Was ist ein normaler PSA-Wert? |
Theo Dingermann |
28.03.2024 17:00 Uhr |
Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) ist ein Tumormarker, aber ein vergleichsweise unzuverlässiger. Ihn zur Früherkennung von Prostatakrebs bestimmen zu lassen, ist keine Kassenleistung. / Foto: Adobe Stock/kenchiro168
Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) ist ein Glykoprotein, das in den Epithelzellen der Prostata gebildet und sezerniert wird. Es befindet sich hautsächlich im Prostatasekret und ist dort als Protease unter anderem an dessen Verflüssigung beteiligt. Ein geringer Teil gelangt auch ins Blut, wo es vor allem in Form eines stabilen Komplexes zusammen mit Alpha-1-Antichymotrypsin (ACT) vorliegt. Der Rest zirkuliert als freies PSA. Das Glykoprotein wird in der Leber verstoffwechselt und ausgeschieden.
Als Tumormarker wird in der Regel das Gesamt-PSA (tPSA) ermittelt. Differenzialdiagnostisch ist das Verhältnis des freien PSA (fPSA) zum Gesamt-PSA von Bedeutung, da beim Prostatakarzinom häufig ein niedrigerer Anteil von fPSA und sukzessive ein höherer des gebundenen PSA detektiert wird.
Ärzte neigen dazu, den PSA-Wert in »erhöht« oder »nicht erhöht« statt in »normal« oder »abnormal« einzuteilen. Denn was normal ist, variiert je nach Alter. Zudem kann jeder Mann mit einem beliebigen PSA-Wert an Prostatakrebs erkrankt sein. Ein Anstieg oder Schwankungen der PSA-Konzentration können auf zahlreiche Veränderungen, aber auch auf Erkrankungen der Prostata hindeuten; sie sind nicht spezifisch für Krebs.
Der PSA-Wert steigt etwa auch bei Entzündungen der Prostata (Prostatitis), einer gutartigen Vergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) oder auch bei einer Harnwegsentzündung an. Sogar eine längere, intensive Fahrradtour oder eine andere mechanische Beanspruchung der Prostata können den Wert verändern. Allerdings schließt umgekehrt auch ein niedriger PSA-Wert eine bösartige Tumorerkrankung nicht sicher aus. Somit reicht der PSA-Wert für die Diagnosestellung eines Prostatakarzinoms nicht aus, kann aber wichtige Hinweise liefern und besonders als Verlaufsmarker nützlich sein.
Der PSA-Wert sollte bei Männern ab 60 Jahren bei 4,0 ng/ml oder darunter liegen. Laut Angaben des MD Anderson Cancer Center der University of Texas sollte der Wert bei Männern unter 60 Jahren 2,5 ng/ml nicht überschreiten. In dieser jüngeren Altersgruppe lägen die durchschnittlichen PSA-Werte bei unter 1,0 ng/ml.
Da Prostatakarzinome eine Alterserkrankung sind, ist eine Überprüfung des PSA-Wertes erst ab einem Alter von 45 Jahren zu empfehlen. Laut der S3-Leitlinie »Prostatakarzinom« sollen Männer, wenn ein Anlass bestehe, über Früherkennung zum Prostatakarzinom zu informieren, »ergebnisoffen über die Vor- und Nachteile beraten werden«.
Entscheiden sich Männer für eine Untersuchung und der ermittelte Wert liegt unter 1 ng/ml, sollte eine weitere Kontrolle nach vier Jahre erfolgen. Bei leicht höheren PSA-Werten sollte in kürzeren Abständen kontrolliert werden: Bei Werten zwischen 1 und 2 ng/ml alle zwei Jahre und bei Werten über 2 ng/ml jährlich. Männer, die ab einem Alter von 70 Jahren immer noch einen unauffälligen PSA-Wert von weniger als 1 ng/ml haben, sollten komplett auf weitere Bestimmungen im Sinne einer Tumor-Früherkennung verzichten.
Ein Krebsvorsorgescreening auf Basis des PSA-Wertes ist umstritten. Die Krankenkassen zahlen die Bestimmung des PSA-Wertes nur zur Verlaufskontrolle bei Patienten mit Prostatakrebs oder zur Abklärung eines auffälligen Tastbefundes der Prostata. Erst 2020 sprach sich der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dagegen aus, die Untersuchung darüber hinaus als Früherkennung von Prostatakrebs zur GKV-Leistung zu machen.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) weist zur Begründung auf der Seite Gesundheitsinformation.de darauf hin, dass eine Überdiagnose bei der PSA-Wert-Bestimmung besonders häufig vorkommt: Wenn 1000 Männer am PSA-Screening teilnähmen, würden dadurch etwa drei von ihnen davor bewahrt, Metastasen zu entwickeln und am Prostatakarzinom zu sterben. Allerdings werden mit dem Screening auch Tumoren und Zellveränderungen entdeckt, die sich sonst nie bemerkbar gemacht hätten. Bis zu 60 von 1000 Männern, die an der Früherkennung teilnehmen, erhielten laut IQWiG eine Überdiagnose und vielleicht eine unnötige Behandlung.
Die Basis für diese Berechnung stammt aus einer großen europäischen Studie, an der 162.000 Männer im Alter von 55 bis 69 Jahren teilnahmen. Derzeit läuft eine weitere Studie namens PROBASE, deren Ergebnisse im kommenden Jahr erwartet werden.
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