Warum kranke Frauen oft das Nachsehen hatten – und haben |
Für brutale gynäkologische Experimente wurden dabei oft Frauen der Unterschicht, in Amerika auch Sklavinnen herangezogen, die man für weniger schmerzempfindlich hielt, wie es im Buch heißt. Viele Ärzte, die selbst nie die Qualen der Geburt ertragen mussten, hielten diese demnach für unvermeidlich, wenn nicht sogar für eine «gottgegebene Strafe für Gebärende» – und widersetzten sich der Anästhesie, als diese endlich möglich war. Was die Neuzeit angeht, stützt sich Cleghorn vor allem auf die amerikanische und britische Medizingeschichte. Das meiste davon ist wohl aber auf deutsche Verhältnisse übertragbar.
Trotz vieler erschreckender Fakten nennt die Autorin auch positive und ermutigende Beispiele einzelner Frauen und feministischer Organisationen, die erfolgreich den Kampf aufgenommen hätten gegen die folgenreiche Entmündigung ihrer Geschlechtsgenossinnen in der Medizin. Das Buch ist deutlich geprägt von Cleghorns feministischem Engagement und endet mit einem eindrücklichen Appell an die Ärzteschaft: »Wir sind die verlässlichsten Zeuginnen dessen, was in unserem Körper geschieht. Das Leben von Frauen hängt davon ab, dass die Medizin lernt, ihnen zuzuhören.«