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Gute Analhygiene

Wasser oder wischen – was ist besser für den Po?

Was tun mit der Handbrause neben dem Klo? Viele Deutsche sind im Urlaub erst mal irritiert. Dabei gilt Wasser statt Papier in vielen Ländern als hygienischer und gesünder, vor allem bei Problemen im Analbereich wie Hämorrhoiden.
dpa
16.04.2025  07:00 Uhr

Wer in Deutschland aufwächst, kennt in der Regel nur eine Art der Toilettenhygiene: Klopapier. Doch auf Reisen erleben viele Urlauber eine Überraschung. In Thailand oder der Türkei baumelt plötzlich eine kleine Handbrause neben der Toilette, in Japan beginnt die Keramik-Schüssel auf Knopfdruck zu sprühen – und nicht wenige fragen sich, was sie damit anfangen sollen. Tatsächlich sind Bidetduschen und Dusch-WC in zahlreichen Ländern längst die Norm. Sie gelten als hygienischer und umweltfreundlicher als das trockene Wischen mit Papier. Welche Wahl ist aus wissenschaftlicher und ärztlicher Sicht besser?

Toilettenpapier in seiner heutigen perforierten Form auf einer Rolle wird in westlichen Ländern seit dem späten 19. Jahrhundert als Standard für die Reinigung nach dem Toilettengang genutzt. Doch Studien zeigen, dass es nicht unbedingt die gründlichste Methode ist, zumindest nicht allein. So ergab etwa eine 2021 im Fachblatt »Journal of Water & Health« veröffentlichte Studie, dass die Kombination aus Toilettenpapier und Dusch-WC die mikrobielle Verunreinigung der Hände nach dem Stuhlgang im Vergleich zur alleinigen Nutzung von Papier deutlich reduziert.

Ein solches Dusch-WC (auch Washlet genannt) ist eine Toilette mit einer integrierten Wasserdüse im Sitzbereich, die nach dem Toilettengang einen warmen Wasserstrahl zur Reinigung des Intimbereichs verwendet. Sie ist besonders in Japan und Südkorea verbreitet. In vielen Ländern Süd- und Südostasiens, sowie des Nahen Ostens und Nordafrika sind hingegen Bidethandbrausen (auch als Bumguns bekannt) neben der Toilette die Norm.

In Italien, Portugal, Spanien, Frankreich sowie einigen südamerikanischen Ländern ist es üblich, ein Bidet zusätzlich zur Toilette für die Wasserreinigung zu haben. Vor allem in den USA, Kanada, Großbritannien, Australien, Skandinavien und eben in Deutschland wird hingegen mehrheitlich auf Toilettenpapier gesetzt.  134 Rollen pro Jahr soll der durchschnittliche Bundesbürger verbrauchen.

Trockenes Papier riskiert Verletzungen

Laut der britischen Autorin Rose George nicht die beste Methode: Für ihr Buch »The Big Necessity: Adventures In The World Of Human Waste« beschäftigte sie sich mit unterschiedlichsten Aspekten menschlicher Ausscheidungen und ist seither überzeugt, dass Toilettenpapier diese zwar entfernt, aber nicht vollständig. Insgesamt sei die Wasserreinigung effektiver: Man würde sich ja auch nicht mit einem trockenen Handtuch duschen, so ihr Fazit. Zu rigoroses Hantieren mit trockenem Klopapier könne schmerzhafte Folgen haben, meint George.

Hautarzt Dr. Silas Soemantri bestätigt: »Es stimmt, dass aggressives Wischen mit trockenem Toilettenpapier zu mikrotraumatischen Verletzungen führen kann, die Analfissuren begünstigen und Hämorrhoiden verschlimmern können.« Die mechanische Reizung könne kleine Risse in der empfindlichen Haut verursachen, was wiederum Entzündungen begünstige, so Soemantri, der Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) ist. Der Arzt empfiehlt eine sanfte Reinigung, vorzugsweise mit Wasser oder feuchtem, unparfümiertem Toilettenpapier: »Diese Maßnahme hilft, die Haut zu schonen und weiteren Irritationen vorzubeugen.«

Wissenschaftliche Studien speziell zum Thema Bidet zeichnen ein widersprüchliches Bild. So kamen verschiedene Analysen zu dem Schluss, dass die Warmwasserdüsen von Bidets und ähnlichen Vorrichtungen eine breite Palette von Bakterien enthalten können. Andere beschreiben hingegen, dass Wasser Krankheitserreger im Intimbereich gründlicher entferne. 2021 warnte wiederum ein Artikel im »Journal of the Anus, Rectum and Colon« davor, dass übermäßiger Bidet-Gebrauch zu Juckreiz im Analbereich und Stuhlinkontinenz führen könne. Ebenso wurde vereinzelt über vermehrte Vaginalinfektionen bei Frauen berichtet.

Besser Wasser als feuchtes Toilettenpapier

Andere Studien legten nahe, dass die Wasserreinigung speziell für Menschen mit Hämorrhoiden vorteilhaft sein könnte – zumindest wenn der Wasserstrahl nicht zu stark sei. Auch Hautarzt Soemantri rät Personen, die zu Hämorrhoiden oder anderen Analbeschwerden neigen, auf eine schonende Reinigung zu achten. »Aus dermatologischer Sicht bietet die Wasserreinigung in der Regel die gründlichste und hautschonendste Möglichkeit, den Intimbereich zu säubern, da sie Reizungen durch mechanische Einwirkung minimiert.« Dabei sollte das Wasser lauwarm und der Wasserdruck moderat eingestellt sein, um Irritationen zu vermeiden.

Feuchtes Toilettenpapier stelle die zweite Wahl dar und könne eine akzeptable Alternative sein, sofern es unparfümiert und sanft formuliert sei. Soemantri betont: »Normales trockenes Toilettenpapier sollte nur in Situationen ohne andere Möglichkeit verwendet werden, da es die Haut durch die Reibung reizt und zu wunden Hautirritationen führen kann.«

Der Hautarzt hat noch einen weiteren Tipp: »Eine Empfehlung ist es, normales Toilettenpapier für die Reinigung anzufeuchten, wodurch die Haut sanft und dennoch gründlich gereinigt werden kann. Hiernach ist es jedoch essenziell, vorsichtig trocken zu tupfen.«

Bei der Frage, ob Papier oder Wasser, gibt es zudem noch den Umweltaspekt: So benötigen Dusch-WC, Bidets und Handbrausen zwar Wasser für die Reinigung, allerdings vermutlich weniger, als für die Produktion von Toilettenpapier nötig ist.

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