Wachsender Zweifel an EPA |
Die EPA soll wichtige Gesundheitsinformationen übersichtlich speichern. Doch immer mehr Deutsche misstrauen dieser Idee. / © Adobe Stock/bongkarn
Die Zustimmung zu wesentlichen Elementen der Digitalisierung im Gesundheitswesen lässt nach, wie eine aktuelle Befragung von Deloitte zeigt. So geben 67 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher an, sie würden der elektronischen Patientenakte (EPA) wahrscheinlich oder bestimmt nicht widersprechen. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr (2023: 72 Prozent).
Der Anteil derer, die der elektronischen Patientenakte skeptisch gegenüberstehen, ist leicht gestiegen. Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) will wahrscheinlich oder bestimmt von seiner Optout-Option Gebrauch machen und der automatischen Einführung der EPA durch die Krankenkasse widersprechen. Bis Ende 2025 soll die digitale Patientenakte von 80 Prozent der Versicherten genutzt werden, so das Ziel des Bundesgesundheitsministeriums.
Bisher hat allerdings kaum jemand der Anlegung einer EPA wirklich widersprochen. Die AOK erklärt beispielsweise, das bis Ende September nur ein Prozent der Versicherten die Optout-Option genutzt habe.
Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1000 Verbraucherinnen und Verbrauchern im August 2024. Bereits 2023 hatte Deloitte eine vergleichbare Befragung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen durchgeführt.
Insbesondere bei den Jüngeren wächst laut der Befragung die Skepsis. Waren im vergangenen Jahr noch 45 Prozent der 18- bis 24-Jährigen der Meinung, dass sie der EPA-Nutzung wahrscheinlich oder bestimmt nicht widersprechen würden, so sind aktuell nur noch 37 Prozent dieser Ansicht. Über alle Altersklassen hinweg beruht die Skepsis vor allem auf Sorgen um die Datensicherheit und dem unklaren Zusatznutzen. 58 Prozent der Befragten befürchten, dass ihre Daten nicht ausreichend sicher sind. Etwa genauso viele (55 Prozent) haben Zweifel am Zusatznutzen und nennen dies als Grund für ihre ablehnende Haltung.
Doch das Bild ist nicht einheitlich. Die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher sind sich demnach bewusst, dass Gesundheitsdaten einen erheblichen Mehrwert in der Forschung sowie der Entwicklung von personalisierten Behandlungsmethoden haben. 83 Prozent der Befragten sehen grundsätzlich einen Vorteil in der Nutzung von Gesundheitsdaten. Konkret erhoffen sich 60 Prozent eine bessere Versorgung; 44 Prozent erwarten geringere Beiträge zur Krankenversicherung (Mehrfachnennungen möglich).
Doch die Bereitschaft, eigene Daten beizutragen, ist gering. Lediglich 47 Prozent bezeichnen sich selbst als offen oder sehr offen für das Teilen ihrer Gesundheitsdaten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich eine rasche Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems auf die Fahnen geschrieben. In den vergangenen Wochen gab es jedoch immer wieder Kritik an seinen Vorhaben. Die neue Bundesdatenschutzbeauftragte Louisa Specht-Riemenschneider forderte unlängst leichtere Einspruchsmöglichkeiten gegen die EPA. Am 11. Oktober gewann Lauterbach den Negativpreis »Big Brother Award«.