Warken verteidigt neue Kompetenzen für Apotheker |
Lukas Brockfeld |
01.10.2025 14:31 Uhr |
Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) verteidigt ihre Apothekenreform gegen die Kritik der Ärzte. / © Imago/dts Nachrichtenagentur
Im September stellte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) die ersten Eckpunkte ihrer Apothekenreform vor. Künftig soll unter anderem die Arzneimittelabgabe erleichtert werden. So könnten etwa Stammpatienten und chronisch kranke Menschen im Notfall auch ohne vorliegendes Rezept ihre benötigten Medikamente bekommen. Außerdem plant das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter anderem mehr Impfungen in Apotheken, die außerdem auch einige Screenings, zum Beispiel auf kardiovaskuläre Risikofaktoren, anbieten sollen.
Die Ärzteschaft reagierte mit scharfem Protest auf die Ankündigung der Ministerin. Mehrere große Ärzteorganisationen – darunter die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Bundesärztekammer und der Marburger Bund – warnten in einem gemeinsamen offenen Brief, dass die geplante Apothekenreform »rote Linien« überschreite und eine Gefahr für die Sicherheit der Patienten sei.
Die Gesundheitsministerin lässt sich von dem Proteststurm offenbar nicht beeindrucken. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hob sie noch einmal die Notwendigkeit der Reform hervor. Deutschland sei angesichts der alternden Bevölkerung und des Fachkräftemangels dazu gezwungen, die Aufgaben im Gesundheitswesen auf mehr Schultern zu verteilen.
»Die Hausarztpraxen sind voll ausgelastet, 5000 Arztsitze sind unbesetzt – und gleichzeitig sollen die Hausärzte künftig eine zentrale Rolle als erster Ansprechpartner bekommen. Wir müssen die Apotheken stärker einbinden, zumal andere Länder wie zum Beispiel Frankreich, Großbritannien oder die Schweiz damit sehr gute Erfahrung gemacht haben«, erklärte Warken.
Damit die rezeptfreie Abgabe von bestimmten Arzneimitteln, zum Beispiel gegen eine Harnwegsinfektion, verlässlich in der Apotheke möglich wird, soll die Arzneimittelbehörde BfArM unter Beteiligung der Ärzte- und Apothekerkammern definieren, in welchen Fällen welche Medikamente abgegeben werden dürfen. »Es geht nicht darum, dass Apotheken komplexe Diagnosen stellen. Denkbar sind auch Arzneimittelabgaben für Chroniker. Alle wichtigen Informationen dazu sind ja in der elektronischen Patientenakte dokumentiert«, betonte Nina Warken gegenüber dem RND.
Vertreter der Ärzteschaft warnen, dass die Trennung zwischen der Verschreibung beim Arzt und der Abgabe in der Apotheke nicht aufweichen dürfe. Es müsse sichergestellt sein, dass Behandlungsentscheidungen medizinisch und nicht wirtschaftlich motiviert sind. Im Interview mit dem RND beruhigt die Gesundheitsministerin: »Mit einem eindeutigen Katalog besteht keine Gefahr, dass finanzielle Motive ausschlaggebend werden. Zumal sind Apotheker keine Kaufleute, sondern ein Heilberuf«, so Warken.
Die Christdemokratin erklärte, dass das gesamte Gesundheitssystem neu gedacht werden müsse. Die geplante Apothekenreform sei dabei »ein Baustein einer modernen medizinischen und flächendeckenden Versorgung«.