Was macht uns glücklich und zufrieden? |
Jennifer Evans |
07.05.2025 12:00 Uhr |
Für beunruhigend halten die Forschenden das globale Gesamtmuster: Jungen Menschen geht es heute nicht mehr so gut wie früher. Es sei möglich, dass es aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen heute einfach schwieriger ist, jung zu sein, das Wohlbefinden aber mit dem Alter wieder zunehme. Auch wenn die Ursachen wahrscheinlich vielfältig seien, würden die Probleme mit der psychischen Gesundheit junger Erwachsener eindeutig zunehmen, heißt es.
Nicht überraschend: Wer als Kind gesund war, in stabilen Verhältnissen lebte und gute Beziehungen zu den Eltern hatte, steht im Erwachsenenleben auch beim Flourishing meist besser da. Dagegen sind negative Erfahrungen wie Missbrauch oder das Gefühl, als Kind ein Außenseiter gewesen zu sein, mit einem deutlich niedrigeren Wohlbefinden assoziiert. Allerdings ist in Deutschland eine Ausnahme zu beobachten: Ein schlechter Gesundheitszustand in der Kindheit führt zu mehr Wohlbefinden im Erwachsenenleben. Weshalb das so ist und ob man dabei von Resilienz sprechen kann, ist der Studie zufolge allerdings unklar. Wichtig erscheine, Reaktionen auf Widrigkeiten und Leiden zu verstehen, um diese bestenfalls umzuwandeln, wenn sie sich nicht beseitigen ließen.
Die höchste Selbsteinschätzung bei vielen Indikatoren gaben Menschen aus Indonesien, Mexiko und den Philippinen ab, die niedrigsten Werte waren in Japan, der Türkei und dem Vereinigten Königreich zu finden. Deutschland ist im oberen Mittelfeld zu finden. Generell bewerten Personen aus Nationen mit hohem Einkommen wie Schweden und den USA materiellere Aspekte des Wohlbefindens, wie beispielsweise finanzielle Sicherheit, höher, während Menschen aus Ländern mit mittlerem Einkommen andere Aspekte betonen. Dort stuften die Umfrageteilnehmenden prosoziale Verhaltensweisen sowie die Bedeutung enger Beziehungen als bedeutender ein. Dies deute darauf hin, dass materielle und soziale Aspekte des Wohlbefindens nicht unbedingt übereinstimmten, heißt es.
Ziel dieser Längsschnitt-Panelstudie ist es, Einblicke in die komplexe Natur des menschlichen Wohlbefindens zu erlangen. In einer Welt voller Krisen, die das individuelle und gesellschaftliche Wohlergehen bedrohten, sei dies sowohl für die Gesellschaft als auch für die Politik von zentraler Bedeutung.
Die Befragungen finden daher fünf Jahre lang jährlich mit denselben Personen aus denselben Ländern statt. Das sind Ägypten, Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Indien, Indonesien, Israel, Japan, Kenia, Mexiko, Nigeria, Philippinen, Polen, Südafrika, Spanien, Schweden, Tansania, Türkei, Vereinigtes Königreich und die USA. Laut Studie repräsentieren sie fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Jedoch weist das Team der Forschenden darauf hin, dass Selbstauskünfte stets mit Verzerrungen verbunden sind, die je nach kulturellem Kontext unterschiedlich ausfallen können.
Doch eine erste Vermutung stellten die Studienautorinnen und -autoren dennoch an: Das gewünschte Ergebnis ist demnach vermutlich eine Gesellschaft, die sowohl ein hohes Maß an wirtschaftlicher Entwicklung als auch ein hohes Maß an Sinnerfüllung aufweist. Die Frage sei nur, wie sich dies erreichen lasse. Klar ist, dass ein Verständnis darüber, wie sich Wohlbefinden weltweit und innerhalb verschiedener Bevölkerungsgruppen verteilt, uns dabei hilft zu erkennen, welche Menschen auf welche Weise Unterstützung benötigen.