Warum Hautpflege bei Neurodermitis so wichtig ist |
Eine regelmäßige Hautpflege soll bei Patienten mit Neurodermitis verhindern, dass es zu akuten Entzündungen der Haut kommt. / Foto: Getty Images/triocean
Ein Mangel an Feuchthaltefaktoren und Lipiden, eine eingeschränkte Talgdrüsenfunktion und eine verminderte Schweißdrüsenfunktion kennzeichnen eine Haut mit atopischem Ekzem (Neurodermitis). Daraus resultiert ein trockenes, raues und schuppiges Hautbild mit grober Struktur. Schubartig kommt es zu Rötungen und Entzündungen, die oft von starkem Juckreiz begleitet sind.
Die Pathomechanismen der Neurodermitis sind noch nicht vollständig geklärt. Als gesichert gilt eine genetische Disposition; als akute Auslöser können verschiedene, individuell unterschiedliche Provokationsfaktoren infrage kommen. Bei manchen Betroffenen lässt sich eine allergische Beteiligung feststellen, bei anderen fehlt diese. Bei einer dritten Gruppe geht man von autoimmunen Anteilen aus. Da die Hautbarriere gestört ist, haben Allergene leichtes Spiel. Das gilt auch für verschiedene Krankheitserreger. Daher treten manche Infektionskrankheiten der Haut bei Patienten mit Neurodermitis häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung.
Die Erkrankung durchläuft wiederholt verschiedene Phasen. Man unterscheidet eine akute, eine subakute und eine chronische Phase. Eine konsequente Basispflege und – sofern möglich – eine Vermeidung von Provokationsfaktoren bilden die Grundlage jeder Neurodermitis-Therapie. Wichtig ist, diese auch in Zeiten relativer Symptomarmut (etwa bei fehlenden Zeichen einer Entzündung) beizubehalten. Dabei kann eine Anpassung an aktuelle Situationen erforderlich werden, zum Beispiel in der kalten Jahreszeit. Grundsätzlich gilt: Eine Hautpflege für Patienten mit Neurodermitis sollte auf bestimmte Inhaltsstoffe verzichten. Insbesondere sollte sie keine Duftstoffe und Konservierungsmittel enthalten sowie keine Substanzen, die häufig Kontaktallergien auslösen.
Da jeder Kontakt mit Wasser das Austrocknen der Haut fördern und die Barrierefunktion verschlechtern kann, sollten bereits bei der Reinigung der Haut rückfettende Produkte verwendet werden. Seifen entfetten die Haut, deshalb sollten ihnen milde Reinigungsprodukte mit hautneutralem pH-Wert vorgezogen werden. Zwar sollten Patienten lieber (nicht zu heiß) duschen als ein Vollbad nehmen. Eine Ausnahme bilden jedoch Ölbäder. Sie können dem Austrocknen der Haut entgegenwirken.
Da Neurodermitis-Haut sehr trocken ist, muss sie (mehrmals) täglich mit Lipiden und Feuchtigkeit versorgt werden. Leitlinien empfehlen ein (mindestens) zweimal tägliches Eincremen. Als besonders effektiv hat sich dies nach der Hautreinigung erwiesen. Grundsätzlich gilt »fett auf trocken«, also W/O-Emulsionen für die chronischen Phasen; bei nässenden Ekzemen, etwa in einem akuten Schub, eignet sich dagegen »feucht auf feucht«.
Da Neurodermitis-Haut Feuchtigkeit schlechter speichern kann als gesunde Haut, eignen sich Zubereitungen mit Urea (nicht bei Säuglingen) oder Glycerin. Sie verbessern die Feuchtigkeitsspeicherung der Haut. Nicht beziehungsweise erst nach Prüfung der Verträglichkeit angewendet werden sollten harnstoffhaltige Produkte bei Kleinkindern sowie bei Erwachsenen im akuten Schub/bei entzündeter Haut, da es bei Letzterer zu einem brennenden Gefühl der Haut kommen kann. Bei sehr trockener Haus kann außerdem die okklusive Wirkung mancher Inhaltsstoffe (zum Beispiel weißes Paraffin) die Hautfeuchte erhalten, indem sie deren Verdunsten reduziert.
Als besonders belastend empfinden Patienten mit Neurodermitis häufig den starken Juckreiz. Dieser kann tagsüber, etwa in der Schule oder am Arbeitsplatz, Konzentration und Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen und in der Nacht einen erholsamen Schlaf stören. Weniger Hauttrockenheit geht häufig mit einer Verminderung des Juckreizes einher. Bei stärkeren Beschwerden können außerdem Zubereitungen mit Polidocanol zum Einsatz kommen.
Die anpasste Pflege der Haut fordert von Patienten mit Neurodermitis eine große Konsequenz und Disziplin. Umso wichtiger ist es daher, Pflegeprodukte zu finden, die sie als angenehm empfinden. Dass die Pflege die Funktion der Hautbarriere unterstützt, kann motivierend wirken. Idealerweise trägt sie außerdem dazu bei, akute Schübe hinauszuzögern und so den Einsatz von Arzneimitteln zu reduzieren.