Weg zur Apotheke ist für 2 Millionen Menschen weiter geworden |
| Alexander Müller |
| 21.02.2024 18:00 Uhr |
Der Verlust hunderter Apotheken in den vergangenen Jahren hat für viele Menschen tatsächlich spürbare Auswirkungen. / Foto: Imago/Travel-Stock-Image
Für die Analyse hat IQVIA eigene und öffentlich zugängliche Daten herangezogen. Die Bundesrepublik wurde in sieben Millionen Cluster aufgeteilt, die die Bevölkerungsdichte besser abbilden als beispielsweise Postleitzahlbezirke. Thomas Heil, Vice President Consumer Health bei IQVIA, stellte die Ergebnisse am heutigen Mittwoch beim Kooperationsgipfel des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) vor.
Ein Fazit: Für die allermeisten Menschen in Deutschland hat sich im Vergleich der Jahre 2018 und 2023 nichts verändert. Der Weg zur nächstgelegenen Apotheke ist für 97 Prozent in den letzten fünf Jahren nicht länger geworden. Dabei ist die Zahl der Apotheken in diesem Zeitraum von 19.423 (Ende 2018) auf 17.571 (Ende 2023) zurückgegangen.
Doch die Detailanalyse zeigt, dass sich das Apothekensterben eben doch auf die Versorgungslandschaft auswirkt. Für mehr als zwei Millionen Personen hat sich die Entfernung vergrößert, für rund eine halbe Million davon sogar deutlich.
Das hat mit der Mobilität der Menschen zu tun und ihrem Einkaufsverhalten. Zu Fuß legen Personen zum Einkauf etwa ein bis zwei Kilometer zurück, ältere und gebrechliche weniger. Bei Distanzen zwischen zwei und fünf Kilometern wird das Fahrrad genommen, spätestens bei weiteren Entfernungen das Auto.
Damit kann der Wegfall einer einzelnen Apotheke in einer Stadt oder größeren Region spürbare Auswirkungen auf die durchschnittliche Entfernung haben. Und wenn die nächste Apotheke nicht mehr zu Fuß oder gar nur noch mit dem Auto zu erreichen ist, hat das Einfluss auf die Versorgung.
Heils Analyse zeigt auf der anderen Seite auch: Schließt die Hälfte der Apotheken in einer Fußgängerzone, sind die Auswirkungen auf die Wegstrecken gering. Hinzu kommt, dass es sich bei den angegebenen Entfernungen um Luftlinienwerte handelt. Die tatsächliche Wegstrecke ist laut Thomas Heil knapp anderthalbmal so weit.
Heil geht davon aus, dass die Einführung des E-Rezepts den Trend beschleunigen könnte. Denn spätestens mit Umsetzung des Card-Link-Verfahrens funktioniere das Smartphone wie ein Kartenterminal. »Das heißt, die Kunden werden viel mehr Rezepte vom Sofa aus einlösen als in der Apotheke«, so Heil. Neben der Convenience könnten aus seiner Sicht die Rx-Boni ein großer Treiber Richtung Versandhandel sein.
Doch nicht nur im Internet wartet die Konkurrenz. Heil erinnerte an die Worte von dm-Geschäftsführer Manager Christoph Werner. Der Chef der Drogeriekette hatte noch im vergangenen Jahr dem »Handelsblatt« gesagt: »Aber wir sehen ja jetzt schon ein Apothekensterben und eine Überlastung der Facharztpraxen. Wir können da als dm mit unseren gut ausgebildeten Drogisten viel mehr anbieten.«
2100 Filialen betreibt dm in Deutschland und die Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Und für neue Aufgaben – gerade im Gesundheitsbereich – hat sich die Drogeriekette in der Vergangenheit immer wieder ins Gespräch gebracht.