Vorasidenib als neue Option bei Hirntumoren |
Sven Siebenand |
14.08.2024 14:00 Uhr |
In den USA wurde mit Vorasidenib ein neuer Wirkstoff zur Behandlung bestimmter Hirntumore zugelassen. Auch die europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit einen Zulassungsantrag für den Wirkstoff. / Foto: Adobe Stock/Gorodenkoff
Gliome sind eine Gruppe von Hirntumoren, die aus Glia- oder Vorläuferzellen im zentralen Nervensystem entstehen. Man kann sie einteilen nach dem Zelltyp, dem sie am meisten ähneln. Astrozytome ähneln zum Beispiel den Astrozyten und Oligodendrogliome den Oligodendrozyten.
Mutationen in Genen für die Isocitrat-Dehydrogenasen 1 und 2 (IDH1 und 2) werden mit einer Reihe von Krebsarten in Verbindung gebracht. Das aufgrund der IDH-Mutation akkumulierte 2-Hydroxyglutarat (2-HG) gilt als Onkometabolit. 2-HG stimuliert epigenetische Fehlregulierungen und blockiert die Zelldifferenzierung. Im vergangenen Jahr wurde auf dem deutschen Markt mit Ivosidenib ein erster IDH1-Inhibitor beim Gallengangskarzinom und bei akuter myeloischer Leukämie eingeführt.
Der neue Wirkstoff Vorasidenib ist in den USA nun für die Behandlung von erwachsenen und pädiatrischen Patienten ab zwölf Jahren mit Astrozytom oder Oligodendrogliom des Grades 2 mit einer IDH1- oder IDH2-Mutation nach einer Operation, einschließlich Biopsie, Subtotalresektion oder Totalresektion, zugelassen. Bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) liegt ein Zulassungsantrag für Vorasidenib vor.
Wie Ivosidenib ist Vorasidenib ein Arzneistoff des Pharmaunternehmens Servier. Vorasidenib hemmt neben der IDH1 auch die IDH2 und weist eine bessere ZNS-Gängigkeit auf als Ivosidenib. Bei IDH-mutierten Gliomen reduziert der neue Wirkstoff die Aktivität der mutierten Enzyme IDH1 und IDH2 und hilft so, die Krankheit zu kontrollieren.
Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der placebokontrollierten und doppelblinden Phase-III-Studie Indigo. In diese wurden Patienten mit residualen oder rezidivierenden Gliomen vom Grad 2 und einer IDH1/2-Mutation, die als einzige Behandlung operiert wurden, aufgenommen. Vorasidenib zeigte im Vergleich zu Placebo eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) und der Zeit bis zur nächsten Intervention (TTNI). Das mediane PFS betrug 27,7 Monate unter Vorasidenib versus 11,1 Monate unter Placebo. Die mediane TTNI wurde für Vorasidenib noch nicht erreicht und lag für Placebo bei 17,8 Monaten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Müdigkeit, muskuloskeletale Schmerzen, Durchfall und Krampfanfälle.
Die in der US-amerikanischen Fachinformation empfohlene Dosis für Erwachsene liegt bei 40 mg oral einmal pro Tag. Kinder mit einem Gewicht ab 40 kg nehmen ebenfalls diese Dosis ein. Für leichtere Kinder sind 20 mg oral einmal täglich empfohlen. Ärzte sind angehalten, die Leberfunktion der Patienten regelmäßig zu überprüfen.