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AMK/ZL-Untersuchung
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Vorsicht vor GLP-1-Produkten aus dem Internet

Eine Apotheke hatte Nebenwirkungen bei einer Frau nach Anwendung des Internet-Präparats »AAFQ GLP-1 oralen Lösung zur Gewichtsreduktion« gemeldet. Es soll als Wirkstoff »Meglutide« enthalten. Die AMK ließ das Produkt im Labor untersuchen.
AutorKontaktPZ
Datum 17.12.2025  12:30 Uhr

Starke Übelkeit, Schwindel, Knieschmerzen, ausgeprägte Wassereinlagerungen in den Oberschenkeln und ein roter, fleckiger Hautausschlag – etwa zwei Stunden nach der einmaligen Einnahme einer Trinkampulle »AAFQ GLP-1 oralen Lösung zur Gewichtsreduktion« traten bei der 48-jährigen Anwenderin diese Symptome auf. Die Frau hatte das Produkt wohl aufgrund von Werbung in sozialen Medien im Internet gekauft. Sie wandte sich einen Tag nach dem Vorfall an eine Apotheke, die den Verdachtsfall an die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker (AMK) meldete.

Die AMK begann zu recherchieren und kam zu folgendem Ergebnis: »Das Präparat ist nicht in der ABDA-Datenbank gelistet; der Produktstatus ist auf dem betreffenden Umkarton nicht deklariert. Als (wirksame) Bestandteile werden „Meglutide“, Moringa, Apfelessigpulver, Kurkuma, Ginkgo-biloba-Extrakt, Sonnenhut, Probiotika und Grüntee-Extrakt angegeben. Der genannte Wirkstoff „Meglutide“ ist in der wissenschaftlichen Literatur nicht beschrieben. Auffällig ist zudem, dass auf der Verpackung unzulässig Logos verschiedener Institutionen (u. a. BfArM, EFSA) verwendet werden.« So wirbt der Hersteller sogar (grammatikalisch inkorrekt) mit dem Claim »Von der BfArM als sicher und wirksam zugelassen«. 

Bereits im August hatte die schweizerische Arzneimittelbehörde Swissmedic vor genau diesem sowie weiteren gefälschten und irreführenden »GLP-1«-Produkten zur Gewichtsreduktion gewarnt und sprach von einer »besorgniserregenden Entwicklung«. Immer häufiger trügen Produkte Bezeichnungen wie »GLP-1«. Sie würden zur Nahrungsergänzung oder als Tropfen vermarktet und zeigten »Phantasie-Zertifizierungen«.

ZL findet keine bekannten Substanzen

Im aktuellen Fall hat das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) das vorgelegte Muster mittels hausinterner HPLC-HRMS-Methode untersucht und damit auf 153 häufig in Schlankheitsmitteln verwendete Substanzen getestet – und keine davon gefunden. Auch Semaglutid oder andere GLP-1-Rezeptoragonisten waren nicht nachweisbar und auch keine pflanzlichen Extrakte. 

Ein auffälliger Peak wurde zwar detektiert, konnte aber keiner Substanz in den Datenbanken zugeordnet werden, berichten AMK und ZL. Daraufhin wurde ein unabhängiges Labor beauftragt, die Probe mit weiteren Methoden (GC-MS und LC-HRMS/MS) zu untersuchen. Auch hier fanden sich keine (bekannten) Arzneistoffe oder andere relevante Substanzen. Das ZL hatte einzig das Konservierungsmittel Methylparaben in einer geschätzten Konzentration von 0,08 Prozent detektiert, was einer üblichen Konzentration bei wasserhaltigen Produkten entspricht.

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