| Lukas Brockfeld |
| 10.12.2025 15:50 Uhr |
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). / © Imago/photothek
Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steckt in einer historischen finanziellen Krise. Neben der demografischen Entwicklung und den steigenden Behandlungskosten sind auch die hohen Arzneimittelkosten für die prekäre Situation verantwortlich. Am Dienstag stellte die AOK ihren »Arzneimittel-Kompass« vor. Laut den Daten der Ortskasse sind die Arzneimittelausgaben der GKV allein im Jahr 2024 um 10 Prozent gestiegen. Seit 2011 waren es sogar 125 Prozent. Die AOK schlägt daher mehrere Maßnahmen, darunter eine Reform des AMNOG-Verfahrens, vor, um die Kostenexplosion einzudämmen.
Am Dienstag äußerte sich auch Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zur Kostenproblematik. Im Interview mit dem »ARD-Mittagsmagazin« betonte die Ministerin, dass sie den Zugang aller Versicherter zu individuellen Therapien und neuen Medikamenten erhalten wolle. Unabhängig von Alter und Status der Patienten und auch, wenn die Therapien sehr teuer sind. »Das ist eine Errungenschaft und die müssen wir erhalten«, so die Christdemokratin.
Die Bundesregierung habe eine Kommission eingesetzt, die entsprechende Lösungsvorschläge erarbeiten soll. »Wir müssen die Ausgaben der Krankenversicherung für Arzneimittel im Blick behalten und gleichzeitig ermöglichen, dass die neuen Arzneimittel bei uns auf den Markt kommen. Diesen Spagat müssen wir lösen«, erklärte Nina Warken. Konkrete Maßnahmen nannte die Ministerin nicht. Sie versprach allerdings, die hohen Arzneimittelpreise im Rahmen des »Pharmadialogs« mit der Industrie zu besprechen.
Nina Warken äußerte sich im Interview auch zu ihrem vom Bundesrat ausgebremsten Sparpaket und dem drohenden Anstieg der Krankenkassenbeiträge. »Die Menschen können sich darauf verlassen, dass sich diese Bundesregierung das oberste Ziel gesetzt hat, die Beiträge stabil zu halten«, so die Ministerin. Man müsse mit Sparmaßnahmen und Reformen dringend gegensteuern. Die Entscheidung, die Beiträge zu erhöhen, liege am Ende bei den Krankenkassen. Aktuell sei man in intensiven Gesprächen mit den Ländern, um das Sparpaket doch noch durchzubringen.
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), glaubt nicht mehr an den rechtzeitigen Erfolg des Sparpakets. »Realistisch müssen wir leider schon im nächsten Jahr mit einer Beitragssatzerhöhung rechnen. Was Frau Warken optimistisch gesagt hat, wird leider nicht eintreten. Sie hat ihr eigenes Sparpaket nicht durchbekommen und außerdem übersehen, dass die Krankenkassen Rücklagen bilden müssen. Wir werden im nächsten Jahr Beitragssatzerhöhungen sehen«, sagte der TK-Chef in der ARD-Sendung »Bericht aus Berlin«.