Was die SPD für die Gesundheitswirtschaft plant |
Alexandra Amanatidou |
10.07.2025 17:30 Uhr |
Im Paul-Löbe-Haus in Berlin fand heute das Fachforum »Industrielle Gesundheitswirtschaft« statt. / © PZ/ Alexandra Amanatidou
Karl Broich vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erläuterte kurz, wie Deutschland aktuell mit Liefer- und Versorgungsengpässen umgeht. Die klare Botschaft: Das Land muss schneller und effizienter werden.
»Wir wollen die industrielle Gesundheitswirtschaft zur Leitwirtschaft in Deutschland und in Europa machen«, sagte der SPD-Abgeordnete Matthias Mieves, der das Fachforum ab jetzt leiten wird, gleich zu Beginn. »Wir werden tun, was wir können.«
Was die Pharmastrategie der Bundesregierung angeht, so sieht Mieves zwei notwendige Ergänzungen. »Wir müssen noch stärker die Produktion in den Blick nehmen. Nicht nur die Pharmaindustrie, sondern auch Medizinprodukte und –technik.«
An der Runde nahmen unter anderem der SPD-Gesundheitssprecher Christos Pantazis und die SPD-Apothekenberichterstatterin und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Tanja Machalet, teil. »Wir befinden uns in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche«, sagte Pantazis. Es sei entscheidender denn je, den Dialog zu suchen. »Wir sind hier unter Freunden und arbeiten gemeinsam an dem Ziel, Deutschland innovativer zu machen«, so der SPD-Politiker.
»Wir werden sehr genau hinsehen müssen, um die Rahmenbedingungen zu verbessern«, sagte der SPD-Abgeordnete Sebastian Roloff mit Blick auf die Pharmaindustrie. »Wir müssen als EU mehr zusammenhalten als bisher«, zog er das Fazit.
Broich hat die Gründe für die Lieferengpässe von Arzneimitteln erläutert. Diese können nicht nur durch Produktionsprobleme, sondern auch durch die Monopolisierung des Marktes verursacht werden. »Apotheken und Ärzte sagen, dass Lieferengpässe zu Vertrauensverlust führen.«
Er bezog sich dabei auf das Fachgremium bzw. den Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe, in dem »wir gelernt haben, diese Lieferengpässe zu managen«. Dadurch können rechtzeitig Entscheidungen getroffen werden, so Broich. Das Frühwarnsystem bestehe aus fünf verschiedenen Datenbanken. Mit KI-Mustern versuchen sie, Lieferkettenunterbrechungen oder Produktionsprobleme zu erkennen. »501 Arzneimittel sind heute auf der Liste. Da nicht alle gleich wichtig sind, müssen wir schauen, wie wir damit umgehen.« Er wünsche sich auch eine Übersicht für medizinische Produkte, die es momentan nicht gibt.
Er betonte aber auch, dass das Problem bei Generika liege, wo der Druck hoch sei. Denn Deutschland habe keine Engpässe bei innovativen Arzneimitteln. »Es gibt kein Land in der Europäischen Union, in dem zugelassene Arzneimittel so schnell zur Verfügung stehen«, so Broich. Er sprach auch von den aus seiner Sicht negativen Auswirkungen, die die EU-Abwasserrichtlinie für die Pharmaindustrie haben könnte. Was den Critical Medicines Act angeht, so gehe es nicht nur darum, neue Produktionen in die EU zu bringen, sondern auch darum, die bestehenden zu behalten.
Mit Blick auf mögliche Zölle aus den USA und die Äußerungen des US-Gesundheitsministers zu Impfungen sagte Broich: »Wir müssen schneller und effizienter werden. Natürlich neigen wir dazu, perfekt zu sein, und haben hohe Standards. Die Frage ist, ob das für die Patientenversorgung so relevant ist. Geht es vielleicht auch mit einer Nummer kleiner?«.