berufe attraktiver zu gestalten, ist aus unserer Sicht ein Maßnahmenbündel notwendig. Dazu gehört eine moderne und zukunftsgerichtete Ausbildung nebst bundesweitem Verzicht auf Schulgeld (insbesondere bei den PTAs) im Verbund mit einer zeitgemäßen Ausweitung der heilberuflichen Kompetenzen. Darüber hinaus befürworten wir Grüne eine angemessene Vergütung. Zusätzlich halten wir attraktive und familiengerechte Arbeitsbedingungen für nötig. Das beinhaltet auch eine Stärkung kooperativer Versorgungsstrukturen, damit Apothekerinnen und Apotheker mit anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten und ihre pharmazeutischen Kompetenzen einbringen können.
Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger.
Welche Vorschläge hat Ihre Partei, um diese auszubauen?
Wir wollen einerseits interdisziplinäre und sektorenübergreifende Versorgungsformen stärken (siehe
Antwort auf Frage 1), andererseits halten wir die Gesundheitsregionen für ein wichtiges Instrument,
um eine gute medizinische Versorgung vor Ort sicherzustellen und einen Austausch unter den
einzelnen Akteurinnen und Akteuren zu ermöglichen.
Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Wir wollen den Apotheken künftig weitere heilberufliche Aufgaben übertragen, insbesondere beim
Arzneimittelmanagement, bei der verstärkten pharmazeutischen Beratung, bei der
Arzneimitteltherapiesicherheit sowie in bestimmten Fällen auch bei Impfungen.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-
Pandemie?
Die andauernden Lieferengpässe bei Arzneimitteln beobachten wir mit großer Sorge. Bei einer akut drohenden Unterversorgung sollten entsprechende Gegenmaßnahmen auf Bundesebene ergriffen werden. Grundsätzlich unterstützen wir das Bestreben, die Arzneimittelproduktion nach Europa zurückzuverlagern. Entsprechende Ansiedlungen von Unternehmen unterstützen wir in Niedersachsen.
In Niedersachsen ist im ersten Halbjahr 2022 keine neue Apotheke eröffnet worden, stattdessen machten 32 dicht. Wie will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung insbesondere in den ländlichen Regionen aufrechterhalten? Welche Konzepte oder alternativen Versorgungsmodelle zur Apotheke befürworten Sie? Wie bewerten Sie hierbei auch eine verstärkte Einbindung von Versandapotheken?
Wer in Niedersachsen auf dem Land lebt, muss die Unterversorgung im medizinischen Bereich oftmals direkt erleben: Es gibt immer weniger Arztpraxen und Apotheken. Eine medizinische Grundversorgung nah am Wohnort ist vielerorts inzwischen nicht mehr vorhanden. Das wollen wir ändern, denn die Versorgung mit Vor-Ort-Apotheken muss grundsätzlich sichergestellt werden. Wir sehen hier auch die Städte und Kommunen sowie das Land in der Pflicht. Wir schlagen in unserem Wahlprogramm für den Bereich der ärztlichen Versorgung zum Beispiel kommunale Versorgungszentren und Polikliniken vor. Dort könnten Apotheken sinnvollerweise ebenfalls angesiedelt sein.
Zur Versorgung mit Medikamenten schlagen wir zudem die Einführung von barrierefreien Shuttle-Services zu den Apotheken vor, die vom Land gefördert werden könnten. Versandapotheken sehen wir dagegen weiterhin kritisch, da unter anderem so die Beratung durch die Apothekerinnen und Apotheker erschwert wird. Die Linke setzt sich seit Jahren im Bund für inhabergeführte Apotheken vor Ort ein.
Welche Ideen hat Ihre Partei, den Nachwuchs in den Apotheken sicherzustellen und die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?
Niedersachsen braucht dringend mehr Studienplätze für Pharmazie und ausreichend Laborplätze an der Universität in Braunschweig. Auf diesen Mangel wies im September 2022 völlig zurecht die Apothekerkammer Niedersachsen hin. Hier könnte das Land in seinem Verantwortungsbereich konkret eine Verbesserung erreichen. Um mehr Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten auszubilden, müsste vor allem das in Niedersachsen noch immer erhobene Schulgeld abgeschafft werden. Das würde die Ausbildung deutlich attraktiver machen.
Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge hat Ihre Partei, um diese auszubauen?
Die Linke schlägt vor, verstärkt auf kommunale Versorgungszentren und Polikliniken zu setzen, in denen dann auch zum Beispiel neben Ärztinnen und Ärzte auch Therapeutinnen und Therapeuten, ambulante Pflegedienste eben auch Apotheken untergebracht sein können. Patientinnen und Patienten sowie Kundinnen und Kunden hätten somit weniger und kürzere Wege.
Welche weiteren Aufgaben / Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Niedrigschwellige Angebote der Gesundheitsberatung und Prävention könnten Apotheken übernehmen – gerade auch als Antwort auf die rückgängige Zahl von Arztpraxen in ländlichen Räumen. Zudem könnten Apotheken noch stärker in den Bereich der Medikamenteneinnahme oder das Anbieten von Schulungen und Informations-Veranstaltungen mit einbezogen werden.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie?
Die Corona-Pandemie hat die Ungleichheiten in der Gesellschaft und die Mängel des Gesundheitssystems noch deutlicher hervortreten lassen – auch im Bereich der Versorgung mit Arzneimitteln oder medizinischen Verbrauchsgütern. Eine Lehre muss daher sein, dass die Politik und die Gesellschaft hierauf künftig ein größeres Augenmerk legt und mehr in die Arzneimittelversorgung investiert werden muss. Dazu könnte zum Beispiel eine Kommission im künftigen Landtag dienen, die Empfehlungen für die Landespolitik und die Kommunen erarbeitet, um die Versorgung mit Arzneimitteln und medizinischem Verbrauchsmaterial zu stärken und auszubauen.
In Niedersachsen ist im ersten Halbjahr 2022 keine neue Apotheke eröffnet worden, stattdessen machten 32 dicht. Wie will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung insbesondere in den ländlichen Regionen aufrechterhalten? Welche Konzepte oder alternativen Versorgungsmodelle zur Apotheke befürworten Sie? Wie bewerten Sie hierbei auch eine verstärkte Einbindung von Versandapotheken?
Apotheken sind für uns ein wichtiger Teil der Daseinsfürsorge. Sie haben während der Pandemie unter Beweis gestellt, dass sie zur Versorgung der Bevölkerung vor Ort unverzichtbar sind. Beispielsweise stellen sie in ihren Laboratorien Desinfektionsmittel her, managen mit pharmazeutischem Sachverstand Engpässe in der Lieferkette von Arzneimitteln und leisten durch Botendienste bis an die Wohnungstür einen erheblichen Beitrag zur Arzneimittelversorgung. Wir Freie Demokraten werden uns daher für faire Rahmenbedingungen im Wettbewerb zwischen inländischen Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken einsetzen. Wir sind der Auffassung, dass die freie Apothekenwahl jederzeit gewährleistet sein muss. Dabei wollen wir auch mehr Wertschätzung für das Angebot von Beratungsleistungen vor Ort.
Zu einem attraktiven Angebot gehört auch eine angemessene Vergütung. Ein guter Weg wäre es, Beratungsleistungen differenzierter zu vergüten. Aufwendige Beratungen sollten gegenüber einfachen Medikamentenabgaben ohne wesentliche Beratungsleistungen besser vergütet werden. Zusätzlich müssen die Nacht- und Notdienste angemessen honoriert werden. Das stärkt die Vor-Ort-Apotheken, die wir für die Versorgung dringend benötigen. Um die Attraktivität des Berufes zu erhöhen, wollen wir zudem einen Bürokratieabbau vollziehen, der den Beschäftigten mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit bringt.
Welche Ideen hat Ihre Partei, den Nachwuchs in den Apotheken sicherzustellen und die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?
Für den Erhalt der Apotheken sind besonders junge Nachwuchskräfte entscheidend, die sich dafür entscheiden, in den ländlichen Raum zu ziehen. Dafür sind nicht nur die Apotheken als Arbeitgeber gefragt. Neben der allgemeinen Personalgewinnung müssen auch Betriebsübergaben mitgedacht werden, gerade bei Apotheken sind die Vorrausetzungen für eine Übergabe hoch. Deshalb müssen geeignete Bewerberinnen und Bewerber bei der Übergabe besser unterstützt werden. Wir sprechen uns daher für eine Stärkung der Informations- und Beratungsangebote aus, sodass eine zielgerichtete Vermittlung erfolgen kann. Zur Sicherstellung der Versorgung wollen wir auch die Zahl der Studienplätze erhöhen. Dieser Schritt ist unserer Ansicht nach überfällig und die Fraktion der Freien Demokraten im Landtag hatte in ihren Anträgen zum Landeshaushalt in der laufenden Legislaturperiode immer mehr Studienplätze eingeplant.
Als ganzheitliche Aufgabe müssen wir den ländlichen Raum attraktiver gestalten, etwa durch die Bereitstellung einer flächendeckenden digitalen Infrastruktur und durch verlässliche Mobilitätsangebote, hier wurde in den letzten Legis-laturperioden viel versäumt.
Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge hat Ihre Partei, um diese auszubauen?
Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass auch weiterhin die Freien Berufe im Gesundheitswesen gestärkt werden. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Heilmittelerbringerinnen und Heilmittelerbringer sowie Hebammen und Geburtshelfer müssen in medizinischen Fragen autonom und frei von Weisungen Dritter entscheiden können. Denn die Therapiefreiheit der Behandlung ohne Budgetierungszwang kommt den Patientinnen und Patienten zugute.
Wir wollen zudem die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranbringen. Die Digitalisierung hat das Potenzial, den Arbeitsalltag von allen Gesundheitsakteurinnen und -akteuren zu erleichtern. Allerdings hinkt Deutschland bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich weit hinterher. Die Vernetzungsprozesse zwischen Ärztinnen und Ärzten, Kliniken, Rettungsdiensten, Pflegeeinrichtungen, Apotheken sowie Patientinnen und Patienten müssen digital ausgestaltet sein, um eine schnelle Verfügbarkeit der Patientinnen- bzw. Patientendaten sicherzustellen. Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens muss die Datensicherheit selbstverständlich gewährleistet bleiben.
Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Im Falle einer Legalisierung von Cannabis wären die Vor-Ort-Apotheken ein möglicher wichtiger Anlaufpunkt für eine kontrollierte Abgabe. Genau in der spezifischen und individuellen Beratungsleistung und dem sensiblen Umgang liegt der Vorteil von Vor-Ort-Apotheken.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie?
Die europäische Arzneimittelversorgung muss von der EU besser koordiniert und als Frage von strategischer Bedeutung verstanden werden. Wir setzen uns daher dafür ein, dass mehr Produktionskapazitäten in die EU zurückverlegt werden, indem wir Investitionsförderungen zu diesem Zweck bereitstellen. Bei drohenden Versorgungsengpässen braucht es zudem ein koordiniertes europäisches Handeln.
In Niedersachsen ist im ersten Halbjahr 2022 keine neue Apotheke eröffnet worden – stattdessen machten 32 dicht. Wie will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung insbesondere in den ländlichen Regionen aufrechterhalten? Welche Konzepte oder alternativen Versorgungsmodelle zur Apotheke befürworten Sie? Wie bewerten Sie hierbei auch eine verstärkte Einbindung von Versandapotheken?
Die AfD steht für den freien Wettbewerb. Er muss jedoch fair sein, insbesondere was die steuerlichen Aspekte betrifft. Die stationären Apotheken sollten verstärkt damit punkten, eigene Arzneimittel und Tinkturen mit hoher Qualität herzustellen und dem Menschen anzubieten. Individuelle Kundenwünsche zu erfüllen, sind eine erfolgsversprechende Marktnische. Für Qualitätsprodukte sind die Menschen zu Recht bereit, mehr auszugeben.
Welche Ideen hat Ihre Partei, den Nachwuchs in den Apotheken sicherzustellen und die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?
Alle Bereiche klagen über einen Nachwuchsmangel. Es liegt an jedem Berufsstand, seine Vielschichtigkeit darzulegen und damit junge Leute für diesen Berufstand zu gewinnen und Vorurteile abzubauen. Ein Apotheker ist mehr als nur ein Pillenverkäufer.
Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge hat Ihre Partei, um diese auszubauen?
Gemeinsame Versorgungszentren von Ärzten und Apothekern, sodass Hand in Hand zusammengearbeitet werden kann.
Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Beratungsdienstleistungen in der Gesundheitsvorsorge. Ich sage nur »gesunde und ausgewogene Ernährung«.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie?
Die AfD fordert seit Jahren mehr Souveränität für Deutschland in allen Lebensbereichen. Zurzeit sind etwa 250 Medikamente nicht lieferbar. Wer auf Dauer billig, sprich im Ausland einkauft, macht sich abhängig. Essentielle Medikamente müssen wieder in Deutschland produziert werden. Die Rahmenbedingungen dafür muss die Politik umgehend erlassen. Deutschland galt mal als Apotheke der Welt, dahin sollten wir uns wieder hinentwickeln.