Vielfältige Kritik an Apothekenreform |
Lukas Brockfeld |
25.06.2024 17:55 Uhr |
Das Gesundheitsministerium tauscht sich mit mehreren verbänden zum geplanten Apothekenreformgesetz aus. / Foto: imago images/Müller-Stauffenberg
Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) erklärte in einer Stellungnahme, dass man viele Punkte am Referentenentwurf zur Apothekenreform kritisch sehe. Stefan Hartmann, erster Vorsitzender des BVDAK, sagte: »Wir haben die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums in jedem Detail geprüft und diskutiert. Im Ergebnis kommen wir nicht zur grundsätzlichen Ablehnung des gesamten Entwurfs. Wir lehnen die Öffnung einer Apotheke ohne Anwesenheit einer Apothekerin/eines Apothekers vor Ort jedoch strikt ab. Ebenso lehnen wir die Gründung von Zweigapotheken ab.«
Die Punkte der Reform, die laut Entwurf einen Bürokratieabbau bedeuten sowie die Führung einer Apotheke erleichtern sollen, will der Verband dagegen konstruktiv und positiv begleiten. »Darüber hinaus sprechen wir uns zum wiederholten Male für eine nachhaltige Honorarreform aus, mit der auch ein Sockelbetrag für die Daseinsvorsorge jeder Apotheke eingeführt wird«, so Hartmann.
»Der Referentenentwurf ist nicht geeignet, um die sichere und qualifizierte Arzneimittelversorgung durch die Apotheken für die Zukunft zu sichern«, erklärte auch der Bundesverband der Versorgungsapotheker (BVVA). Das formulierte Ziel des Gesetzes, ein flächendeckendes Apothekennetz mit persönlicher Vor-Ort-Beratung als Kern für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu erhalten, wird laut BVVA konterkariert und ins Gegenteil verkehrt.
Der BVVA warnt vor einem Systemwechsel in der Gesundheitsversorgung. Die etwa 17.000 Apotheken würden in ganz Deutschland die Arzneimittelversorgung sicherstellen. »Will man das erhalten, muss man festhalten, dass der Referentenentwurf eine Vielzahl von tatsächlichen Problemen in den Apotheken nicht adäquat adressiert und daher noch einmal grundlegend überarbeitet werden muss«, heißt es in der Stellungnahme des Verbandes.
Auch bei den Industrieverbänden stößt die geplante Reform auf Ablehnung. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) warnt in einer Pressemitteilung vor einer deutlichen Verschlechterung der Arzneimittelversorgung.
»Arzneimittel sind viel mehr als ein Konsumgut, das durch Handel und Logistik zum Patienten transportiert wird. Es sind sensible Produkte, die in aller Regel Beratung in den Apotheken vor Ort erfordern«, erklärt BPI-Hauptgeschäftsführer Kai Joachimsen. Eine »Apotheke light« sei demnach gegenüber den Patientinnen und Patienten nicht zu verantworten.
Mit dem Referentenentwurf wende sich Gesundheitsminister Lauterbach vom bewährten flächendeckenden inhabergeführten Apothekennetz ab. »Durch die Zulassung von Betriebsstätten ohne anwesende Apotheker wird der Begriff Apotheke seines wesentlichen Kerns beraubt, die Apothekenpflicht de facto abgeschafft und der Weg für Fremdbesitz geebnet. Dies wird negative Folgen für die Gesundheitsversorgung und das Angebot ortsnaher Arbeitsplätze haben«, warnte Joachimsen.
Die Pläne der Bundesregierung seien ungeeignet, um die Existenz der Apotheken in Zukunft zusichern. »Hinsichtlich der Apothekenvergütung ist lediglich eine Umverteilung geplant, Einsparungen sollen durch abgesenkte Qualitätsanforderungen generiert werden. Dies behebt weder die Unterfinanzierung der Apotheken, noch würdigt es Arzneimittel als besondere Güter«, kritisiert der BPI-Hauptgeschäftsführer.