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Was Onkologen gegen Engpässe tun würden

Engpässe bei Arzneimitteln zur Krebstherapie gibt es seit Jahren, aber das Problem hat sich zuletzt stark zugespitzt. Es wird bereits gegengesteuert. Dennoch besteht aus Sicht von Experten der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) weiter dringender Handlungsbedarf.
Annette Rößler
09.01.2023  18:00 Uhr

In der Onkologie wie auch in anderen Therapiefeldern sind vor allem Generika von Lieferengpässen betroffen. »Wenn das Patent abgelaufen ist, steigt der Kostendruck und verschiedene Generikaunternehmen treten miteinander in Wettbewerb. In der Folge fallen die Preise weiter, die Produktion wird aus Kostengründen in Länder wie Indien und China verlagert und es kommt zu einer Marktverengung mit Konzentration auf wenige Hersteller beziehungsweise Zulieferer«, fasste Professor Hermann Einsele von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg die bekannte Problematik bei einer Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) zusammen.

Bricht in dieser Situation einer der wenigen verbleibenden Hersteller weg, kann das für Krebspatienten verheerend sein. Denn trotz aller Fortschritte und neuen Wirkstoffe machen Generika noch etwa die Hälfte der in Deutschland zugelassenen Krebsmedikamente aus. »Darunter sind viele, die bei häufigen Krebsarten als Standard eingesetzt werden«, so Einsele.

»Wir haben keinen Versorgungsengpass mit innovativen Medikamenten. Wir haben ein Problem mit den Standardmedikamenten«, bestätigte Professor Matthias Beckmann von der Universitäts-Frauenklinik in Erlangen. Beispiele aus dem Bereich der gynäkologischen Onkologie seien Epirubicin, Tamoxifen und Nab-Paclitaxel. Indirekt seien dadurch aber auch neuere Therapieansätze gefährdet, etwa indem mit Nab-Paclitaxel der eigentlich obligatorische Kombinationspartner von Checkpoint-Inhibitoren fehle, was deren indikationsgemäßen Einsatz de facto unmöglich mache.

Handlungsbedarf bei Industrie und Politik

Bislang habe man in den meisten Fällen hierzulande noch verhindern können, dass aus Lieferengpässen Versorgungsengpässe werden, sagte Professor Bernhard Wörmann, Medizinischer Leiter der DGHO. Dazu beigetragen hätten verschiedene Maßnahmen, darunter die Einführung eines Registers mit Meldepflicht, aber auch das Risikomanagement seitens des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das immer wieder etwa durch Ausnahmegenehmigungen zum Import Versorgungsmängel abgewendet habe. Zudem arbeiteten Fachgesellschaften wie die DGHO permanent daran, im Fall eines Engpasses mögliche Alternativen zu bewerten und ihren Mitgliedern vorzuschlagen.

Weiteren Handlungsbedarf machte Wörmann aber sowohl aufseiten der Pharmaindustrie als auch der Politik aus. Ihm zufolge müssten die Hersteller mit entsprechenden Vorschriften zur Lieferung beziehungsweise Vorratshaltung mehr in die Pflicht genommen werden. »Wir sind der Überzeugung, dass Engpässe wie der beim Tamoxifen hätten vermieden werden können, wenn es eine Verpflichtung zur Vorratshaltung geben würde«, sagte Wörmann.

Pharmaunternehmen hätten auch eine soziale Verantwortung, der sie sich mehr bewusst sein müssten. Etwa wenn Hersteller innovative Medikamente nach einer aus ihrer Sicht unbefriedigenden Nutzenbewertung wieder vom Markt nähmen – wie es zuletzt mit dem Lungenkrebs-Medikament Amivantamab (Rybrevant®) geschah.

Die Meldung eines Lieferengpasses seitens der Industrie müsse zudem früher erfolgen und nicht erst, wenn das Medikament bereits nicht mehr lieferbar sei. Da ein Teil der Problematik auch auf Ungleichheiten bei der Verteilung zurückzuführen sei, müssten auch für Einkaufsgemeinschaften, die sich bei Krebsmedikamenten häufig große Kontingente für ihre Mitglieder sichern, Obergrenzen eingeführt werden. Last, but not least müsse die Wiederansiederlung von Produktionsstätten der pharmazeutischen Industrie in Europa gefördert werden – ein hehres, aber sicherlich nur langfristig umsetzbares Ziel.

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