Was die Kommunalpolitik für Apotheken tun kann |
Setzen sich für die Arzneimittelversorgung auf dem Land ein (v.l.): PTA Larissa Schrull (Stern-Apotheke in Homberg/Efze): PKA Melanie Marx (Herz-Apotheke Frielendorf), Apotheker Timo Henkel (Stern-Apotheke Homberg/Efze), Kreistagabgeordneter Hans-Joachim Böhme-Gingold (Die Linke), Apothekerin Michaela Mann (Eder-Apotheke Grifte/Delegierte der Apotheker-Kammer Hessen), Apotheker Nils-Steffen Grönig (Edder-Apotheke Gensungen). / Foto: HAV
Bevor am kommenden Montag die Fraktionen des Kreistags im hessischen Schwalm-Eder-Kreis zusammenkommen, appellieren Apothekeninhaberinnen und -inhaber aus der Region an die Kommunalpolitiker, sich für die Apotheken vor Ort einzusetzen. Konkret fordern sie eine fraktionsübergreifende Zustimmung zu einem Antrag der Linken. Dieser dreht sich um die nachhaltige Sicherstellung der Arzneimittelversorgung der Menschen im ländlichen Raum durch die vollversorgende Apotheke.
Genau dies, nämlich die Stärkung der Apotheke vor Ort, habe sich die neue hessische Landesregierung aus CDU und SPD per Koalitionsvertrag auf die Fahnen geschrieben, nun gelte es, auch auf kommunaler Ebene für die lokalen Apotheken einzustehen, schreibt Apotheker Timo Henkel gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in einer Pressemitteilung. Weiteres Apothekensterben, Lieferengpässe sowie ein Ausdünnen der Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum dürften nicht hingenommen werden.
Henkel und seine Mitstreiter setzen dabei auf die Schubkraft der Kommunalpolitik. Denn anders als immer wieder vorgetragen, sei diese mittelbar durchaus für die Gesundheitspolitik zuständig, etwa indem Kreispolitiker über die Parteigremien Einfluss auf die Bundespolitik nähmen. Zudem zeige sich, dass sich andere Kreise bereits für die lokale Gesundheitsversorgung einsetzten, etwa mit eigenständigen medizinischen Versorgungszentren vor Ort, die Hausärzten und Apotheken eine Perspektive böten.
Um den aktuellen Reformplänen der Bundesregierung Einhalt zu gebieten, die unter anderem so genannte »Apotheken light« vorsehen, also Apotheken ohne Approbierte und ohne Notdienste, sei es also wichtig, dass der Kreistag geschlossen für einen entsprechenden Antrag der Linken stimme, der gegen eben diese Pläne vorgehen wolle. »Hierzu haben wir den Fraktionen des Kreistags eine ausführliche Erläuterung zukommen lassen und informieren auch unsere Kundinnen und Kunden«, so Apotheker Nils-Steffen Grönig in der Pressemitteilung. Die Forderung der Linken, das »Light«-Apotheken-Konzept der Bundesregierung abzulehnen, müsste eigentlich bei jedem Kreistagsabgeordneten Zustimmung finden, heißt es weiter.
In dem Schreiben an die Kreistagsabgeordneten weist Grönig stellvertretend für die Inhaberinnen und Inhaber darauf hin, dass zwei Gemeinden im Schwalm-Eder-Kreis ihre Apotheken bereits verloren hätten. Die Bevölkerung sorge sich um den Erhalt der Arzneimittelversorgung auf dem Land – eine Sorge, die angesichts des bundesweit anhaltenden Apothekenschwunds berechtigt sei.
Im Schwalm-Eder-Kreis sei die Zahl der Apotheken seit 2010 um 22 Prozent gesunken. Der Landkreis liege mit einer Apothekendichte von 2,6 Apotheken pro 100 Quadratkilometer weit unter dem hessischen Durchschnitt von 6,29. Mit jeder Schließung einer Apotheke verschlechtere sich die Versorgungslage der Bevölkerung, adressieren die Autorinnen und Autoren an die Kreistagsabgeordneten.
Gegen diesen Trend helfe die Politik der Bundesregierung allerdings nicht – im Gegenteil sei der rapide Verlust an Apotheken den aktuellen Fehlentscheidungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geschuldet. Die Reformpläne seien unsinnig und voller Ungereimtheiten. Nicht nur die Approbierten seien gegen »Apotheken light«, auch die PTA lehnten die Pläne ab. Auch ein Wegfall des Notdienstes auf dem Land sei »weder nachvollziehbar noch akzeptabel«.
Um das Apothekensterben aufzuhalten, müssten vielmehr die Rahmenbedingungen für den pharmazeutischen Nachwuchs verbessert werden. Gleichermaßen wichtig sei ein Abbau der Bürokratie. Das Konzept der »Light«-Apotheken diskriminiere die Bevölkerung auf dem Land. Dagegen wende sich der Antrag der Linken – den die Abgeordneten bei der Sitzung am Montag bitte fraktionsübergreifend »im Sinne des Erhalts einer flächendeckenden und gleichwertigen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung« unterstützen sollten.