Pharmazeutische Zeitung online
Landtagswahl 2021

Welche Partei punktet in BaWü bei den Apothekern?

Rund 7,7 Millionen Bürger dürfen in Baden-Württemberg am 14. März ihre Favoriten für den neuen Landtag wählen. Welche Ziele haben die größten Parteien mit Blick auf die Arzneimittelversorgung und der Apotheke-vor Ort? Die PZ hat nachgefragt.
Ev Tebroke
12.03.2021  12:00 Uhr

Am 14. März ist es soweit: Dann können in Baden-Württemberg rund 7,7 Millionen über ihre politischen Vertreter für die nächsten fünf Jahre im Landtag abstimmen. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es in BaWü keine Landeslisten und keine Zweitstimme. Wer in den Landtag einziehen möchte, muss in einem der 70 Wahlkreise also die Direktwahl gewinnen. Damit die Sitzverteilung das Verhältnis der Wahlstimmen für die Parteien abbildet, werden Zweitmandate zugeteilt. Berücksichtigt werden nur Parteien, die über die 5-Prozent-Hürde kommen. Als Favoriten gelten laut Umfrage von infratest dimap (Stand 4.März) erneut die Grünen (33 Prozent) und die CDU (25 Prozent). Die AfD kam zuletzt auf 12 Prozent, die SPD und FDP jeweils auf 10 Prozent, die Linkspartei lag zuletzt bei 4 Prozent. Die restlichen Parteien kamen insgesamt auf 6 Prozent.

Für die Grünen geht erneut der amtierende Ministerpräsident Winfried Kretschmann ins Rennen. Bei der CDU kandidiert die derzeitige Kultusministerin Susanne Eisenmann. Für die AfD stellt sich der AfD-Fraktionsvorsitzende Bernd Gögel zur Wahl. Die SPD setzt ebenfalls auf ihren Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Andreas Stoch. Für die FDP tritt ihr Landtags-Fraktionsvorsitzender Hans-Ulrich Rülke an. Für die Linke kandidiert Sahra Mirow, Landesvorsitzende der baden-württembergischen Linken.

Welche Ziele verfolgen die jeweiligen Parteien hinsichtlich der Arzneimittelversorgung und der Weiterentwicklung der Vor-Ort-Apotheken? Die PZ hat dazu einen Fragenkatalog an die Parteien geschickt. Hier sind die Antworten. 

Das sagen die Grünen: 

In Baden-Württemberg schließen immer mehr Vor-Ort-Apotheken auf dem Land. Was wollen Sie dagegen tun?

Wenn die Apothekenzahl stetig sinkt, wie wollen Sie die Arzneimittelversorgung auf dem Land aufrechterhalten? Welche Konzepte befürworten Sie?

(Gebündelte Antwort)

Für uns Grüne ist klar: Eine patientennahe, flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln durch Apotheken ist unverzichtbar. Leider ist dies in der Fläche nicht überall gegeben. Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Es gilt, die Vergütungen und Rahmenbedingungen für Apotheker*innen so zu reformieren, dass eine Versorgung überall sichergestellt ist – in der Stadt genauso wie auf dem Land. Gerade ältere Bürger*innen und akuterkrankte Menschen sind auf eine Apotheke vor Ort angewiesen. Hier muss auf Bundesebene dringend nachjustiert werden, um das Problem an der Wurzel anzugehen. Die Grüne Bundestagsfraktion hat 2019 den Antrag zur »Sicherung einer patientennahen und bedarfsgerechten Arzneimittelversorgung durch Apotheken« gestellt. Darin haben wir Grüne einen umfangreichen Maßnahmenkatalog dargelegt, der eine flächendeckende Apotheken-Versorgung garantieren soll. Dies ist wichtig, da Apotheker*innen als Expert*innen der Arzneimittelversorgung ein deutliches Plus bedeuten – bei der Behandlungsqualität und der Arzneimittelsicherheit. Zudem verhindern Apotheker*innen durch ihre Beratung mögliche Fehlmedikationen. Ein zentraler Vorschlag aus dem Antrag: Die Höhe der packungsabhängigen Vergütung für verschreibungspflichtige Arzneimittel soll an den Umsatz der abgebenden Apotheke gekoppelt werden. Damit wollen wir der Konzentration auf wenige große (Versand-)Apotheken entgegenwirken und kleinere, versorgungsrelevante Apotheken entlasten.

 Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge haben Sie, um diese auszubauen?

Den Vor-Ort-Apotheken fehlt der Nachwuchs. Welche Ideen haben Sie, um die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?

Wo sehen Sie künftig die Rolle der Vor-Ort-Apotheken in der Arzneimittelversorgung?

(Gebündelte Antwort)

Die politischen Entscheidungen, die für Apotheker*innen relevant sind, werden auf Bundesebene getroffen. Die föderalen Entscheidungskompetenzen können hier aber die Grundlage für bedarfsgerechte Strukturen legen, die auf zukunftsweisende Arbeitsfelder für Apotheker*innen abzielen. In Baden-Württemberg haben wir das bundesweit einmalige und viel beachtete Modellprojekt der »Sektorenübergreifenden Versorgung« umgesetzt. Ziel ist es, die sektorale Trennung schrittweise aufzuheben und die Zusammenarbeit der beteiligten Bereiche besser zu vernetzen. Dazu gehören: Gesundheitsförderung, Prävention, Kuration, Rehabilitation, Pflege, Arzneimittelversorgung sowie gesundheitliche und soziale Versorgung. Durch die engere Vernetzung können wir die gesundheitliche Versorgung der Patient*innen verbessern und unnötige Doppelstrukturen im Gesundheitswesen abbauen. Dadurch schaffen wir in Baden-Württemberg die Grundlage dafür, dass Apotheker*innen mit ihrer Kompetenz stärker in die gesundheitliche Versorgung einbezogen werden. Dies betrifft insbesondere Fragen des Medikationsplans, der Auswahl des Arzneimittels und des Medikationsmanagements, aber auch generelle Fragen zu Prävention und Pharmazeutik. Auf diese Weise schaffen wir weitere Anreize für den Beruf der Apothekerin bzw. des Apothekers und machen ihn attraktiver – mit den Mitteln, die uns im Land zur Verfügung.

Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?

Wir Grüne haben im Land Akzente gesetzt, damit Apotheker*innen im Rahmen der Förderung sektorenübergreifender Strukturen mehr Aufgaben übernehmen. Denn unser Ziel muss es sein, auch in Zukunft eine bedarfsgerechte Patient*innenversorgung zu gewährleisten. Entsprechend brauchen wir diese Expertise – angesichts neuer Therapiemöglichkeiten, der individualisierten Medizin, des steigenden Anteils älterer und chronisch erkrankter Menschen. Darüber hinaus fordern wir Grüne im Bund, die heilberuflichen Kompetenzen der Apotheker*innen gezielter zu honorieren. Wir wollen ihnen eine stärkere Rolle zuschreiben – insbesondere beim Medikationsmanagement von Patient*innen mit chronischen und Mehrfacherkrankungen. Für diese zusätzlichen Dienstleistungen, die über die Abgabe von Arzneimitteln hinausgehen, müssen zusätzliche Finanzmittel bereitgestellt werden.

 Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren ziehen Sie aus der Corona-Pandemie?

In der Corona-Pandemie sind wir mit einem gewissen Paradox konfrontiert: Einerseits zeigt sich deutlich, dass die Apotheker*innen mit großem Engagement und Einsatz zur Bekämpfung der Pandemie beitragen. Ein flächendeckendes Netz an Apotheken ist in einer solchen gesundheitlichen Krisensituation unerlässlich. Die Bürger*innen haben so einen niederschwelligen Zugang zu Masken, Schnelltests oder Desinfektionsmitteln. Anderseits aber haben in der Corona-Pandemie vor allem Online- und Versandapotheken großen Zulauf. Deshalb ist es wichtig, dass die Bundesregierung die erwähnten Vorschläge zur Reformierung der Vergütungsstrukturen aufgreift. Es gilt, kleinere Apotheken zu stärken. Die Zentralisierung und die Konzentration auf große Versandapotheken dürfen sich durch die Pandemie nicht verschärfen.

Das sagt die CDU:

(Gebündelte Anwort)

In der Arzneimittelversorgung kommt den Apotheken vor Ort unverändert eine Schlüsselrolle in Versorgung und Beratung zu. Ergänzt um Angebote im Netz und eine zu gründende »Initiative Arzneimittelforschung und -produktion made in Baden-Württemberg« wollen wir die Versorgungssicherheit verbessern und einen weiteren Beitrag zum Gesundheitsstandort leisten.

Wir werden digitale Möglichkeiten der Versorgung, von Online-Sprechstunde bis zur telemedizinischen Behandlung und zum Online-Konsil, befördern und finanziell unterstützen. Hindernisse bei kooperativen Praxisformen und die Möglichkeit zur kleinräumigeren Bedarfsplanung werden wir prüfen und uns für flexiblere Lösungen stark machen.

Wir wollen mit zielgenauen Investitionsanreizen die Gesundheitswirtschaft als weitere Leitindustrie im Land etablieren. Die Förderung von Einzelmaßnahmen durch das existierende »Forum Gesundheitsstandort« reicht hierfür nicht aus. Stattdessen braucht es eine »Gesundheitswirtschaftspolitik« aus einem Guss, die alle Akteure im Gesundheitswesen die gesundheitliche, pflegerische und medizinische Versorgung sowie die Wirtschaft zu einem Miteinander statt Nebeneinander verbindet. Die »Zentren für Personalisierte Medizin« müssen zum Ausgangspunkt einer wissensgenerierenden vernetzten Versorgung werden. Aufbauend auf der ebenfalls existierenden »Baden- Württemberg Cloud« wollen wir das Land zum Spitzenreiter bei modernster datenbasierter Versorgung machen. Mit Gesundheits-KI »made in Baden-Württemberg« kann das Land eine international führende Position einnehmen. Mit uns wird Baden-Württemberg zur Werkstatt für digitale Gesundheitsanwendungen.

Der Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen gefährdet die Leistungsfähigkeit des gesamten Systems. Um dem Fachkräftemangel dauerhaft entgegenzuwirken, wollen wir mit einem neu zu schaffenden landesweiten Leitbild »Gesunde Berufe« Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Ausbildung ergreifen. Zusammen mit dem Bund wollen wir die Schulgeldfreiheit für Gesundheitsberufe unter Beteiligung der Krankenkassen erreichen.

 Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren ziehen Sie aus der Corona-Pandemie?

Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Unsere Liefer- und Produktionsketten sind nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Gerade im Bereich medizinsicher oder pharmazeutischer Güter wirken sich diese Lieferunsicherheiten direkt auf die Versorgungssicherheit bei uns aus. Für die Zukunft treten wir deshalb für ein Europa ein, das sich aus eigener Kraft mit Gütern der Daseinsvorsorge versorgen kann. »Made in Europe« muss für solche Produkte möglich werden.

Das sagt die AfD:

In Baden-Württemberg schließen immer mehr Vor-Ort-Apotheken auf dem Land. Was wollen Sie dagegen tun?

Für die Gewährleistung der flächendeckenden und qualifizierten Versorgung mit Arzneimitteln müssen insbesondere die inhabergeführten Apotheken erhalten bleiben. Dies ist gerade für strukturschwache Regionen von Bedeutung, wo die Apotheke oder der Arzt im Ort zu den wesentlichen Voraussetzungen für eine regionale Strukturpolitik gehören.

Im Wesentlichen finanzieren sich die Apotheken durch den Handel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Dieses Geschäftsfeld wird durch ausländische Versandapotheken bedroht, die im Gegensatz zu den inländischen Apotheken Boni und Rabatte gewähren dürfen und keine Kosten für Nachtdienste und Rezepturen haben. Damit entsteht ein deutlicher Wettbewerbsnachteil der einheimischen Apotheken. Deutschland gehört zu den sieben von 28 EU-Staaten, die den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln zum Nachteil der eigenen Apotheken erlaubt haben. Der Großteil der EU-Länder hat aus guten Gründen den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten nicht erlaubt. Auch wir lehnen den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland ab.

Auch der Abbau der überbordenden Bürokratie im Gesundheitswesen gehört seit Jahren zu den Forderungen aller Parteien und aller Beteiligter im Gesundheitswesen. Geschehen ist in diesem Zeitraum so gut wie nichts. Ein auf Landesebene paritätisch von Kostenträgern und Leistungserbringern besetzter Entbürokratisierungsausschuss, an dem auch die politischen Parteien zu beteiligen wären, könnte wesentlich zu einer Entlastung aller Einrichtungen im Gesundheitswesen beitragen.

Wenn die Apothekenzahl stetig sinkt, wie wollen Sie die Arzneimittelversorgung auf dem Land aufrechterhalten? Welche Konzepte befürworten Sie?

Der flächendeckenden medizinischen Versorgung kommt bei allen Bemühungen, eine bevölkerungspolitische Ausdünnung des ländlichen Raumes zu verhindern, eine erhebliche Bedeutung bei. Sie gehört damit (ebenso wie Verkehrs- und Bildungseinrichtungen) zur ländlichen Strukturpolitik, die Aufgabe des jeweiligen Bundeslandes sein muss. Strukturpolitische Maßnahmen wären jedoch zumindest teilweise aus den entsprechenden Landesmitteln zu bestreiten, nicht ausschließlich durch die Krankenkassen bzw. durch den Beitragszahler. Letztlich benötigt jede Apotheke auch einen Arzt. Wo eine Arztpraxis geschlossen wird, stirbt auch die Apotheke mit.

Die AfD will daher die Botendienste der öffentlichen Apotheken sichern und ausbauen. Die Botendienste bieten den Kranken einen schnelleren Zugriff auf wichtige Arzneimittel als der Versandhandel.

Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge haben Sie um diese auszubauen?

Wir befürworten ein flächendeckendes Netz von Bereitschaftsdiensten, das personell auch aus den Ballungsräumen zu verstärken ist.

Den Vor-Ort-Apotheken fehlt der Nachwuchs. Welche Ideen haben Sie, um die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?

Damit uns die Berufseinsteiger nicht verloren gehen, müssen wir an der Attraktivität des Vor-Ort-Apotheker-Berufs arbeiten. Dazu gehört die optimale ländliche Infrastruktur, deren Ausbau und Modernisierung, insbesondere der Erhalt der Landarztpraxen. In die Selbständigkeit zu gehen, ist ein bedeutender Schritt, der gut überlegt sein muss, insbesondere, wenn man bedenkt, wie bürokratisch das vorher und nachher ist. Deshalb müssen diese Prozesse unbedingt entbürokratisiert werden. Dadurch wird es auch wieder möglich sein, die jährlich 2200 Absolventen für eine Selbstständigkeit zu begeistern.  Wir begrüßen auch die Entscheidung von 2019, das Schulgeld für nichtakademische Gesundheitsberufe, also auch für PTA, abzuschaffen.

Wo sehen Sie künftig die Rolle der Vor-Ort-Apotheken in der Arzneimittelversorgung?

Apotheken kommt in der örtlichen Versorgung der Bevölkerung generell eine bedeutende Rolle zu. Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln ist elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge und muss entsprechend sichergestellt werden. Die AfD möchte die Vor-Ort-Apotheken stärken und setzt sich für den Erhalt der Solitär-Apotheken ein. Eine verlässliche medizinische Versorgung sowie pharmazeutische Betreuung sind zentrale Standortfaktoren, damit Menschen ihren Lebensmittelpunkt im ländlichen Raum aufrechterhalten oder neu finden können.

Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?

In die aktuelle Diskussion wurde eingebracht, dass zukünftig auch Apotheker Impfungen durchführen sollen. Vor jeder Impfung ist jedoch die gründliche Untersuchung und Beratung des Patienten erforderlich, die nur ein Arzt durchführen kann. Insbesondere ist es zwingend erforderlich, dass die impfende Person auch in der Lage ist, sofortige Hilfe bei akut auftretenden Nebenwirkungen zu leisten. Dies kann auch nur ein entsprechend ausgebildeter Arzt. Aus diesen Gründen lehnen wir es ab, die Impfung von Apothekern ausführen zu lassen.

Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren ziehen Sie aus der Corona-Pandemie?

Lieferengpässe bei der Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten und deutliche Mängel in der Arzneimitteversorgung sind schon seit längerem Realität. Es ist gesetzlich sicherzustellen, dass Arzneimittel, die in Deutschland in Verkehr gebracht werden, nur innerhalb der EU, Großbritannien, USA, Kanada oder der Schweiz produziert werden. Dies schließt alle im Zusammenhang mit dem Arzneimittel stehenden Produktionsvorstufen ein, also auch Rohprodukte, Hilfsstoffe, Umverpackungen und Beipackzettel.

Der Arzneimittelgroßhandel in Deutschland wird verpflichtet, mindestens die Menge des durchschnittlichen Zweimonatsbedarfs bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln vorrätig zu halten. Daneben befürworten wir zur Standortsicherung Deutschland die Abschaffung der Importquote für Apotheken, die nur zu geringen Kosteneinsparungen führt, dafür aber die Gefahr von Medikamentenfälschungen in sich birgt und dazu noch einen erheblichen bürokratischen Aufwand verursacht.

Das sagt die SPD:

(Gebündelte Antwort)

Die SPD im Bundestag hat im letzten Jahr das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken mit auf den Weg gebracht und beschlossen. In der Anhörung wurde das Vorhaben von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände als »tragfähige Grundlage für eine nachhaltig und spürbar gestärkte Arzneimittelversorgung« gewertet. Mit dem Gesetz wurden neue pharmazeutische Dienstleistungen eingeführt und zusätzlichen finanziellen Spielraum für die Apotheken geschaffen. Die pharmakologische Kompetenz der Apotheker*innen wird zukünftig besser einbezogen und die Vergütung des Botendienstes verstetigt. Wir hoffen, dass sich dies auch in der Umsetzung bewährt. Gesetzgeberisch nicht umsetzen ließ sich ein Versandhandelsverbot, nicht weil es keine Mehrheiten gegeben hätte, sondern weil es europarechtlich nicht haltbar gewesen wäre. Aber der Nachteil der Vor-Ort-Apotheken gegenüber den Versandapotheken wurde durch den jetzt vorgeschriebenen gleichen Preis für verschreibungspflichtige Arzneimittel für gesetzlich Versicherte weiter ausgeglichen.

Zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung in dünn besiedelten Räumen sind zusätzliche und neuartige Verbesserungen nötig – etwa mit digitalen Rezeptsammelstellen oder über das E-Rezept. Ländliche Gemeinden oder Gemeindezusammenschlüsse können die Ansiedlung bzw. den Erhalt von Apotheken mit guten Standortangeboten gemeinsam mit Arztpraxen, Pflegeheimen oder Therapeuten etwa in Gesundheitszentren fördern. Das unterstützen wir gern in der Landespolitik.

Ebenso wie die allein geführte Landarztpraxis für Ärzt*innen ist auch die Apotheke auf dem Land, bei der der Inhaber täglich von 8 bis 19 Uhr hinter dem Tresen steht und zusätzlich noch den Notdienst verrichtet sowie sein eigener Buchhalter ist, nicht mehr das, was die Mehrheit der jungen Apotheker*innen anstrebt. Deshalb werden die neuen Apothekenformen neben den herkömmlichen voraussichtlich bedeutender werden. Das erweitert auch die Angebotspalette, als Apotheker*in in der direkten Patientenversorgung zu arbeiten. Die fortschreitende Digitalisierung in der Medizin wird auch die Arbeit der Vor-Ort-Apotheken verändern. Die größeren Zukunftsperspektiven sehen wir, wenn sich die beteiligten Berufsgruppen dabei an die Spitze stellen.

Im Hinblick auf die Corona-Pandemie können wir feststellen, dass das deutsche Gesundheitssystem zwar sehr stark belastet war, aber sich als leistungsfähiger erwiesen hat als das vergleichbarer Staaten. Auch die Apotheker*innen haben ihren Teil dazu beigetragen. Aktuell geht es etwa darum, den Impfstoff mehr über die herkömmlichen Lieferketten zu den Hausarztpraxen zu bekommen, wenn diese in größerem Maße in das Impfen einbezogen werden. Und in naher Zukunft wollen wir auch das ändern, was nicht so gut geklappt hat. Im Hinblick auf die Arzneimittelversorgung und die Schutzausstattung wollen wir uns insbesondere die Abhängigkeit von weit entfernten Produktionsstätten etwa in China und die entsprechenden Handelswege ansehen. Es darf nicht wieder passieren, dass so große Lieferprobleme etwa bei wichtigen Arzneimitteln oder Bestandteilen davon sowie zum Beispiel bei medizinischen Masken entstehen.

Das sagt die FDP:

In Baden-Württemberg schließen immer mehr Vor-Ort-Apotheken auf dem Land. Was wollen Sie dagegen tun?

Spätestens die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Apotheke vor Ort unersetzlich ist. Oftmals erfolgt die Schließung einer Apotheke, weil die Ärztin oder der Arzt in der Gemeinde aufgibt. Deshalb ist es so wichtig, die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in den Fokus zu nehmen. Dies gelingt aus unserer Sicht durch die Wiederherstellung der Attraktivität des Arztberufs. Als weiteren Punkt wollen wir das Förderprogramm Landärzte weiterentwickeln. Im Hinblick auf die Apotheken vor Ort ist uns Wettbewerbsgleichheit sehr wichtig. Die wesentliche Stellschraube der Wettbewerbsgleichheit zwischen inländischer Vor-Ort-Apotheke und dem Versand aus dem europäischen Ausland liegt auf Bundesebene. Hier wurden wichtige Schritte eingeleitet. Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass Arzneimittel Güter der besonderen Art sind. Die Beratung des verantwortlichen Apothekers vor Ort ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal. Homöopathische Arzneimittel sollen weiterhin apothekenpflichtig sein. Wir unterstützen das Ziel, die Leistungen von Apothekern wie die Notdienste und die Fertigung von Rezepturen angemessen zu honorieren. Bei einer Verschärfung der Situation könnte analog zum Landärzteprogramm eine entsprechende Förderung angedacht werden.

Wenn die Apothekenzahl stetig sinkt, wie wollen Sie die Arzneimittelversorgung auf dem Land aufrechterhalten? Welche Konzepte befürworten Sie?

Die Apotheke am Ort ist für uns ein wesentlicher Standortfaktor. Wir sind nicht bereit, diese leichtfertig aufzugeben. Zusammen mit Kammer und Verband sind tragfähige Konzepte erforderlich, die auf der freiberuflichen inhabergeführten Apotheke aufbauen. Gute Erfahrungen wurden im Land mit Rezeptsammelstellen, Botendiensten und der Digitalisierung gemacht.

Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge haben Sie um diese auszubauen?

Eine umfassende Digitalisierungsstrategie kann die Zusammenarbeit erleichtern. Bereits heute ist die Beratung und die Rolle der Apothekerinnen und Apotheker insbesondere bei der Medikation aus unserer Sicht unersetzlich. Wir gehen davon aus, dass die Behandlung von Patientinnen und Patienten immer mehr in Teams erfolgen wird. Deshalb sollten Modelle der Delegation bis hin zur Substitution entwickelt werden. Es ist erfreulich, dass die Apotheken in die Corona-Tests einbezogen wurden – auch wenn dies manchmal vor Ort auch Herausforderungen brachte. In der Bevölkerung wurde hierdurch und auch durch die Abgabe von FFP2-Masken die Apotheke als Ort der Gesundheit und Unterstützung sowie der kompetenten Beratung noch bekannter.

Den Vor-Ort-Apotheken fehlt der Nachwuchs. Welche Ideen haben Sie, um die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?

Es braucht Planbarkeit und verlässliche Rahmenbedingungen, damit sich junge Menschen für dieses Studium begeistern und entscheiden. Es muss klar werden, dass Arzneimittel Güter besonderer Art sind und auch nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel zum Teil erhebliche Risiken bergen. Deshalb braucht es aus unserer Sicht die kompetente Beratung der Apothekerin und des Apothekers. Es ist ein Irrweg, wenn eine einseitige Fokussierung auf den allerbilligsten Preis erfolgt. Modelle der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie des Berufseinstiegs in Anstellung können zudem den Berufsanfang erleichtern. Bezüglich der Rahmenbedingungen können wir die Forderung nach einer regelmäßigen Entgeltdynamisierung gut nachvollziehen.

Wo sehen Sie künftig die Rolle der Vor-Ort-Apotheken in der Arzneimittelversorgung?

Durch die personalisierte Medizin sehen wir neue Chancen für die Apotheken vor Ort. Es gibt spannende Überlegungen und Entwicklungen wie das Drucken von Medikamenten in der Offizin. Wir wollen weiterhin die Apotheken als kompetente Stellen der Arzneimittelberatung und -abgabe. Wir Freien Demokraten messen den Apotheken große Bedeutung bei. Während unserer »Woche der Gesundheit und Pflege« in diesem Jahr haben wir deshalb unter dem Titel »Der Gesundheitstalk: Die Apotheke vor Ort – mehr als Abgabestelle von Arzneimitteln« zusammen mit dem Präsidenten der Landesapothekerkammer und der Geschäftsführerin des Landesapothekerverbands am 2. Februar 2021 die wesentliche Herausforderungen und Perspektiven herausgearbeitet. Die Veranstaltung können Sie hier einsehen.  

Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?

Apotheken bieten heute schon eine Vielzahl von Dienstleistungen und Produkten, die von den Kundinnen und Kunde gerne nachgefragt werden. Wir sind offen für weitere Entwicklungen, wie wir dies oben mit dem Team-Ansatz bereits beschrieben haben.

Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren ziehen Sie aus der Corona-Pandemie?

Hierzu haben wir unserem Wahlprogramm die Aussage, dass wir Baden-Württemberg als Standort der pharmazeutischen Industrie stärken werden. Hierbei sind insbesondere die Lehren aus der Corona-Krise zu ziehen. Es muss eine Strategie zur Grundstoff- und Arzneimittelproduktion im Land und in der EU geben, um bei Unterbrechungen der Lieferketten handlungsfähig zu bleiben.

Das sagt die Linke:

Für Die LINKE ist ganz grundsätzlich klar: Patient:innen müssen schnell an ihre Medikamente kommen können und dabei verlässlich beraten werden. Nötig sind dafür Apotheken in Wohnortnähe, die in jedem Sinne die Sprache ihrer Patientinnen und Patienten sprechen und auch nachts und an Wochenenden für ihre Anliegen offen sind. Wir wollen Apotheken, die in ihr Umfeld, ob auf dem Dorf oder in der Stadt, eingebunden sind, die mit den Ärzt:innen im Austausch stehen, die beim Medikationsmanagement helfen und die somit die »sprechende Medizin« stärken. Der seit Jahren wachsende Versandhandel kann all das nicht leisten.

In Baden-Württemberg schließen immer mehr Vor-Ort-Apotheken auf dem Land. Was wollen Sie dagegen tun?

Die Zahl der Apotheken sinkt seit Jahren, der Anteil der Filialen steigt kontinuierlich, ein nicht geringer Teil gehört zu einigen wenigen Ketten. Allein in den vergangenen zehn Jahren haben mehr als 10 Prozent aller Apotheken deutschlandweit aufgegeben. Mittlerweile liegt die Apothekendichte in Deutschland deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Im Land Baden-Württemberg ist die Zahl der Apotheken in den letzten 20 Jahren sogar um etwa 14 Prozent zurückgegangen. War im Jahr 2000 eine Apotheke für 3.716 Menschen da, kamen im Jahr 2020 schon 4.612 Menschen auf eine Apotheke (Statistisches Landesamt 2020).

Wir beobachten diese Konzentration des Arzneimittelhandels mit Sorge. DIE LINKE steht zu einer flächendeckenden Versorgung mit Präsenzapotheken. Wo die Versorgung gefährdet ist, sollten die Apotheken gezielt unterstützt werden. Wir müssen gerade im ländlichen Raum Apotheken vor der Konkurrenz im Internet und aus dem Ausland schützen. DIE LINKE ist entschieden gegen den Versand von rezeptpflichtigen Medikamenten aus dem Internet. Die öffentliche Apotheke erbringt eine Vielzahl von Funktionen für die flächendeckende öffentliche Daseinsvorsorge: Versorgung akut Erkrankter, Nacht- und Notdienste, Versorgung mit stark wirksamen Schmerzmitteln, Abgabe der »Pille danach«. Diese Aufgaben kann der Versandhandel nicht übernehmen.

DIE LINKE hat sich immer klar für das Mehr- und Fremdbesitzverbot und für den Erhalt der Präsenzapotheke ausgesprochen. Nicht nur wegen der Arbeitsplätze, auch wegen ihrer Funktion in einem funktionierenden Sozialleben gerade im ländlichen Raum dürfen Apotheken nicht dem heute vorherrschenden wirtschaftsliberalen Dogma geopfert werden. Insbesondere den Einsatz von Fremdkapital lehnen wir ab, denn die bittere Erfahrung lehrt, dass solche Finanzierungsmodelle immer zu Lasten der Patient:innen und der Beschäftigten geht.

 Wenn die Apothekenzahl stetig sinkt, wie wollen Sie die Arzneimittelversorgung auf dem Land aufrechterhalten? Welche Konzepte befürworten Sie?

DIE LINKE fordert ganz grundsätzlich, den Abbau der Gesundheitsversorgung in der Fläche zu verhindern. Wir wollen eine gute, flächendeckende, barrierefreie und bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung in Stadt und Land erreichen. Das geht mit neuen Versorgungsformen wie Patientenbussen, Gemeinschafts- und Teilzeitpraxen oder Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in öffentlicher Hand. Letzterer kommt in unserem Verständnis für die Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung eine große Rolle zu. Medizin, Pflege und Apotheken können hier schon allein durch die räumliche Nähe auf viel kürzeren Wegen zusammenarbeiten als bisher möglich. Die MVZs müssen aber unter kommunaler Verwaltung stehen, private equity fonds oder ähnliche Finanzierungsmodelle lehnen wir entschieden ab.Das Thema Gesundheitsversorgung trägt in seinem Kern die soziale Frage. Bei der gesundheitlichen Grundversorgung gibt es große regionale und lokale Unterschiede nicht nur entlang der Stadt-Land-Achse. Auch in den Städten sehen wir bei der Versorgung Probleme und schlagen hier ebenfalls MVZs, also Stadtteil-Gesundheitszentren, vor: Obwohl die größeren Städte in Baden-Württemberg angeblich meist ärztlich überversorgt sein sollen, ist in Stadtteilen, die überdurchschnittlich von krankmachenden Umständen wie soziale Ungleichheit, Armut, Vereinsamung und Stress betroffen sind, die Versorgung schlechter. Vor allem hier wollen wir kommunale Gesundheitszentren (Stadtteilpraxen) schaffen, um Gesundheitsversorgung und -vorsorge zu verbessern. In solchen Stadtteilpraxen soll hausärztliche und psychotherapeutische Versorgung in Koordination mit Gesundheits- und Sozialberatung und -hilfe über die rein medizinische Behandlung hinaus angeboten werden. Um entsprechende Beschlüsse in den Kommunen zu erleichtern, sind Landesfördermittel notwendig.

 

Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge haben Sie um diese auszubauen?

Die fehlende interprofessionelle Zusammenarbeit ist ein großes Manko des deutschen Gesundheitssystems. DIE LINKE will eine Versorgung durch alle Akteure, bei der die Patient:innen im Mittelpunkt stehen. Dafür sind mehr Kommunikation und eine andere Aufgabenverteilung notwendig. Apotheken könnten in der Arzneimittelversorgung neue Aufgaben übernehmen. Das betrifft etwa das Medikationsmanagement, das die Bundesregierung im eHealth-Gesetz unzweckmäßig in die Hand der Ärzt:innen gelegt hat. Wir sehen die Apotheke auch in einer wichtigen Rolle in regionalen Gesundheitsnetzwerken. Die inhabergeführte Apotheke ist nach Ansicht der LINKEN dabei kein Auslaufmodell, sollte aber durch weitere Einrichtungen ergänzt werden, damit das System auf künftige Herausforderungen für die flächendeckende Versorgung vorbereitet ist.

Den Vor-Ort-Apotheken fehlt der Nachwuchs. Welche Ideen haben Sie, um die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?

Mit den LINKEN Forderungen für weitere Kompetenzen der öffentlichen Apotheke, für die Stärkung des heilberuflichen Charakters des Apothekerberufs, gegen den Versandhandel und gegen die weitere Deregulierung der Apothekenlandschaft stehen wir für eine attraktive Weiterentwicklung der Tätigkeit in den öffentlichen Apotheken. Wir wollen den Grundstein legen für eine Zukunft, die nicht von Markt und Profit bestimmt wird. In der Gesundheit, Pflege und Wohnen nach Bedarf und Gemeinwohl organisiert werden. In der wir die Arbeit so gestalten und verteilen, dass sie zum Leben passt und die Löhne für ein gutes Leben reichen. Ein Berufsbild mit 60- bis 80-Stunden-Wochen in der eigenen Apotheke bei immer höheren Anforderungen beispielsweise an Zertifizierungen und vollem ökonomischen Risiko ist von diesem Ziel weit entfernt. Wie für andere Berufe auch sollte für das pharmazeutische Personal gelten: Die Arbeit soll interessant sein, die Arbeitsbedingungen gut, der Beruf gesellschaftlich anerkannt und adäquat entlohnt werden.

Wir beobachten seit Längerem mit Sorge den Trend, dass zu wenige PTA und PKA ausgebildet werden und dass Pharmazeut:innen in die Industrie abwandern. Die Honorierung der angestellten Apotheker:innen sowie der Assistenzkräfte ist für ihre Qualifikation verhältnismäßig gering. Die Verdienstmöglichkeiten für Approbierte sind in der Industrie ungleich höher. Besonders deutlich ist die unterdurchschnittliche Vergütung der PKA, die mit einer dreijährigen und anspruchsvollen Ausbildung zu den Geringverdienenden zählt. Insbesondere für die belastenden Nachtdienste muss die Bezahlung für die Apotheker:innen so sein, dass diese ungünstigen Arbeitszeiten nicht als unzumutbare Belastung empfunden werden. Hier sind die Tarifpartner gefordert, das Nachwuchsproblem in den Verhandlungen angemessen zu berücksichtigen.

DIE LINKE steht dafür, den heilberuflichen Charakter der pharmazeutischen Berufe zu stärken, die Kooperation unter Kolleginnen und Kollegen zu fördern und den wirtschaftlichen Wettbewerb zu begrenzen. Apotheken sind der niedrigschwelligste Zugang zum Gesundheitssystem. Diese door-opener-Funktion sollte bei der Weiterentwicklung des Berufsbilds Berücksichtigung finden. In diesem Sinne wollen wir die pharmazeutische Betreuung inkl. Medikationsmanagement deutlich ausbauen und an die neuen technischen Möglichkeiten anpassen. Wir wollen die Arzneimittelabgabe unbürokratischer gestalten und die Beratungsqualität fördern. Das Pharmaziestudium muss praxistauglicher werden und die klinische Pharmazie noch stärker berücksichtigen.

Nicht zuletzt da die Niederlassung für viele junge Pharmazeut:innen an Attraktivität verloren hat, müssen neue Formen der angestellten Tätigkeit, die weniger örtliche Bindung, weniger wirtschaftliches Risiko (besonders im ländlichen Raum) und familienfreundliche Arbeitszeiten (work-life-balance) bedeuten, gefunden werden. Wie weiter oben ausgeführt, wollen wir grundversorgende, interdisziplinäre Versorgungszentren zu einer wichtigen Säule der ambulanten Versorgung ausbauen.

Wo sehen Sie künftig die Rolle der Vor-Ort-Apotheken in der Arzneimittelversorgung?

Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?

Die Apotheken erfüllen eine wichtige Funktion für Patient:innen, nämlich die Beratung. Die ständig wachsende Anzahl von Medikamenten, Darreichungsformen und Generika, überfordern Patient:innen nicht selten. Insbesondere Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten überfordern Patient:innen und Angehörige häufig. Hier ist die Apotheke bzw. der Apotheker und sein Team vor Ort unabdingbar. DIE LINKE sieht diese Rolle als unverzichtbar an, Online-Handel, insbesondere die international auftretenden Anbieter können diese Funktion nicht erfüllen und sind deshalb abzulehnen.

Apotheken sollten das tun, was sie am Besten können, kranke Menschen bei der richtigen Wahl von Medikamenten und Pflegemitteln zu beraten und zu unterstützen. Sie können aber auch durch Beratung in der Prävention eine große Rolle spielen. Apotheken sind in vielen Fällen der erste Anlaufpunkt für Menschen, die sich nicht ganz gesund fühlen, durch eine enge Einbindung in die MVZs.

Wir befürworten, dass öffentliche Apotheken mit dem Medikationsmanagement künftig zusätzliche Dienstleistungen aus dem Gesundheitsbereich erbringen. Aktuell beschränkt sich das Spektrum auf Medikationspläne, wobei die Leistung der Apotheke im Gegensatz zu den Ärzten nicht honoriert wird.Für das Medikationsmanagement ist die Apotheke nach Auffassung der LINKEN der beste Ort. Nur hier fallen alle ärztlichen Verordnungen sowie die Selbstmedikation zusammen. Das ABDA/KBV-Modell bringt das mit der ärztlichen Wirkstoffverordnung und einem evidenzbasierten Medikationskatalog zusammen. Wir haben dieses Modell unterstützt und erhoffen uns aus dem Modellversuch ARMIN weitere Erkenntnisse für eine patientenorientierte und hochwertige Arzneimittelversorgung.

Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren ziehen Sie aus der Corona-Pandemie?

Wohin uns Liberalisierung und Deregulierung im Gesundheitsbereich in den letzten Jahrzehnten geführt haben, das hat die Coronakrise deutlich gezeigt. Sie sind das falsche Rezept, auch für Apotheken. Das Apothekenwesen hat in der Corona-Krise Unglaubliches geleistet und erheblich dazu beigetragen, dass die Arzneimittelversorgung der Menschen weiterhin gewährleistet war und ist. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine verlässliche, flächendeckende Arzneimittelversorgung ist und hat gleichzeitig die Verwundbarkeit der Arzneimittelversorgung in Deutschland besonders sichtbar gemacht: Mehrfach kam es im Verlauf der Pandemie zu schwerwiegenden Lieferengpässen, z.B. weil die internationalen Lieferketten unterbrochen waren. Diese Probleme bestehen allerdings nicht erst seit der Pandemie. Schon seit Jahren besteht eine große Abhängigkeit von internationalen Lieferketten und damit eine erhebliche Gefahr von Lieferengpässen. Diesem Problem muss dringend begegnet werden. Doch bislang hat die Bundesregierung diese stets nur verwaltet und nicht versucht, sie zu verhindern.

Ganz grundsätzlich ist aus unserer Sicht die Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln sowie Impfstoffen profitorientierten Aktienkonzernen zu entziehen und in eine politische Verantwortung zu übertragen, damit sie allen Menschen zugutekommt. Das Vorhaben auch der anderen europäischen Gesundheitsminister, die Produktion von Medikamenten und deren Grundstoffen wieder vermehrt nach Europa zurückzuholen, ist ein wichtiger Schritt, den DIE LINKE schon seit langem fordert. Aber er reicht alleine nicht aus.

Deswegen hat die Partei DIE LINKE im Februar einen Gesetzesentwurf im Bundestag eingebracht, um Lieferengpässe einerseits schneller zu erkennen und ihnen andererseits effektiv begegnen zu können. So will DIE LINKE die Hersteller in Deutschland stärker in die Pflicht nehmen: Sie sollen Sorge dafür tragen, dass die Lieferfähigkeit ihrer Medikamente gewährleistet bleibt. Wir wollen Kostenübernahme durch die Industrie wenn Patient:innen auf teurere Alternativpräparate ausweichen müssen und ein Exportverbot für die betroffenen Wirkstoffe und Medikamente. Wir fordern, dass Lieferengpässe bereits im Vorfeld verpflichtend zu melden sind und die Hersteller essenzielle Medikamente bevorraten müssen. Bei Verstößen durch die Hersteller wollen wir zudem auch Sanktionen und Bußgelder einführen. Auch die exklusiven Rabattverträge einzelner Krankenkassen für bestimmte Medikamente, die während der Corona-Pandemie ausgesetzt wurden, gehören zu den Ursachen der Lieferprobleme und müssen endgültig abgeschafft werden.

 

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» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
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FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

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