Was macht der Apotheker von morgen? |
Daniela Hüttemann |
23.03.2024 14:00 Uhr |
Der smarte Apotheker treffe in Zukunft auf smarte Patienten und gemeinsam nutzen sie Maschinen wie künstliche Intelligenz für eine bessere Prävention und Versorgung, glaubt Gesundheitsökonom Professor Dr. David Matusiewicz. / Foto: PZ/Alois Müller
Die Apotheke versteht es wohl wie keine andere Institution, Tradition mit Moderne zu verbinden, meint Professor Dr. David Matusiewicz, Gesundheitsökonom an der FOM Hochschule Essen. Neue, disruptive Technologien wie künstliche Intelligenz änderten derzeit so gut wie alle Berufe und auch die Apotheken müssten sich jetzt fragen, welche Rolle(n) sie in Zukunft übernehmen wollen, sagte er in seinem Vortrag »Apotheke der Zukunft« beim PZ-Management-Kongress und lieferte jede Menge Denkanstöße.
Der Ökonom sieht große Chancen für Apotheken: »Der smarte Apotheker trifft auf smarte Patienten.« Apotheker, Patient und Maschine würden in Zukunft in einem Dreiecksverhältnis miteinander kommunizieren. Ein besser informierter Patient finde dann in der Apotheke Experten, die seine Fragen und Probleme einordnen und lösen können, zum Beispiel selbst gemessene Blutzuckerwerte oder Schlafstörungen.
Gerade in der Diagnostik und Prävention könnten Apotheken in Zukunft dank smarter Devices, Retina-Scans und KI-basierter Auswertungen deutlich mehr Aufgaben übernehmen und Ärzte entlasten.
Die Apotheke werde zur »Tankstelle der Gesundheit«: immer da, für alle offen. »Wo kann man sonst einen Akademiker ohne Termin treffen?«, so Matusiewicz und findet, man müsse Apotheken mehr Verantwortung übertragen, weg vom Arzt als Zentrum des Gesundheitswesens, wie es auch schon in anderen Ländern der Fall sei.
Die Technologie könne auch viele lästige Aufgaben wie Dokumentation erledigen und Informationen bereitstellen. Das schaffe wieder mehr Zeit für die Beratung, ob vor Ort oder per Telepharmazie. »Die Zeit, die Patient und Apotheker dann zusammen haben, wird zur echten Quality Time«, prophezeit Matusiewicz. Denn wenn auch die KI immer empathischer werde, bleiben menschliche Kontakte essenziell – »der Apotheker als Wirkstoff macht den Unterschied durch seine Betreuung«.
Gerade in der Adhärenz-Förderung sieht Matusiewicz eine der wichtigsten Aufgaben. »Die größte Verschwendung im Gesundheitswesen ist die Non-Compliance.« Hier könnten Apotheker als Patienten-Coaches dem System sehr viel Geld sparen, mit dem die Beratung finanziert werden kann.
Er ermuntert Apotheken, selbst aktiv zu werden, gute Ideen einzubringen und umzusetzen und nicht darauf zu warten, dass sie von der Politik oder den Krankenkassen implementiert werden. »Bitten Sie nicht immer nur um Erlaubnis, überschreiten Sie auch mal eine rote Linie – nur so entstehen Innovationen und auch unternehmerischer Erfolg.«