Warken verteidigt Apothekenreform |
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Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) äußerte sich in einem Interview zur Kritik der Ärzteschaft an den Aufgaben im Bereich Impfen und Medikamentenabgabe, die Apotheken gemäß der Apothekenreform übernehmen sollen. Das Gesundheitssystem müsse von einem Primärarztsystem zu einer Primärversorgungsstruktur geändert werden.
»Wir brauchen mehrere Schultern, auf die wir Versorgung verteilen. In diesem Zusammenhang macht es Sinn, grundsätzlich die Apotheke in der Gesundheitsversorgung vor Ort zu stärken«, sagte die Ministerin. Laut Warken sollen Apotheken zu Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger in Gesundheitsfragen werden. Als Beispiele nannte sie das Impfen, die Beratung bei Nikotinentwöhnung oder bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Apothekenreform solle als Chance gesehen werden, die neue Möglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger schaffe. »Daher sollten sich jetzt alle konstruktiv in den Gesetzgebungsprozess einbringen, und danach den Rahmen, den wir gesetzlich vorgeben, auch mit Inhalt füllen«, so Warken.
Die Sorge der Ärzteschaft bei der Antibiotikaabgabe durch Apotheken nehme die Ministerin fachlich ernst. »Wir setzen darauf, dass Ärztinnen und Ärzte und Apothekerinnen und Apotheker gemeinsam daran mitwirken, in welchen abgegrenzten Bereichen, unter welchen Voraussetzungen Arzneimittel abgegeben werden können«, sagte sie.
Der Vorschlag sei, Arzneimittel in kleinen Packungen bei einer bestehenden Dauertherapie sowie Arzneimittel bei akuten, aber unkomplizierten Erkrankungen direkt in Apotheken abzugeben. Die Maßnahmen seien ein zusätzliches Angebot, das gute Qualität und keine Verunsicherung bringe und eine Entlastung für Ärztinnen und Ärzte sei. »Das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) und die Kammern von Ärzten und Apothekern werden eingebunden. Die starke Selbstverwaltung ist ein Vorteil, den wir im Gesundheitswesen haben.«
Warken äußerte sich im Interview auch zu anderen Themen, etwa zur Notfallreform. Ihr Ziel sei es, »spätestens Anfang November in das Verfahren zu starten«. Im Notfallgesetz sollen unter anderem die Leitstellen des Rettungsdienstes zusammengeführt und digitalisiert werden. Zudem soll die Patientenkurzakte, die Notfalldaten beinhaltet, mittelfristig in die elektronische Patientenakte integriert werden, um im Notfall schnell auf die erforderlichen Informationen zugreifen zu können.
Zum Thema Krankenhausreform sagte die Ministerin: »Es ist uns wichtig, nicht nur die großen Zentren wie Unikliniken als Versorger zu haben. Mit dem Krankenhausanpassungsgesetz sorgen wir auch dafür, dass die ursprünglichen Ziele der Reform erhalten bleiben, wir aber trotzdem auch in der Fläche gut aufgestellte Häuser haben – insbesondere für die Grund- und Notfallversorgung.«
Zu den Veränderungen im Primärversorgungssystem sagte Warken: »Wir gehen in einen offenen Dialog, werden aber am Ende als Ministerium entscheiden.« Die Gesundheitsministerin kommentierte auch die katastrophale Lage der Krankenkassen: »Neben den Vorschlägen zu Einsparmöglichkeiten, die wir von der Finanz-Kommission erwarten, brauchen wir gleichzeitig Ressourcen, um Strukturen auszubauen oder neue zu etablieren«, sagte sie. Durch die Patientensteuerung, die Notfallreform und das Primärversorgungssystem erwarte sie »Spareffekte«. Auch die »Eigenverantwortung«, also die Eigenbeteiligung, solle gestärkt werden.
Frauengesundheit sei für sie ein zentrales Thema, das im Bundesgesundheitsministerium (BMG) stärker in den Fokus gerückt und in der Leitungsabteilung des Ministeriums eng begleitet werde. »Wir werden noch in diesem Jahr einen Dialog zum Thema Wechseljahre anstoßen«, kündigte sie an.