Warum wird Endometriose oft erst spät erkannt? |
Sehr starke Regelschmerzen sind typisch für Endometriose. / Foto: Getty Images/skaman306
Im Fachjournal »Obstetrics and Gynecology« berichtet die Arbeitsgruppe um Erstautorin Dr. Sophie Davenport von der Aston University, UK, von den Ergebnissen ihres systematischen Reviews. Demnach tragen etwa eine anhaltende Stigmatisierung der Periode, eine gesellschaftliche Normalisierung von Menstruationsschmerzen sowie eine mangelnde medizinische Aufklärung zur Verzögerung der Endometriose-Diagnose bei.
Bei der Endometriose bildet sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutterhöhle. Diese Endometrioseherde unterliegen wie das physiologische Endometrium den Veränderungen des hormonellen Zyklus; sie können zyklisch wachsen und bluten. Je nach Lokalisation der Herde variiert die Symptomatik, als Hauptsymptom gelten Unterleibsschmerzen. Endometriose ist zwar eine gutartige Erkrankung, aber der Leidensdruck für betroffene Frauen ist hoch. Immer wiederkehrende Schmerzen und ein unerfüllter Kinderwunsch können sie stark belasten. Eine Diagnose schafft nicht nur Klarheit, sondern ebnet auch den Weg für eine gezielte Therapie.
Um die Hürden bei der Diagnose aus der Sicht von betroffenen Frauen und medizinischem Fachpersonal zu beschreiben, wertete die Arbeitsgruppe Studien aus, die die jeweiligen Erfahrungen mit der Endometriose-Diagnose untersuchten. 13 Studien flossen in das Review ein.
Wie aus einer Mitteilung der Aston University hervorgeht, ermittelte die Arbeitsgruppe, dass die Frauen in den Studien oft nicht sicher waren, ob ihre Schmerzen »ungewöhnlich« oder »stark genug« waren, um sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Wenn sie dies taten, stellten einige fest, dass der Hausarzt die Symptome anzweifelte oder sogar abtat. In zwei der Studien räumten Hausärzte ein, dass es ihnen schwerfiel, problematische Schmerzen von üblichen Menstruationsbeschwerden zu unterscheiden.
»Die Gesellschaft hat Periodenschmerzen traditionell normalisiert, daher müssen wir überdenken, was eine 'nicht normale' Periode kennzeichnet. Wenn die Symptome das tägliche Leben beeinträchtigen, wenn die Frau nicht zur Arbeit oder zur Schule gehen kann oder nicht in der Lage ist, ein soziales Leben zu führen, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass eine medizinische Intervention erforderlich ist«, kommentiert Davenport die Ergebnisse.
Einige der in den untersuchten Studien befragten Allgemeinmediziner schilderten, nicht hinreichend über Endometriose informiert zu sein, heißt es in der Mitteilung weiter. Manche gaben an, dass sie in der medizinischen Ausbildung nur wenig über das Krankheitsbild gelernt hätten. Die Symptomatik der Endometriose ist umfangreich und teilweise sehr unterschiedlich, was die Diagnose erschwert. »Angesichts der vielen betroffenen Frauen sind wir der Meinung, dass es während des Medizinstudiums eine zusätzliche, obligatorische Schulung über Menstruationsbeschwerden geben sollte«, so Davenport.
Emma Cox, die CEO von »Endometriosis UK« ergänzt: »Es ist wichtig, dass Frauen, die unter chronischen Unterleibsschmerzen oder anderen Endometriose-Symptomen leiden, mit ihrem Hausarzt sprechen und wenn sie dies tun, sollten sie erwarten, dass man ihnen zuhört, ihnen glaubt und sie versteht. Wir haben viele Geschichten gehört, in denen solche Symptome als normal', 'nicht schlimm' oder 'einfach Teil des Frauseins' abgetan wurden. Diese Einstellungen ändern sich zwar, aber leider haben wir noch einen weiten Weg vor uns.«