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Dienstleistungskonzern

Warum gibt der Noventi-Konzern Genussscheine aus?

Dem Apotheken-Dienstleistungskonzern Noventi steht mit Blick auf die Digitalisierung eine herausfordernde und kostenintensive Zukunft bevor. Um Investitionen stemmen zu können, will der Konzern nun Genussscheine in Höhe von 80 Millionen Euro ausgeben. Auch externe Investoren will Noventi zulassen. Welchen Einfluss werden diese haben? Und ist dies der nächste Schritt hin zu einem Börsengang?
Benjamin Rohrer
25.02.2022  09:15 Uhr

Der Dienstleistungskonzern Noventi befindet im Wandel. Eines der Kerngeschäfte des Münchener Unternehmens, die Rezept-Abrechnung, steht durch die Einführung des E-Rezeptes vor großen Herausforderungen. Firmen wie Scanacs zeigen sich schon jetzt im Markt und stellen direkte, digitale Rezeptabrechnung als für Apotheker machbare Alternative vor. Und auch das Software-Geschäft steht ganz im Zeichen des E-Rezept-Wandels: Binnen weniger Monate müssen die Software-Anbieter den Apotheken ein ganz neues, digitales Arbeitsumfeld schaffen, ihnen die E-Rezept-Abwicklung erklären und die Apotheken auch noch technisch fit machen. Dazu braucht es Fachwissen, die entsprechenden Fachkräfte und somit Investitionen in neues Personal.

Doch der Noventi-Konzern, dessen einziger Anteilhaber der Apotheker-kontrollierte Verein FSA ist, ist nicht untätig. Gleich in mehreren E-Rezept-Modellprojekten war und ist die Noventi schon frühzeitig involviert gewesen. Über Partnerschaften mit Apothekerverbänden und -kammern (Gedisa) sowie mit Krankenkassen und Versandhändlern (TK, Shop Apotheke, E-Health-Tec) hat sich die Noventi frühzeitig Expertise in Sachen E-Rezept erarbeitet und kennt nun alle Interessenlagen. Hinzu kommen seit Jahren zahlreiche Marketing-Aktionen, die die Noventi auch in den Köpfen der Apotheken und deren Kunden im digitalen Umfeld verankern soll.

E-Rezept, Investitionen, Zukunft: Noventi benötigt frisches Geld

Das alles kostet Geld – viel Geld. Dass die Investitionen der Noventi zuletzt stark angestiegen sind, zeigen unter anderem die Verbindlichkeiten gegenüber Banken. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2020 waren dort Schulden in Höhe von rund 107 Millionen Euro angegeben. Im Vorjahr hatten die Bankschulden noch bei rund 25 Millionen Euro gelegen. Klar ist aber auch: Die Noventi ist trotzdem kein ungesund wirtschaftendes Unternehmen. 2020 kam es zu einem übergreifenden, positiven Konzernüberschuss in Höhe von 1,7 Millionen Euro.

Doch die steigenden Bankschulden deuten an, wie sehr der Konzern für seine Investitionen frisches Geld benötigt. Und das soll nun auch durch Genussscheine in den Konzern gespült werden. Genussscheine gehören zu einer Art Anlageform zwischen einer Aktie und Anleihe. Der Konzern teilte am gestrigen Donnerstag mit, dass man Genussscheine mit einem Volumen von bis zu 80 Millionen Euro in mehreren Tranchen ausgeben werde. Die erste Tranche von Genussscheinen soll exklusiv für FSA-Mitglieder, also Apotheker, ausgegeben werden und einem Volumen von 40 Millionen Euro entsprechen. Zur Erinnerung: Die etwa 50-köpfige Vertreterversammlung des FSA-Vereins wählt einen Vorstand, der wiederum alle Anteile an der Noventi Health SE hält – die Noventi Health SE ist quasi der Mutterkonzern aller Noventi-Subunternehmen. Außerdem entsendet der FSA zwei Mitglieder in den Aufsichtsrat der Noventi.

Laut Mitteilung sollen die Besitzer der Genussscheine eine »attraktive Partizipationsmöglichkeit« erhalten. Wirft man einen Blick in die Ausschüttungsbedingungen, geht es um einen Zinssatz von 4 Prozent. Die Laufzeit ist auf zehn Jahre festgeschrieben. Diese erste Ausschreibungsserie für FSA-Mitglieder läuft bis zum 11. März, laut einer Noventi-Sprecherin sollen danach sollen noch mindestens zwei Serien folgen, bei denen auch andere Investoren die Scheine erwerben können.

»Branchennahe institutionelle Investoren« sollen einsteigen dürfen

Für Apotheker ist natürlich die Frage wichtig, welche neuen Interessengruppen künftig vom wirtschaftlichen Erfolg der Noventi profitieren – und sich somit möglicherweise einen Einfluss erkaufen könnten. Denn: Auch die PR-Mitteilung der Noventi zu den Genussscheinen wirft einige Fragen auf. Schließlich sollen neben den FSA-Apothekern später auch Noventi-Kunden, Noventi-Mitarbeiter und dann auch »branchennahe institutionelle Investoren« Genussscheine erwerben dürfen. Auf Nachfrage der PZ erklärte eine Sprecherin, dass die Schein-Inhaber keine »direkten Mitspracherechte« haben werden und dass der FSA alleiniger Aktionär bleibe. Wichtig sei der Noventi, dass sich die Investoren der »Gesundheit der Menschen widmen und hauptsächlich einen Bezug zum Gesundheitswesen haben«. Dazu zählten beispielsweise auch Apothekerversorgungswerke oder Apothekerverbände. Und: »Internationale Kapitalanleger, unter anderem auch Private Equity-Gesellschaften schließen wir aus gutem Grund aus.«

Klar ist, dass das Prinzip der Teilhabe im Apothekenmarkt kein neues ist. Apotheken-Genossenschaften wie die Sanacorp oder die Noweda ermöglichen es ihren Mitgliedern schon seit Jahrzehnten, dass sie am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens mitprofitieren. Allerdings: Bei den Apotheker-Genossenschaften werden ausschließlich Apotheker als Mitglieder zugelassen – und keine »branchennahen institutionellen Investoren«. Und so stellt sich mit Blick auf die Noventi-Genussscheine die Frage, ob es nicht das eigentliche Ziel der Noventi ist, das Unternehmen irgendwann einmal komplett in den Kapitalmarkt einzubringen – in Form eines Börsengangs. Schon 2020 waren solche Diskussionen im Apothekerlager entstanden. Damals waren die Noventi GmbH und die Noventi Health SE unter dem Dach der Noventi Health SE zusammengefasst worden. Die Gesellschaftsform »SE« ist die für EU-Unternehmen gängige Form der Europäischen Aktiengesellschaft.

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