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Grundlagenforschung

Warum Narben entstehen – und wie man das verhindern könnte

Wenn tiefe Hautwunden verheilen, bleiben Narben zurück. Die Mundschleimhaut heilt nach Verletzungen dagegen meist narbenlos ab. Forschende haben nun untersucht, warum das so ist, und dabei womöglich einen Ansatzpunkt für künftige Therapeutika gefunden.
Annette Rößler
16.07.2025  15:30 Uhr

Nach Verletzungen regeneriert sich die Haut in der Mundhöhle schneller als alle anderen Grenzgewebe im menschlichen Körper: Innerhalb von einem bis drei Tagen sind Läsionen im Mund abgeheilt – und das zumeist ohne Narbenbildung. Nur sehr selten bleiben nach wiederholten Verletzungen im Mund Narben zurück. Die normale Haut fibrosiert dagegen bei der Wundheilung und bildet Narbengewebe, das sich vom umliegenden Gewebe unterscheidet. So enthält es beispielsweise keine Haarfollikel.

Forschende um Dr. Michelle F. Griffin und Jessica Cook von der Stanford University haben nun detailliert untersucht, wie sich der Prozess der Wundheilung zwischen der Mundschleimhaut und normaler Haut unterscheidet. Sie verglichen dazu Fibroblasten der Mundschleimhaut (OMF) mit Fibroblasten der Gesichtshaut von Mäusen, denen sie per Stanzbiopsie Verletzungen an den jeweiligen Stellen zugefügt hatten. Per Einzelzell-RNA-Sequenzierung vollzogen sie nach, welche Gene im Verlauf der Wundheilung jeweils aktiv waren. Die Ergebnisse sind im Fachjournal »Science Translational Medicine« erschienen.

Der Vergleich ergab, dass die Aktivierung eines bestimmten Signalwegs in OMF die Fibrosierung im Zuge der Wundheilung unterdrückt: In OMF wurden die Rezeptor-Tyrosinkinase AXL (Angiotoxin Receptor-like) und ihr Ligand, das Protein GAS6 (Growth Arrest Specific–6) vermehrt gebildet beziehungsweise die entsprechenden Gene verstärkt abgelesen.

Signalweg als potenzielles neues Arzneistofftarget

Dass tatsächlich dieser Signalweg für die Fibrosierung im Zuge der Wundheilung verantwortlich ist, zeigten die Forschenden, indem sie AXL gezielt ein- und ausschalteten. Bei Mäusen, bei denen AXL unterdrückt wurde, bildeten sich daraufhin nach Verletzungen der Mundschleimhaut Narben. Wurde AXL durch Hinzugabe von GAS6 stimuliert, heilten dagegen auch Verletzungen der Gesichtshaut narbenfrei ab und es bildeten sich sogar Haarfollikel. Auch wiederholte Verletzungen der Mundschleimhaut von Mäusen heilten unter Zugabe von GAS6 besser ab.

Derselbe Mechanismus kommt offenbar auch beim Menschen zum Tragen, wie die Forschenden anhand von Narbengewebe aus dem Mund von Menschen nachweisen konnten, das sich infolge wiederholter Verletzungen gebildet hatte. In diesen Zellen war die Expression von GAS6 und AXL verringert. Die nachgeschaltete fokale Adhäsionskinase (FAK), deren Bildung von GAS6 und AXL unterdrückt wird, war in diesen Zellen dagegen erhöht.

Ob sich diese Ergebnisse irgendwann in einen therapeutischen Ansatz ummünzen lassen, muss sich zeigen. Theoretisch könnte eine Behandlung von Wunden mit rekombinantem GAS6, mit einem AXL-Agonisten oder auch mit einem FAK-Antagonisten womöglich ein narbenfreies Abheilen begünstigen.

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