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Studie

Was erwarten Patienten von einer Medikationsanalyse?

Eine wissenschaftliche Stichprobe in Apotheken ergab: Patientinnen und Patienten erhoffen sich von einer Medikationsanalyse vor allem weniger Nebenwirkungen, besseres Wissen und allgemein weniger Probleme mit ihren Arzneimitteln. Allerdings kannte nicht einmal jeder Fünfte diese Dienstleistung.
Daniela Hüttemann
02.05.2025  18:00 Uhr

Kennen Apothekenkunden überhaupt Medikationsanalysen und falls ja, was erwarten sie davon? Unter dieser Frage stand ein Projekt der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie des Universitätsklinikums Heidelberg, unterstützt von der Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung. In der prospektiven, multizentrischen Erhebung im Frühjahr 2024 wurde in zwei Apotheken in Deutschland drei Wochen lang mehr als die Hälfte der täglichen Kundinnen und Kunden gebeten, an einer Umfrage teilzunehmen, in einer dritten Apotheke sogar über sechs Wochen.

Insgesamt erklärten sich 1561 Personen bereit, an der Umfrage per Laptop oder Tablet direkt in der Apotheke teilzunehmen. Das Durchschnittsalter lag bei 53 Jahren. Die meisten Befragten wendeten ein bis vier Arzneimittel regelmäßig an und gaben an, sich in der Apotheke zu ihren Arzneimitteln beraten zu lassen.

Der Fragebogen stand in mehreren Sprachen zur Verfügung. Gefragt wurde zum einen, ob die Kunden wissen, dass in ihrer Apotheke Medikationsanalysen angeboten werden. Zum anderen sollte die Relevanz potenzieller Vorteile einer solchen Intervention auf einer Skala von 0 bis 2 bewertet werden. Die Ergebnisse wurden jetzt im »Journal of Pharmaceutical Policy and Practice« veröffentlicht.

Demnach kannten nur 18 Prozent der teilnehmenden Personen das Angebot. Dabei wussten Frauen eher Bescheid als Männer (Odds Ratio 1,211), genau wie diejenigen, die Beratungsleistungen aktiv einforderten (Odds Ratio 1,020). Als häufigste Gründe, eine Medikationsanalyse in Anspruch zu nehmen, wurden das Wissen um den persönlichen Nutzen sowie eine Empfehlung von Arzt oder Apotheker genannt. Eine Empfehlung durch Verwandte, Bekannte und Freunde wurde als weniger relevant eingestuft.

Umfassende Erwartungen an die erweiterte Medikationsberatung

Als Benefit erwarteten die meisten weniger Nebenwirkungen und ein besseres Wissen rund um ihre Arzneimittel (jeweils 1,4 ± 0,7 Punkte) sowie weniger Probleme mit ihrer Medikation, zum Beispiel weniger Wechselwirkungen (1,3 ± 0,7 Punkte). Das galt sowohl für die Personen, die Medikationsanalysen kannten, als auch für diejenigen, die noch nie davon gehört hatten.

Als »sehr wichtig« wurden weitere Erwartungen eingestuft: die Hoffnung, weniger Arzneimittel anwenden zu müssen, eine Therapievereinfachung, mehr Sicherheit in der Anwendung, ein vollständiger und aktueller Medikationsplan, ein besserer Austausch zwischen den Heilberufen, zusätzliche Lifestyle-Empfehlungen sowie eine bessere Adhärenz.

»Der Erwerb von Wissen und die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit durch eine Medikationsanalyse ist für die Kunden höchst wertvoll«, folgert das Autorenteam um Professor Dr. Hanna Seidling. »Durch eine klare Erläuterung des Zwecks und des  zu erwartenden Nutzens von Medikationsanalysen könnten deren Reichweite und Wirkung erhöht werden.«

Aktiv ansprechen statt auf Nachfrage zu warten

Gemäß der aktuellen Studie scheinen viele Patienten einen Nutzen zu erwarten – selbst wenn sie vorher noch nie etwas über diese Leistung gehört hatten. Seidling und Kolleginnen leiten daraus drei Empfehlungen ab:

  1. Medikationsanalysen sollten generell mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht werden. Apotheken sollten nicht auf die Nachfrage warten, sondern Kunden selbst aktiv ansprechen und Medikationsanalysen anbieten. So gab die Studie Hinweise darauf, dass Kunden am liebsten persönlich bei ihrem Apothekenbesuch darauf angesprochen werden wollen. Persönliche Ansprache toppe das Auslegen von Flyern und anderem Informationsmaterial.
  2. Inhalt und Detailreichtum der angebotenen Information können die Teilnahme beeinflussen. Es gelte, den persönlichen Nutzen für den Kunden klar darzustellen. Standardisierte Kommunikationshilfen könnten dem Apothekenpersonal dabei helfen.
  3. Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Apotheken und Patienten stärkt die Bereitschaft der Patienten, eine Medikationsanalyse in Anspruch zu nehmen. Die persönliche Ansprache bleibe entscheidend.

Insgesamt könnte proaktives Kommunikationstraining für Apotheker die Nachfrage nach Dienstleistungen steigern und die Akzeptanz verbessern.

Medikationsanalysen sind als pharmazeutische Dienstleistung »erweiterte Medikationsberatung Polymedikation« seit Juni 2022 als Krankenkassenleistung möglich, wenn ein Patient dauerhaft mindestens fünf Arzneistoffe systemisch anwendet. Sie kommen jedoch noch nicht so häufig zum Einsatz wie erhofft. Bisherige Untersuchungen zielten auf Umsetzungshürden aus Apothekensicht wie Zeit- und Personalmangel, aber auch mangelnde Nachfrage oder Bedarf. 

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