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Diskussionsrunde

Was tun, wenn die letzte Apotheke im Ort schließt?

Was bedeutet es für kleine Kommunen, wenn die letzte Apotheke schließt? Für manche Bürgermeister ist dieses Szenario nicht vorstellbar, für andere ist es schmerzliche Realität. Viel Stoff für eine lebhafte Diskussion beim Bayerischen Apothekertag.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 12.05.2025  16:20 Uhr

Vier Bürgermeister und ein Arzt diskutierten beim Bayerischen Apothekertag am 9. Mai in Regensburg mit Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), und Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands (BAV).

Im Markt Schmidmühlen im Oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach hat die letzte Apotheke im Jahr 2023 geschlossen. Der langjährige Bürgermeister Peter Braun (CSU) beklagte den Schwund von Ärzten und der Apotheke in seinem Ort, stellte aber fest: »Es gab kaum Klagen, wie es nach der Apothekenschließung weitergehen soll; bei der Bevölkerung war das kein Thema.« Das habe ihn selbst gewundert.

Anders in Kirchahorn in der Gemeinde Ahorntal im oberfränkischen Landkreis Bayreuth: »Die Schließung der Apotheke 2023 war ein massiver Einschnitt, auch für die benachbarten Läden«, berichtete Bürgermeister Florian Questel (Bündnis 90/Die Grünen). »Wir haben keinen Nachfolger gefunden, auch wegen der vielen Notdienste.«

In Markt Kallmünz im Oberpfälzer Landkreis Regensburg gibt es seit Anfang 2025 keine Apotheke mehr. »Als die letzte Apotheke im Ort nach 50 Jahren geschlossen hat, erzeugte dies ein Gefühl der Unsicherheit«, berichtete Bürgermeister Martin Schmid (Freie Wähler). Bei einem runden Tisch mit Ärzten und Zahnärzten im Ort habe man nach kurzfristigen Lösungen für die Arzneimittelversorgung gesucht. »Klares Ziel ist, dass wir wieder eine Apotheke haben«, betonte er. Die Schließungen beträfen zahlreiche Gewerbe und »es entstehen Leerstände in der Innenstadt«.

Sebastian Koch (SPD), Bürgermeister im oberpfälzischen Wenzenbach, kennt solche Probleme nicht. »Ich bin zuversichtlich, dass unsere Rathaus-Apotheke noch lange bestehen wird, aber ich habe mich bislang nicht mit Apothekenschließung befasst.« Er sei überrascht, dass viele Apotheken betriebswirtschaftlich nicht gesund seien.

Von ähnlichen Problemen bei Ärzten berichtete Christian Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB). »Viele ältere Kollegen können ihre Praxis nicht mehr übergeben; es ist schwierig, junge Ärzte aufs Land zu bringen.« Für ihn sei klar: »Ärzte und Apotheke bedingen einander, wir brauchen uns vor Ort.«

Landapotheken stärken

Zum Reizthema Nacht- und Notdienst verwies Benkert auf die Neuregelung der Dienstbereitschaft in Bayern. Ziel sei es, die Apotheken zu entlasten, ohne die Patienten zu überfordern. »Im Durchschnitt hat jede Apotheke 30 Prozent weniger Dienste als vorher, aber im Umkreis von rund 20 km findet fast jeder Patient eine Apotheke.«

Die viel geforderte und im Koalitionsvertrag angesprochene Stärkung der Landapotheken ist laut Hubmann nicht einfach zu realisieren, weil es die ländliche Apotheke als Typus gar nicht gebe. »Man muss Parameter definieren für eine Landapotheke, aber dabei wird es immer Ungerechtigkeiten geben.« Er schlage vor, generell kleinere Betriebe zu fördern.

Die zugesagte Stärkung der Apotheken müsse rasch erfolgen – auch, damit das Vertrauen des Berufsstands wieder wächst. Die Politik habe durch ihre Missachtung der Apotheken einen großen Vertrauensverlust erfahren, beklagte der BAV-Chef.

Mehr Kommunikation, gute Infrastruktur

Was können die Kommunen tun, damit junge Menschen aufs Land ziehen? Questel warb etwas augenzwinkernd mit sehr günstigen Bodenpreisen für Bauland, guter Infrastruktur und einer reizvollen Landschaft in Ahorntal. Schmid forderte mehr Aufmerksamkeit für die Probleme der Heilberufler und mehr kommunale Netzwerke.

Mehr Austausch hält auch Pfeiffer für nötig. Die Bürgermeister sollten mit Ärzten und Apothekern reden, um neue Konzepte zu finden – »am besten, solange die Heilberufler noch vor Ort sind«. Auch Ärzte und Apotheker müssten mehr miteinander reden, um die Versorgung zu sichern.

Koch sprach das Personalproblem an. In Wenzenbach hätten es viele Betriebe schwer, Personal zu finden. Die Tarifgehälter in Apotheken seien für ihn als SPD-Politiker »überraschend niedrig – bei so viel Qualifikation«. Die Apotheken bräuchten eine gute finanzielle Ausstattung und ihre fachlich-sozialen Funktionen müssten besser dargestellt werden. »Es ist enorm wichtig, die Apotheke vor Ort zu halten und richtig gutes Personal zu gewinnen.« Eventuell könne eine Anschubfinanzierung Neugründungen fördern.

CSU-Politiker Braun gab die Frage zurück: Was könnten Gemeinden aus Sicht der Berufspolitiker tun, um Apotheken zu halten und neue zu bekommen? Hubmann nahm den Ball auf und nannte eine gute Infrastruktur, Kindertagesstätten und Schulen, gute Verkehrsanbindung und Möglichkeiten für Work-Life-Balance. »Man muss zum Landleben aber auch geboren sein.« In puncto Gehälter: Betriebe könnten nicht mehr bezahlen als sie erwirtschaften. Auch daher sei die finanzielle Stärkung der Apotheken essenziell.

Mit Zuversicht vorangehen

Optimismus prägte die Schlussrunde. »Apotheke und Ärzte werden immer gebraucht und sind unverzichtbar – trotz Veränderungen wird die Versorgung erhalten bleiben«, ist Pfeiffer überzeugt. Auch Hubmann ist zuversichtlich angesichts des veränderten politischen Klimas in Deutschland.

Benkert sieht die pharmazeutischen Dienstleistungen als Zukunftsmotor. »Mit den pDL und einer guten finanziellen Basis können wir junge Leute begeistern.«

Die Bürgermeister nutzten die Schlussrunde, um für ihre Orte zu werben. Questel wünscht sich, dass die Apotheke in Kirchahorn wiederbelebt wird. »Die Kommune unterstützt Sie nach Kräften«, versprach er. Und Braun setzte nach: »Wer eine Apotheke in Schmidmühlen eröffnen will, soll sich gleich bei mir melden.«

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