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Immunschutz
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Was Boomer zum Thema Impfen beachten sollten

Die Babyboomer erreichen das Rentenalter – eine Lebensphase, in der der Impfschutz zunehmend wichtig wird. Denn mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für schwere Infektionen. Impfungen schützen davor und senken zudem das Herz-Kreislauf- und das Demenzrisiko.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 25.11.2025  14:15 Uhr

Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen – die sogenannten Babyboomer – sind jetzt um die 60 Jahre alt. Dieses Alter ist bei vielen Empfehlungen zu Schutzimpfungen eine Grenze. Denn das Immunsystem verliert mit den Jahren an Leistungsfähigkeit, was als Immundefizienz bekannt ist. Infektionen können dann schwerer verlaufen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher für Menschen ab 60 Jahren spezielle Schutzimpfungen, die vor allem schwere Atemwegsinfektionen verhindern sollen.

Viele wissen aber nichts von den Empfehlungen und empfinden sich nicht als Risikogruppe, denn 60-Jährige fühlen sich heute häufig jünger als sie sind – »60 ist das neue 40« lautet das Motto. Das legt eine Umfrage nahe, die der britische private Krankenversicherer Wellsoon Practice Plus Group im vergangenen Jahr veröffentlichte. Demnach fühlen sich zwei Drittel der befragten Personen zwischen 60 und 78 Jahren jünger als sie tatsächlich sind, 20 Prozent sogar um bis zu 20 Jahre. Die Befragten waren außerdem im Schnitt körperlich aktiver und offener für Neues als jüngere Erwachsene.

Spezielle Impfungen ab 60

Doch für das Immunsystem ist es egal, wie jung man im Kopf ist. Bestimmte Infektionen können bei Menschen ab 60 Jahren schwerer verlaufen und zu Folgeerkrankungen führen. Speziell für Ältere empfiehlt die STIKO daher Schutzimpfungen gegen Grippe, Pneumokokken, Covid-19, Gürtelrose (Herpes zoster) und das Respiratorische Synzytialvirus (RSV). Die Empfehlungen im Einzelnen.

Influenza: Menschen ab 60 Jahren sollten sich laut STIKO jährlich im Herbst gegen die saisonale Grippe impfen lassen. Dabei soll ein Hochdosis- oder ein adjuvantierter Impfstoff verwendet werden, der bei älteren Menschen die Immunschwäche ausgleichen soll. In der aktuellen Saison ist eine trivalente Antigenzusammensetzung empfohlen: Die Impfstoffe enthalten zwei Influenza-A-Komponenten (H1N1 und H3N2) und eine Influenza-B-Komponente. Der beste Zeitraum für die Impfung ist von Mitte Oktober bis Mitte Dezember. In diesem Jahr wird zu einer frühen Impfung aufgerufen, weil sich eine neue H3N2-Variante ausbreitet und für einen frühen Start der Grippesaison auf der Nordhalbkugel sorgt.

Covid-19: Auch gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 sollten sich Menschen ab 60 Jahren laut STIKO schützen. Hier wird nach erreichter Basisimmunität eine jährliche Auffrischungsimpfung im Herbst empfohlen. Der Grund ist auch hier, dass der Immunschutz mit der Zeit nachlässt und sich die Viren verändern, weshalb die Covid-19-Impfstoffe ebenfalls jedes Jahr an den dominierenden Stamm angepasst werden. Die Impfung kann gleichzeitig mit der Grippeimpfung erfolgen, manche Hersteller arbeiten auch an einer Kombiimpfung. Auf eine Auffrischung kann bei Immungesunden verzichtet werden, wenn sie im Verlauf der vergangenen zwölf Monate nachweislich eine SARS-CoV-2-Infektion hatten.

Pneumokokken: Empfohlen wird auch eine einmalige Impfung gegen Pneumokokken. Die Erreger können Lungenentzündungen auslösen, die im Alter häufiger auftreten und gefährlich verlaufen können. Seit 2023 empfiehlt die STIKO, den 20-valenten Konjugat-Impfstoff (PCV20) Prevenar® 20 (früher Appexxnar) zu verwenden. Personen, die bereits mit dem 23-valenten Polysacharid-Impfstoff (PPSV23) geimpft wurden, sollen in einem Mindestabstand von sechs Jahren nach der PPSV23-Impfung eine Impfung mit PCV20 erhalten. Der Hintergrund ist, dass die neueren Konjugat-Impfstoffe Polysaccharid-Antigene der Bakterien enthalten, die an Proteine gekoppelt (konjugiert) sind. Das verstärkt die Immunantwort im Vergleich zu den älteren Polysacharid-Impfstoffen, die die Antigene in reiner Form enthalten.

Herpes zoster: Für alle ab 60 Jahren sieht die STIKO auch eine Impfung gegen Herpes zoster (Gürtelrose) vor. Für eine Grundimmunisierung sollten zwei Dosen eines adjuvantierten Totimpfstoffs (Shingrix®) im Abstand von zwei bis maximal sechs Monaten verabreicht werden. Die Immunisierung soll vor einer Reaktivierung einer Varizella-zoster-Infektion schützen. Mit den Windpocken-Erregern infiziert man sich meist in der Kindheit, die Viren verbleiben dann ein Leben lang in Nervenzellen. Wenn das Immunsystem beeinträchtigt ist – etwa durch Immunseneszenz –, können sie wieder aktiv werden und Gürtelrose verursachen. Die Erkrankung, die durch schmerzhafte bandförmige Hautausschläge gekennzeichnet ist, kann auch schwere Folgeerkrankungen wie Neuralgie und Augenschäden verursachen.

RSV: Für Menschen ab 75 Jahren ist eine Impfung gegen RSV vorgesehen. Bei Personen zwischen 60 und 74 Jahren kann sie bei bestehenden Vorerkrankungen sinnvoll sein. Diese kann entweder mit einer Dosis eines proteinbasierten Impfstoffs (Arexvy® oder Abrysvo®) oder eines mRNA-Impfstoffs (mResvia®) erfolgen. Das RS-Virus kann gerade bei Älteren schwere Atemwegsinfektionen verursachen.

Schutz auch für Herz und Gehirn

Seinen Impfpass zu füllen, hat neben dem Schutz vor schweren Infektionen und deren Folgeerkrankungen auch noch zusätzlichen gesundheitlichen Benefit: Es schützt indirekt auch das Herz-Kreislauf-System und das Gehirn. Denn Infektionen mit Grippeviren, RSV, SARS-CoV-2 oder Pneumokokken erhöhen nachweislich das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiale Dekompensationen deutlich. Einer aktuellen Studie zufolge ist zum Beispiel das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, in den vier Wochen nach dem Beginn einer Grippe fünfmal so hoch wie bei Menschen ohne Grippe. Im selben Zeitraum ist das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, viermal so hoch. Inzwischen sieht die Europäische Kardiologische Gesellschaft Impfungen als eigenständige präventive Maßnahme gegen Herz-Kreislauf-Ereignisse.

Zudem gibt es Hinweise, dass bestimmte Impfungen das Erkrankungsrisiko für eine Demenz senken können. Gezeigt wurde das in Studien etwa für Herpes-zoster-Impfstoffe, mit AS01 adjuvantierte RSV-Impfstoffe und Grippeimpfstoffe. Hier ist der Zusammenhang aber nicht so gut belegt wie bei den kardiovaskulären Ereignissen.

Impfquoten mit deutlich Luft nach oben

Offenbar sind vielen Boomern aber die Empfehlungen oder die Vorteile der Impfungen nicht ausreichend bekannt, denn die Impfquoten bei Personen ab 60 Jahren sind noch ausbaufähig. »Die empfohlenen Impfungen für Erwachsene werden häufig nicht in Anspruch genommen«, lautet ein Fazit des RKI-Impfmonitors von 2025. Demnach waren zuletzt etwa 38 Prozent der Personen ab 60 gegen Influenza geimpft; gegen Covid-19, Pneumokokken und Herpes zoster ließ sich jeweils nur ein Fünftel der Berechtigten impfen.

Menschen zwischen 60 und 70 Jahren sind eventuell schlecht für Impfangebote zu erreichen, weil sie sich selbst noch nicht als Risikopersonen ansehen, vergleichsweise gesund sind und daher wenig Arztkontakte haben. Hier kann das Apothekenpersonal einen Beitrag leisten, indem es diese spezielle Zielgruppe für das Thema Impfen sensibilisiert.

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