Was eine frühe Menopause über das Krebsrisiko aussagt |
Christina Hohmann-Jeddi |
13.09.2024 12:30 Uhr |
Im Durchschnitt tritt die letzte Monatsblutung im Leben einer Frau in einem Alter von 52 Jahren auf. Es gibt aber deutliche interindividuelle Unterschiede. Manche Frauen kommen schon recht früh in die Wechseljahre. / Foto: Getty Images/izusek
Als Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Monatsblutung und damit das Ende der Fruchtbarkeit definiert. Im Durchschnitt tritt sie in einem Alter von 52 Jahren auf, dabei gibt es aber große interindividuelle Unterschiede. Wann die Fruchtbarkeit endet, wird sowohl genetisch als auch durch Umweltfaktoren bedingt. Den genetischen Hintergrund haben nun Forschende um Dr. Stasa Stankovic von der University of Cambridge und Kollegen von der University of Exeter in England genauer untersucht.
Hierfür analysierte das Team Daten von fast 107.000 postmenopausalen Frauen aus der UK Biobank-Studie mit Fokus auf seltene Genvarianten. Es entdeckte neun Gene, die die Fruchtbarkeitsphase stark beeinflussten, davon waren fünf bislang unbekannt. Frauen, die nur eine funktionierende Kopie der Gene ETAA1, ZNF518A, PNPLA8 oder PALB2 besaßen, hatten ihre Menopause etwa 2,0 bis 5,6 Jahre früher als der Durchschnitt. Bei dem fünften Gen (SAMHD1) trat die Menopause im Schnitt 1,4 Jahre später auf.
Die untersuchten genetischen Varianten seien alle selten in der Bevölkerung, ihr Einfluss auf die Wechseljahre ist jedoch fünfmal größer als der Einfluss jeder zuvor identifizierten genetischen Variante, heißt es in der Publikation im Fachjournal »Nature«. Die stärkste Auswirkung wurde bei Mutationen im Gen ZNF518A festgestellt, die nur bei einer von 4000 Frauen vorkommen. Diese Varianten zog den Zeitpunkt der Menopause um etwa 5,6 Jahre vor.
Frühere Studien haben gezeigt, dass DNA-Schäden in den Eizellen die Fruchtbarkeitsspanne bestimmen. Denn nicht reparierte DNA-Schäden in Eizellen können diese zum Absterben bringen und so die Geschwindigkeit erhöhen, mit der Eizellen verloren gehen. Dies führt zu einem früheren Beginn der Wechseljahre. Die identifizierten Gene sind daher vermutlich DNA-Schadenreaktions-Gene, die die genetische Integrität der DNA wahren, folgern die Autoren.
Ein Ausfall dieser Gene würde dann auch zu einer Anreicherung von Mutationen in anderen Geweben führen und das Krebsrisiko erhöhen. Für die Brustkrebsgene BRCA-1 und BRCA-2 war bereits gezeigt worden, dass sie mit einer frühen Menopause assoziiert sind. Für vier der neu identifizierten Gene stellten die Forschenden ebenfalls einen Zusammenhang zwischen früher Menopause und einem erhöhten Krebsrisiko fest.
Schließlich entdeckte das Team anhand von 8089 sequenzierten Trios (Tochter, Mutter und Großmutter) aus dem 100.000-Genome-Projekt, dass häufige genetische Varianten, die mit einer früheren Alterung der Eierstöcke einhergehen, mit einer höheren Rate an mütterlicherseits verursachten De-novo-Mutationen verbunden sind. Diesen Befund konnte es aber in einer unabhängigen Kohorte nicht reproduzieren. Dennoch sind die Forschenden überzeugt, dass die Studie Hinweise auf genetische Zusammenhänge zwischen dem Zeitpunkt der Menopause und dem Krebsrisiko liefert.
Professor Dr. John Perry von der University of Cambridge weist in einer Mitteilung der University of Exeter darauf hin, dass frühere Forschungen zeigten, dass der weibliche Eierstock schneller altert als andere Organe des Körpers und als Modellsystem für das Verständnis von Alterungsprozessen dienen könnte. »Die Untersuchung der Alterung der Eierstöcke wird nicht nur zu einem besseren Verständnis der Biologie hinter Unfruchtbarkeit und anderen Fortpflanzungsstörungen führen, sondern auch unser Verständnis grundlegender Prozesse, die DNA-Schäden und das Krebsrisiko in der Allgemeinbevölkerung regulieren, verbessern.«