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Interview

Wann und wie Brandwunden gekühlt werden

Professor Dr. Frank Siemers ist Chefarzt der Klinik für Plastische und Handchirurgie, Brandverletztenzentrum am BG Klinikum Bergmannstrost Halle, und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin. Im Interview mit der PZ erklärt er, was beim Umgang mit Brandverletzungen wichtig ist.
Nicole Schuster
14.07.2024  08:00 Uhr

PZ: Welche Regeln sollten Ersthelfer bei Brandverletzungen beachten?

Siemers: Das Wichtigste ist, überhaupt zu helfen, und zwar so, dass sich die Helfer dabei nicht selbst gefährden. Zunächst ist es wichtig, die Verletzungsquelle zu entfernen, also die Hitzeeinwirkung zu stoppen.

Wenn bis zu 5 Prozent der Körperoberfläche geschädigt sind – das entspricht ungefähr der Fläche des Unterarms – kann zur Analgesie bis zu 20 Minuten mit handwarmem Leitungswasser gekühlt werden. Es gibt jedoch keinen Nachweis dafür, dass Kühlen – wie früher oft vermutet – das sogenannte Nachbrennen oder Nachtiefen verhindert. Bei großflächigeren Verbrennungen wird auf die Kältebehandlung verzichtet.

PZ: Warum sind Kältepackungen ungeeignet und welche Tabus gibt es noch in der Ersthilfe?

Siemers: Eis oder Coolpacks, die direkt auf die Haut aufgelegt werden, können die Verletzung verschlimmern. Die Gefäße ziehen sich zu stark zusammen und die Verletzung kann tiefer gehen. Zunächst nicht operationspflichtige Verbrennungen müssen dann schlimmstenfalls doch operiert werden.

Zudem sind Salben oder Puder auf frischen Brandwunden zu vermeiden, da sie die spätere ärztliche Begutachtung der Wunde erschweren. Ein absolutes Tabu bei der Wundversorgung sind Hausmittel wie Honig, Backpulver oder Öl. Es drohen Infektionen und andere Komplikationen. Ebenfalls sollten Laien Brandblasen nicht aufstechen.

PZ: Warum darf bei großflächigen Verbrennungen gar nicht mehr gekühlt werden?

Siemers: Wenn größere Hautflächen betroffen sind, kommt es unabhängig von der Temperaturentwicklung zur Verbrennungskrankheit. Das Kühlen führt zur Absenkung der Körperkerntemperatur und damit zu weitergehenden Problemen, etwa Herzrhythmusstörungen. Die Temperaturregulation ist bei den Patienten gestört, da Teile der Haut ihre physiologischen Funktionen eingebüßt haben. Lokale Entzündungsmediatoren werden freigesetzt und erhöhen fortlaufend die Permeabilität der Kapillaren. Die Symptome reichen von Kreislaufreaktionen bis hin zum Schock. Systemische Entzündungsreaktionen treten auf und es können lebensbedrohliche Zustände wie eine Sepsis oder Nierenversagen entstehen.

PZ: Wie sieht die Prognose von Schwerbrandverletzten aus und was sind häufige Einschränkungen?

Siemers: Die Überlebensprognose ist bei Kindern meist besser. Allgemein hängt die Prognose in erster Linie von der prozentualen Oberfläche der geschädigten Haut und der Verbrennungstiefe ab.

Ob und welche Einschränkungen bleiben, hängt vom Ausmaß der Verletzung ab. Narben können entstehen und zu einer Stigmatisierung führen. Der Unfallhergang kann psychisch belasten und eine Posttraumatische Belastungsstörung hervorrufen. Ebenso können funktionelle Beschwerden durch Narbenstränge, vermehrtes Schwitzen, vegetative Beschwerden und eine chronisch instabile Narbensituation auftreten.

PZ: Wie lange dauert die Nachbehandlung?

Siemers: Oft jahrelang, manchmal sogar lebenslang. Nach der Verbrennung müssen Patienten monatelang Kompressionskleidung tragen, damit die Narben nicht in die Höhe wachsen und geschmeidig bleiben. Eine Reha erfolgt am besten in einer der wenigen spezialisierten Einrichtungen in Deutschland wie der Moritz-Klinik in Bad Klosterlausnitz.

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