Vom Vertrauen und Delegieren |
Ev Tebroke |
04.04.2025 13:00 Uhr |
© PZ/Alois Mueller
Dass es mal so kommt, wie es heute ist, hätte sie damals auch nicht gedacht: Nach einem Jahr Mitarbeit in der Medios-Apotheke (damals Berlin-Apotheke) hat sie 2010 mit 28 Jahren die Möglichkeit ergriffen, einen der vier Standorte in Berlin zu übernehmen. Mittlerweile ist sie alleinige Inhaberin und führt das Unternehmen mit insgesamt 200 Mitarbeitenden. Und auch eine Familie mit Kindern und Hund prägen ihr Leben. Wie schafft man so etwas erfolgreich zu wuppen?
Ihre Antwort: »Verantwortung teilen und gemeinsam erfolgreich führen.« Auf dem PZMK in Palma erläuterte Oleski, worauf es bei einer guten Apothekenführung ankommt. »Nachhaltiger Führungserfolg entsteht dann, wenn Verantwortung auf verschiedene Schultern verteilt wird«, so ihre Maxime. Dies fördere Vertrauen in das Unternehmen, stärke die Teamdynamik und führe zu besseren Entscheidungen, da es die kollektive Intelligenz nutzt. »In einer zunehmend komplexeren Arbeitswelt ist dies eine Voraussetzung für resiliente Organisationsstrukturen und reduziert darüber hinaus die individuelle Belastung.«
Von Anfang an war Oleski der enge Austausch mit den Mitarbeitenden wichtig. Regelmäßige Coachings, Feedbackgespräche sowie die individuelle Ansprache waren ebenfalls Teil ihres Führungskonzepts.
»Unsere Mitarbeiter haben stets Mitspracherecht.« Zudem bieten regelmäßige Teamfahrten die Möglichkeit, neue Themen einzubringen. »Wer möchte, kann seine Verantwortung aktiv vorantreiben und Themen übernehmen.« Wichtig sei, dass jeder Mitarbeitende Klarheit über die eigene Rolle habe. Dabei sei es gut, direkt einen konkreten Spielraum zuzugestehen, innerhalb dessen frei agiert werden könne.
Für sie als Führungskraft ist es zudem unerlässlich, einen Sparringspartner zu haben, wie Oleski es nennt. Diesen hat sie in Anja Paape gefunden, die nun seit mittlerweile 12 Jahren mit in der Führungsriege und seit 2015 Teil der Unternehmensleitung ist. »Ich konnte stets meine Visionen, meine Werte und meine Mindsets einbringen. Das war und ist ein großer Anreiz für mich, diesen Job zu machen«, so Paape. Man habe sie stets machen lassen – bei enger Abstimmung.
Für Oleski ist es wichtig, diverse Ansprechpartner jeweils für konkrete einzelne Bereiche zu haben. Jemand für Spezialbereiche, jemand für den Einkauf, jemand für das Thema künstliche Intelligenz (KI) und so weiter. Das richtige Delegieren ist demnach das A und O. Für sie bedeutet es, trotz Unternehmertum auch mal weg sein zu können und dabei zu wissen, dass es trotzdem gut läuft. Insgesamt zählen 14 Personen zur Führungsgruppe.
Klar habe sie auch manchmal gehadert, wenn es um wichtige Entscheidungen ging. Aber sie hatte sich schon sehr früh ein Netzwerk aufgebaut, auf das sie dann zurückgreifen konnte. »Es geht darum, diese Netzwerke bereits zu haben, bevor man sie braucht«, so Oleski. Es drehe sich alles um die richtige Kommunikation, die richtige Ansprache. Und darum, zu vermitteln, welche Werte einem wichtig sind.
Stichwort Entscheidungen: Oleski rät dazu, sich bei Entscheidungen zunächst zurückzuhalten und die Kollegin oder den Kollegen, die/der für den Bereich zuständig ist, zu sagen: »Entscheide du!«
»Oft konnten Mitarbeitende Dinge besser als ich, hatten Stärken, die ich nicht habe«, so die Unternehmerin. Dieses Potenzial gelte es zu nutzen. Klar kostet es zunächst für eine Übergabe einige Zeit, bis man die Verantwortung abgeben kann, und viele denken dann vielleicht: Ach, dann mach ich es doch lieber schnell selbst. »Aber dann muss man es eben immer selbst machen«, warnt Oleski.
Auch müsse einem klar sein, dass man durch Delegation nicht mehr jedes Prozessdetail kennt. Und manchmal könnten falsche Entscheidungen auch Geld kosten. Aber die Vorteile dieser Art von auf Vertrauen aufbauenden Unternehmensführung überwiegen offenbar. »Ich bin dankbar für diese tollen Mitarbeitenden. Denn so kann ich mich auch mal auf meine privaten Bereiche fokussieren.« Und umgekehrt sind die Mitarbeitenden der Medios-Apotheken offensichtlich ebenfalls zufrieden. Allein der hohe Anteil an langjährigen Mitarbeitern in der Führungsriege belegt dies. Die meisten sind laut Oleski seit über zehn Jahren mit dabei.