»Warum ich die Shop Apotheke hasse« |
Cornelia Dölger |
06.10.2025 09:30 Uhr |
In einem Instagram-Video macht eine PTA ihrem Ärger über Versender wie Shop Apotheke Luft. / © Imago/Rüdiger Wölk
»Das muss bei euch einfach im Kopf ankommen, was ihr damit bewirkt, wenn ihr bei einer Online-Apotheke bestellt, die ihren Sitz nicht in Deutschland hat«, appelliert PTA und Influencerin Paulina Kuberczik (@paulini_mathini) in ihrem Post, den sie mit »Warum ich die Shop Apotheke hasse« überschrieben hat. Inzwischen ist der Clip mehr als eine Million Mal aufgerufen worden.
Kubercziks Kritik richtet sich nicht gegen öffentliche Apotheken mit Versandlizenz, sondern gegen große Versender wie eben Shop Apotheke, die Millionen in Werbegagen investieren und »sich das Lager vollstellen« können. TV-Promi Günther Jauch ist Werbegesicht für den Versender, was mancher ihm als systemzerstörend vorwirft. Und auch die PTA warnt: »Diese Riesen wie Doc Morris, Shop Apotheke und Co. zerstören wirklich peu à peu die kleinen öffentlichen Apotheken.«
»Es geht um die Shop Apotheke, auch wenn‘s keiner mehr hören kann, aber ich raste langsam wirklich aus«, leitet Kuberczik ein. Ihren Ärger begründet die PTA mit konkret mit der Erfahrung mit einem Apothekenkunden. Dieser sei mehrmals mit einem E-Rezept zu ihr gekommen, wollte von etlichen Verordnungen aber jeweils nur ein Medikament bei ihr vor Ort bestellen; dieses sei bei Shop Apotheke nicht lieferbar. Der Versender wolle sich darum nicht kümmern, habe der Kunde gemeint. Sie habe ihm daraufhin geholfen, Kontakt zum verordnenden Arzt aufgenommen und ein neues Rezept angefordert, berichtet Kuberczik.
Nebenbei habe sie versucht, dem Kunden klarzumachen, welche Folgen die Macht der Versender haben könnten – offenbar ohne Erfolg, denn er Kunde kam noch zwei weitere Male mit demselben Anliegen in die Apotheke. Beim dritten Mal sei ihr dann »ein bisschen der Kragen geplatzt«. Ob er nicht verstehe, dass, »wenn die öffentlichen Apotheken nicht mehr da sind, sich seine dumme Shop Apotheke einen Scheißdreck kümmert, damit er an sein Medikament kommt?«, so die PTA in dem Video.
Auch andere Beispiele bringen sie in Rage, etwa eine Shop-Apotheke-Kundin, die ein Rezepturarzneimittel brauchte – was der Versender bekanntlich nicht herstellt. Dass die Kundin dann mit dem Rezept quasi notgedrungen in der Apotheke auftauchte, verärgert Kuberczik. Den Versendern gehe es einzig um Gewinn. »Wir sind irgendwie immer nur der letzte Notnagel.« In vielen Fällen sei die Ersparnis nicht so groß. »Wir sind dafür da, um Probleme zu lösen, aber dann muss man auch mal bereit sein, zwei, drei Euro mehr für eine Packung Voltaren auszugeben.«
Dass sie viele Reaktionen auf ihr Video erwarte, hatte Kuberczik gleich zu Beginn klargemacht. Konkret rechnete sie mit »supervielen Hassnachrichten«. Tatsächlich zeigen sich viele Kommentare aber solidarisch mit Kuberczik, das Video wurde fast 48.000 Mal gelikt. Viele zeigen Verständnis für Kubercziks Ärger. »Ich gehe lieber in meine kleine Apotheke, die kümmern sich immer«, schreibt jemand. Ein anderer rät, die Beratung für Onlinekunden »grundsätzlich« abzulehnen. »Es ist traurig festzustellen, wie wenig die Leistung und der Service der regionalen Apotheken wertgeschätzt wird.«
Das Video sei »das sympathischste und ehrlichste Video, das ich seit Langem gesehen habe«, schreibt ein Kommentator, ein anderer meint: »Sehr auf den Punkt! Da braucht es auch deutliche Worte.« Eine Userin hat direkt Konsequenzen gezogen und teilt mit: »App der Shop Apotheke gelöscht.«
Kuberczik bekommt aber auch deutlichen Widerspruch, in den meisten Fällen beim Thema Geld. Gerade wenn man mehrere Medikamente brauche, summiere sich das schnell auf 20 bis 30 Euro pro Monat, schreibt jemand. Eine Chronikerin berichtet, dass sie online 70 Euro für ihre Medikamente zahlt, in der Apotheke 150. Ein anderer meint: »Mit meinem Rezept oder Kleinigkeiten gehe ich immer in die Apotheke, aber bei größeren Bestellungen kann ich mir das einfach nicht leisten.«
Das Verhalten der Kundinnen und Kunden sei hier gar nicht der Punkt, meint eine Userin. Sie sieht vielmehr Politik in der Pflicht, »solche extremen Preisunterschiede zu verhindern«.