Vogelgrippe dieses Jahr besonders schlimm |
Immerhin ist das derzeitige Virus laut Harder für den Menschen eher ungefährlich. Ihm seien nur zwei Infektionen bei Menschen bekannt: eine aus England und eine aus den USA, beide ohne ernsthafte Erkrankung. «Aber was uns warnen sollte, sind doch eine Reihe von Fällen bei Säugetieren mit genau diesem Virus.» Füchse, Marder, Otter oder zuletzt auch ein Schwarzbär seien gestorben. Bei engem Kontakt bestehe auch für Säugetiere das Risiko einer tödlichen Infektion. Daher müssten sich etwa Vogelwarte entsprechend schützen.
In der Vergangenheit habe es auch beim Menschen Todesfälle gegeben, vor allem in Südostasien oder Ägypten. Dabei habe es sich aber um eine andere Virusart als die derzeit dominante gehandelt. Mehr als 2000 Menschen hätten sich infiziert, von denen etwa 30 Prozent gestorben seien.
Obwohl es sich bei Mensch-zu-Mensch-Ansteckungen um sehr seltene Ausnahmen handele, bestehe die große Sorge, dass auch solche Erreger Pandemien beim Menschen verursachen könnten. Hier bestehen durchaus Parallelen zum Coronavirus. Der erste Vorläufer der heute noch grassierenden Vogelgrippeviren sei 1996 in China nachgewiesen worden – bei Hausgeflügel, sagt Harder. Die Art, wie in Asien Geflügel gehalten und gehandelt werde, etwa auf Märkten mit lebenden Tieren, habe Nischen und Verbreitungswege für neue Influenzaviren geschaffen.
Rümmler fordert den Verzicht auf Massentierhaltung. Große Haltungen sollten schon gar nicht in der Nähe von Schutzgebieten oder bekannten Vogelrastplätzen liegen. Auch das weltweite Monitoring des Infektionsgeschehens sowie der internationale Informationsaustausch müssten verbessert werden. «Selbst auf EU-Ebene ist es nicht einfach, an aussagekräftige Daten zu kommen.»
Harder sieht Europa bei der Vogelgrippe teilweise an einem Kipppunkt. In der französischen Enten- oder bulgarischen Gänseproduktion habe es so viele Ausbrüche gegeben, «dass man die eigentlich auf die bewährte Art und Weise nicht mehr in den Griff bekommt». Deshalb überlege man, Impfungen auch in Europa zu erlauben – wie es in manchen asiatischen Ländern möglich sei. Dagegen sprächen etwa der hohe Kontroll- und Finanzaufwand. Außerdem setze man das Virus unter Druck, sich zu verändern. Von deutschen Produzenten lägen bereits Anfragen zu Impfungen vor. «Ich denke, das wird in den nächsten Monaten und Jahren sicherlich verstärkt diskutiert werden.»