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BAK-Symposium

Was bringen pharmazeutische Dienstleistungen den Patienten?

Die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen sollen deutlich über die normale Beratung der Patienten zu ihren Arzneimitteln hinausgehen. Was können die Patienten erwarten und wo liegt der größte Bedarf? Um diese Fragen ging es bei einem öffentlichen Symposium der Bundesapothekerkammer.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 04.05.2022  15:12 Uhr

»Derzeit fehlt häufig der Blick auf die aktuelle Gesamtmedikation des Patienten«, erläuterte Apothekerin Dr. Nina Griese-Mammen, Abteilungsleiterin im Geschäftsbereich Arzneimittel der ABDA, eines der größten Probleme für die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS). Neue Daten aus 22 Apotheken, die am ARMIN-Projekt (Arzneimittelinitiative in Sachsen und Thüringen) teilnehmen, hätten gezeigt, dass von 288 Patienten kein einziger einen aktuellen und vollständigen Medikationsplan hatte – obwohl die Patienten im Schnitt acht Medikamente in der Dauermedikation anwendeten und seit 2016 ein gesetzlicher Anspruch auf die Erstellung eines solchen bundeseinheitlichen Medikationsplans durch den Arzt besteht. Bei fast jedem dritten Plan hätten die Dosierungen nicht gestimmt und bei vier von zehn Plänen fehlten eingenommene Arzneimittel.

Aus Studien wisse man, dass eine Polymedikation, also die regelmäßige Einnahme von mindestens fünf Arzneistoffen, das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, mangelnde Therapietreue, Stürze und Krankenhauseinweisungen erhöhe. Für Deutschland gehe man von 250.000 Krankenhauseinweisungen pro Jahr aufgrund von vermeidbaren Medikationsfehlern aus.

Ebenfalls gut belegt sei, dass eine Medikationsanalyse durch eine Apothekerin oder einen Apotheker arzneimittelbezogene Probleme identifizieren und auch reduzieren kann. Darüber hinaus steigen Wissen des Patienten rund um seine Medikation, seine Zufriedenheit mit der Therapie und die Adhärenz. Erst kürzlich habe zudem eine kanadische Studie mit mehr als 67.000 ambulanten Patienten gezeigt, dass eine Medikationsanalyse nach Entlassung aus dem Krankenhaus die 30-Tage-Hospitalisierungsrate sowie die 30-Tage-Sterblichkeit gegenüber der Standardversorgungsignifikant verbessern kann.

Viel mehr als die Standardberatung

Gerade die Medikationsanalyse gehe weit über die üblich geforderte Beratung zur Abgabe einzelner Medikamente hinaus, denn es handelt sich um einen strukturierten Prozess inklusive ausführlichem Patientengespräch, dem eigentlichen Check sowie der Rücksprache mit den verschreibenden Ärzten und dem Ergebnisgespräch mit dem Patienten. Ziemlich sicher werde sie unter den pharmazeutischen Dienstleistungen, über die der Deutsche Apothekerverband und GKV-Spitzenverband immer noch vor der Schiedsstelle verhandeln, dabei sein.

Stefan Schwartze (SPD), Mitglied des Bundestags und Patientenbeauftragter der Bundesregierung, sowie Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), sprachen sich für diese Dienstleistung aus. »Wenn wir vor der Abgabe genauer hinschauen, lassen sich viele Fehlbehandlungen vermeiden und den Menschen wird es besser gehen«, berichtete Schwartze aus eigener Erfahrung.

Besser Geld für Beratung als für Behandlung ausgeben

Letztlich lasse sich auch ein Vielfaches des jährlich angesetzten Honorars von 150 Millionen Euro für die pharmazeutischen Dienstleistungen einsparen, wenn man bedenke, dass jeder Krankenhaustag pro Patient zwischen 500 und 1000 Euro koste, rechnete Bauer vor. Bei 250.000 vermeidbaren Einweisungen pro Jahr seien dies mindestens 125 Millionen Euro (bei nur einem Tag Liegedauer), also schon fast die vorgesehene Summe für die pharmazeutischen Dienstleistungen. »Es ist schlimm, dass wir solche Leistungen noch nicht längst haben, wenn wir damit Todesfälle, Krankenhauseinweisungen und Stürze vermeiden und auch noch die Lebensqualität steigern können.« Wenn es losgehe, müsse man es den Patienten bekannt machen, dann würden viele die Leistungen sicherlich auch in Anspruch nehmen.

Bauer wünschte sich, dass Patienten demnächst in der Apotheke eine noch umfassendere Beratung über alle Risiken, aber auch den Nutzen ihrer Therapie erhalten. Grundsätzlich sollten alle Patienten einen aktuellen, vollständigen Medikationsplan inklusive aller selbst gekauften Arzneimittel bekommen – und das nicht erst wie derzeit auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten. Er forderte dazu auch eine engere Vernetzung zwischen Arzt und Apotheker. Das betonte auch Schwartze mit Blick auf die Medikationsanalyse: »Das Ergebnis eines solchen Gesprächs darf nicht nur beim Patienten bleiben, der sich vielleicht nicht traut, seinen Arzt darauf anzusprechen.«

Schwartze kann sich auch das Impfen in der Apotheke als dauerhafte Dienstleistung vorstellen, um die Impfquoten zu erhöhen. »Ich gebe lieber jeden Euro für die Beratung oder Prävention aus, als für die Behandlung – und das ist auch den Patienten lieber«. Auch er sieht hier mit Blick auf das gesamte Gesundheitssystem große Chancen, Kosten einzusparen. Wichtig sei, dass man die Patienten mit den neuen Angeboten auch erreiche. 

Apotheken sollen ab drittem Quartal loslegen können

Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), sagte zum Stand der Verhandlungen, dass der nächste Termin vor der Schiedsstelle noch in diesem Monat anstehe und sich nun das Spektrum der genauen Dienstleistungen einenge. Apotheken- und Krankenkassenvertreter seien sich aber noch nicht über die genauen Dienstleistungen einig. Ebenso seien die Vergütungshöhen pro Leistung noch strittig. Benkert geht derzeit von einem Start in der Praxis frühestens im dritten Quartal dieses Jahres aus. In der BAK arbeite man aber bereits am Roll-out. Griese-Mammen ließ durchblicken, dass für die Medikationsanalyse wahrscheinlich eine Fortbildung, bei dem der Prozess einmal durchlaufen wird, erforderlich sein werden wird (sofern noch nicht erfolgt), um ein qualitätsgesichertes Angebot garantieren zu können.

Benkert versicherte erneut, dass es »große und kleine« Dienstleistungen geben soll und im Prinzip alle Apotheken mit den »kleineren« direkt loslegen könnten. Mit dabei sein sollen Maßnahmen wie ein Adhärenz-Training oder eine Schulung zur richtigen Anwendung von Arzneimitteln, aber auch Maßnahmen zur Früherkennung und Prävention von Volkskrankheiten. »Wir wollen nicht nur die Arzneimittelabgabe, sondern die Gesamtversorgung verbessern«, betonte Benkert.

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