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Trump-Regierung

Wegfall von US-Hilfen mit dramatischen Folgen

US-Präsident Donald Trump hat einen Großteil seiner Auslandsprogramme für globale Gesundheit und humanitäre Hilfe gestoppt. Mit fatalen Folgen für hilfsbedürftige Menschen, warnt die Organisation Ärzte ohne Grenzen. 
PZ
28.04.2025  16:00 Uhr

In den vergangenen drei Monaten hat die US-Regierung unter Führung von Präsident Donald Trump beinahe die gesamte Finanzierung für Programme der globalen Gesundheit und der humanitären Hilfe eingestellt – mehr als 10.000 Programme und Verträge hat das US-Außenministerium gekündigt. Patientinnen und Patienten in der ganzen Welt sind nun auf der Suche nach Alternativen, um ihre Behandlung fortzusetzen. Medizinische Versorger kämpfen darum, wichtige Angebote aufrechtzuerhalten. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen und andere Hilfswerke schlagen angesichts der rasant wachsenden Nöte in Krisengebieten weltweit Alarm.

»Diese plötzlichen Kürzungen der Trump-Regierung sind eine menschengemachte Katastrophe für Millionen von Menschen, die in Kriegen, während Krankheitsausbrüchen und in anderen Notsituationen ums Überleben kämpfen«, sagt Avril Benoît, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen in den USA. »Wir haben noch nie eine vergleichbare Unterbrechung von humanitären und medizinischen Hilfsprogrammen erlebt. Die Risiken sind katastrophal, da die Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, ohnehin zu den vulnerabelsten Menschen der Welt gehören.«

»US-Hilfen waren ein Rettungsanker«

Die USA waren lange der weltweit größte Geber für internationale medizinische und humanitäre Hilfsprogramme. Das Land steuerte etwa 40 Prozent aller Gelder für solche Programme bei. Die US-Finanzierung trug zur Gesundheit und zum Wohlergehen von Menschen überall auf der Welt bei – und kostete das Land unterm Strich weniger als ein Prozent des jährlichen Haushalts.

»Es ist erschreckend zu sehen, wie die USA ihre Führungsrolle bei der Förderung der globalen Gesundheit und humanitärer Hilfe aufgeben«, sagt Avril Benoît. »US-Hilfen waren ein Rettungsanker für Millionen von Menschen. Diese Unterstützung zu entziehen, wird weltweit zu mehr vermeidbaren Toten und unsagbarem Leid führen.« Diese Wir können diese gefährliche ‚neue Normalität‘ nicht akzeptieren. Wir fordern die US-Regierung und den US-Kongress auf, ihr Engagement für globale Gesundheit und humanitäre Hilfe aufrechtzuerhalten.«

Die abrupte Beendigung großer Teile der Unterstützung hat laut Benoît schon jetzt dramatische Folgen für hilfsbedürftige Menschen, besonders wenn sie von Mangelernährung und Infektionskrankheiten bedroht oder von humanitären Krisen betroffen sind. Die massiven Kürzungen der US-Hilfen seien Teil einer größeren Agenda, die weitreichende Konsequenzen für Menschen hat, deren Zugang zu medizinischer Hilfe bereits durch Verfolgung und Diskriminierung eingeschränkt ist, darunter »geflüchtete Menschen und Migrant*innen, Zivilist*innen in Konfliktgebieten, Menschen aus der LGBTQI+-Community und Menschen, die schwanger werden können«, so Benoît weiter.

Lebensbedrohliche Konsequenzen befürchtet

Die Zukunft der wenigen übrigen US-finanzierten Hilfsprogramme ist ungewiss. Medienberichten zufolge plant die US-Regierung nun, die ursprünglich auf 90 Tage angesetzte Überprüfungsphase für Auslandshilfen um 30 Tage zu verlängern. Sie hätte eigentlich am 20. April enden sollen.

Ärzte ohne Grenzen nimmt keine Gelder von der US-Regierung an, ist also anders als die meisten anderen Hilfsorganisationen nicht unmittelbar von den umfassenden Kürzungen betroffen. Die Organisation ist entschlossen, weiterhin in mehr als 70 Ländern weltweit medizinische und humanitäre Hilfe zu leisten. Doch kann kein Akteur allein den Bedarfen gerecht werden, so die Organisation.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet eng mit anderen medizinischen und humanitären Organisationen zusammen, und viele der Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen hängen mit Hilfsprogrammen zusammen, die durch die Kürzungen unterbrochen wurden. Hilfe zu leiste, wird deutlich schwieriger und teurer werden, wenn so viele Gesundheitsministerien und Partnerorganisationen von den Einschnitten betroffen sind, sagt Benoît. Es werde weniger Orte geben, an die Patientinnen und Patienten für eine spezialisierte Versorgung verwiesen werden können. Außerdem sei mit Versorgungslücken bei humanitären Hilfsgütern zu rechnen.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen beobachten bereits jetzt lebensbedrohliche Konsequenzen: Zuletzt beendete die US-Regierung beinahe alle humanitären Hilfsprogramme im Jemen und in Afghanistan. Beide Länder gehören zu den am stärksten auf humanitäre Hilfe angewiesenen Ländern der Welt. Nach Jahren des Konflikts sind schätzungsweise 19,5 Millionen Menschen im Jemen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung – von humanitärer Hilfe abhängig.

Auch in vielen anderen Regionen der Welt sehen die Teams von Ärzte ohne Grenzen, wie US-finanzierte Organisationen überlebenswichtige Aktivitäten reduzieren oder einstellen – darunter Impfkampagnen, den Schutz und die Versorgung von Menschen in Konfliktgebieten, Programme für sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie die Versorgung mit sauberem Wasser und sanitären Anlagen.

Beispiele für Kürzungen der internationalen US-Hilfen

  • Impfungen: Die in Medienberichten erwähnte Entscheidung, die US-Finanzierung der Impf-Allianz GAVI zu streichen, könnte katastrophale Konsequenzen für Kinder auf der ganzen Welt haben. Die Organisation schätzt, dass durch den Wegfall der US-Unterstützung etwa 75 Millionen Kindern in den nächsten fünf Jahren keinen ausreichenden Schutz durch Routine-Impfungen erhalten könnten. 1,2 Millionen Kinder könnten dieser Schätzung zufolge möglicherweise sterben. Weltweit werden mehr als die Hälfte der Impfstoffe, die Ärzte ohne Grenzen in seinen Projekten verwendet, von den Gesundheitsbehörden in den Projektländern bereitgestellt und via GAVI erworben. Die Folgen könnten sich vor allem in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo zeigen, wo Ärzte ohne Grenzen mehr Kinder als irgendwo sonst auf der Welt impft. Allein im Jahr 2023 hat Ärzte ohne Grenzen dort mehr als zwei Millionen Menschen gegen Krankheiten wie Masern und Cholera geimpft.
  • HIV: Kürzungen für die Programme PEPFAR und USAID haben zur Aussetzung und Schließung von HIV-Programmen in verschiedenen Ländern geführt, darunter in Südafrika, Uganda und Simbabwe. Für Menschen, die eine antiretrovirale Therapie (ARV) erhalten, ist dies lebensbedrohlich. Die wegbereitende südafrikanische »Treatment Action Campaign«, die dabei half, die Reaktion des Landes auf HIV und Aids zu verändern, musste ihr Community-basiertes Monitoring-System drastisch einschränken. Es half dabei, sicherzustellen, dass Patientinnen und Patienten durchgehend ihre Medikamente einnehmen. Das Monitoring kann nun nur noch in geringem Ausmaß in den Kliniken durchgeführt werden. In dem Ärzte-ohne-Grenzen-Programm in San Pedro Sula in Honduras gab es zwischen Januar und März 2025 einen 70-prozentigen Anstieg der Verteilung von Medikamenten zur Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) im Vergleich zum vorherigen Quartal. Außerdem führten die Teams der Organisation insgesamt 30 Prozent mehr Behandlungen (darunter auch aufgrund von HIV) durch. Dies zeigt den wachsenden Bedarf, während die USAID-Kürzungen den Zugang zu anderen HIV-Vorsorge-Programmen reduzieren.
  • Psychische Gesundheit: Im Geflüchteten-Camp Kule in Äthiopien betreibt Ärzte ohne Grenzen ein Gesundheitszentrum für mehr als 50.000 geflüchtete Südsudanesinnen und Südsudanesen. Dort beendete eine US-finanzierte Organisation abrupt ihre psychosoziale Hilfe für Überlebende sexualisierter Gewalt und zog ihr Personal ab. Ärzte ohne Grenzen bietet dort medizinische Hilfe an, kann aktuell jedoch nicht zusätzlich die psychosoziale Hilfe leisten, die diese Menschen benötigen.
  • Krankheitsausbrüche: In den Grenzregionen Südsudans und Äthiopiens reagieren Teams von Ärzte ohne Grenzen auf einen heftigen Cholera-Ausbruch inmitten eskalierender Gewalt. Andere Organisationen mussten unterdessen ihre Präsenz in diesen Regionen zurückgefahren. Den Teams von Ärzte ohne Grenzen zufolge haben eine Reihe von Organisationen, darunter Save the Children, die Aktivitäten ihrer mobilen medizinischen Teams im Akobo County im Südsudan aufgrund der US-Hilfskürzungen unterbrochen. 
  • Sexuelle und reproduktive Gesundheit: Teams von Ärzte ohne Grenzen in mehr als 20 Ländern haben Besorgnis über die Aussetzung von Programmen für die sexuelle und reproduktive Gesundheit geäußert, auf die sie sich bislang für Überweisungen bei medizinischen Notfällen, für Materiallieferungen und für technische Partnerschaften verlassen haben. Dies umfasst auch Kontexte, in denen bereits jetzt die Mütter- und Kindersterblichkeit hoch sind. 
  • Mangelernährung: Die Kürzungen der US-Hilfen betreffen unter anderem Menschen in Regionen Somalias, die von chronischer Dürre, Lebensmittelunsicherheit und gewaltsamen Vertreibungen betroffen sind. In den Regionen Baidoa und Mudug verschlimmert sich der Mangel an Gesundheitsdiensten und Ernährungsprogrammen durch die Einschränkung der Aktivitäten von Hilfsorganisationen zunehmend. 
  • Nicht-übertragbare Krankheiten: In Simbabwe mussten lokale Anbieter aufgrund der ausbleibenden US-Hilfen ihre Programme zur Identifikation von Kandidat*innen für ein Gebärmutterhalskrebs-Screening einstellen. Gebärmutterhalskrebs ist in Simbabwe die Krebsart, die am häufigsten zu Todesfällen führt.
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