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Demenzrisiko

Welche Rolle spielen Blutdruckschwankungen?

Für eine bessere Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen und Demenz sollte in Zukunft die Blutdruckvariabilität stärker in den Blick genommen werden. Das legen die Ergebnisse einer aktuellen Studie australischer Wissenschaftler nahe.
Wiebke Gaaz
19.10.2023  14:30 Uhr

Ein Ansatz zur Prävention von Gefäßerkrankungen und Demenz ist die Kontrolle eines zu hohen Blutdruckes. Das kardiovaskuläre Risiko hängt aber nicht allein von der Höhe des Blutdrucks ab: Bekannt ist, dass unnormale nächtliche Blutdruckmuster, beispielsweise ein fehlender Abfall der Werte um 10 bis 20 mmHg in der Nacht, sowie übertrieben starke Blutdruckanstiege in den frühen Morgenstunden das Risiko erhöhen. Weniger gut verstanden ist die Beziehung zwischen Blutdruckschwankungen (BPV, Blood Pressure Variability) und Kognition. Ihr gingen nun Forschende um Daria Gutteridge von der University of South Australia in einer Fallstudie nach und veröffentlichten die Ergebnisse im Fachjournal »Cerebral Circulation – Cognition and Behaviour«.

Das Team rekrutierte für seine Untersuchung 70 ältere Menschen zwischen 60 und 80 Jahren (zwei Drittel weiblich) ohne Anzeichen für Demenz und ließ sie eine Testreihe zur kognitiven Leistungsfähigkeit absolvieren. Der Blutdruck wurde mit einer ambulanten Langzeitmessung über 24 Stunden aufgezeichnet und die Teilnehmenden maßen über vier Tage jeweils morgens und abends selbst ihren Blutdruck. Während dieser Zeit sollten sie ihren normalen Alltag leben, allerdings auf intensive körperliche Aktivitäten verzichten. Außerdem wurde die Steifigkeit ihrer Arterien mittels Pulswellenanalyse und der Zustand der Gehirnarterien mittels transkranieller Dopplersonografie beurteilt.

Schwankender Blutdruck korreliert mit Gefäßsteifigkeit 

Grundsätzlich war eine höhere systolische und diastolische BPV im Tagesverlauf sowie über mehrere Tage mit einer verringerten kognitiven Leistungsfähigkeit verbunden, und zwar unabhängig vom mittleren Blutdruck. Genauer gesagt, zeigten Studienteilnehmer mit einer hohen mittelfristigen BPV häufiger verringerte Leistungen der exekutiven Funktion (beispielsweise das Setzen von Zielen, strategische Handlungsplanung, Entscheidungen treffen und Selbstkontrolle). Eine kurzfristige BPV wurde eher mit Einbußen bei der Aufmerksamkeit und der psychomotorischen Geschwindigkeit in Zusammenhang gebracht.

Die Forschenden beobachteten zudem, dass stärkere Schwankungen im systolischen Blutdruck mit einer zunehmenden Steifigkeit der Arterien assoziiert waren. Sie vermuten, dass den verschiedenen Typen der Blutdruckvariabilität unterschiedliche biologische Mechanismen zugrunde liegen und dass sowohl systolische als auch diastolische Blutdruckschwankungen eine Rolle für die kognitive Leistungsfähigkeit von älteren Menschen spielen.

Die BPV scheint mit einer höheren Sensitivität den Zusammenhang zwischen zunehmender Versteifung der Arterien und verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit anzeigen zu können als zirkadiane Blutdruckmessungen. Da diese Zusammenhänge bei älteren Menschen ohne klinisch relevante kognitive Einschränkungen gefunden wurden, schließen die Forschenden, dass die BPV zukünftig als früher klinischer Marker für drohende neurologische Erkrankungen dienen könnte.

Zu den Limitationen der Studie gehören die kleine Studiengröße von 70 Teilnehmenden, die möglicherweise ein höheres Bildungsniveau und kognitive Funktionen aufweisen als der Bevölkerungsdurchschnitt, schreiben die Autoren. Zudem merken sie an, dass die Ergebnisse der Studie eine Korrelation beschreiben. Eine umgekehrte Kausalität könne nicht ausgeschlossen werden, da es möglich sei, dass strukturelle Veränderungen im Gehirn, die mit kognitiven Defiziten einhergehen, ursächlich für Blutdruckschwankungen sein könnten. Dennoch zeigten weitere Studien in Richtung der zuvor postulierten Hypothese.

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