| Lukas Brockfeld |
| 25.11.2025 14:45 Uhr |
Franz-Helmut Gerhards, Ahmed Khalifa, Kristina Spöhrer, Thomas Pauls und Verena Holtz (v.l.n.r.) diskutierten über die ePA. / © PZ/Brockfeld
Seit Oktober ist die Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) für Apotheker und Ärzte Pflicht. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) und ihr Amtsvorgänger Karl Lauterbach (SPD) versprechen sich von den neuen Akten große Fortschritte in der Patientenversorgung. Doch kann die ePA diesem Anspruch gerecht werden? Und wie könnte die Akte weiterentwickelt werden? Darüber wurde am Dienstag auf der »Digital Heath Conference 2025« des Branchenverbands Bitkom diskutiert.
Dazu waren Franz-Helmut Gerhards (CDO der DAK Gesundheit), Ahmed Khalifa (Mitglied der Geschäftsführung von MSD Sharp & Dohme), Thomas Pauls (Bundestagsabgeordneter, CDU) und Kristina Spöhrer (Hausärztinnen- und Hausärzteverband) eingeladen. Die Moderation übernahm Verena Holtz.
Das Podium war sich grundsätzlich einig, dass die ePA viele Vorteile für die Patientenversorgung hat. Thomas Pauls erzählte von dem positiven Feedback von Ärzten, die dank der ePA beispielsweise sofort herausfinden können, ob ein Schlaganfallpatient Blutverdünner genommen hat. »Das sind genau die Erfolgsmeldungen, die wir hören wollen. Aus meiner Sicht dürfen das aber gerne mehr sein«, so der Bundestagsabgeordnete.
Doch die Stabilität der Telematikinfrastruktur sorgt immer wieder für Probleme. Kristina Spöhrer bezeichnete die regelmäßigen Ausfälle als den größten »Pain Point« der ePA. »Es ist im Praxisbetrieb unheimlich aufhaltend, wenn man die Akte nicht einfach weiter nutzen kann. Wir erleben in der TI Instabilitäten auf verschiedenen Niveaus. Wenn ich in einer engen Taktung Menschen behandeln soll, kann ich nicht immer auf Fehlersuche gehen, um herauszufinden, warum ich auf bestimmte Daten nicht zugreifen kann oder warum ein Rezept nicht rausgeht«, klagte die Ärztin.
Franz-Helmut Gerhards erzählte, dass in den letzten zwei Monaten 24,5 Millionen ePA durch die Ärztinnen und Ärzte geöffnet wurden. Das sei ein Beleg für den Erfolg der Akten. »Doch die Versicherten haben teilweise andere Interessenlagen. Die schauen in ihre Akten und wollen Informationen über ihre Arztbesuche und Diagnosen«, erklärte Gerhards. Es sei sehr bedeutsam, dass die Versicherten auch Informationen zu ihrem Impfstatus oder zu möglicherweise nötigen Reiseimpfungen erhalten. »Das sind einfache Usecases. Der Versicherte hat einen völlig anderen Bedarf. Da müssen wir einsteigen«.
Auch die übrigen Diskussionsteilnehmer wünschten sich eine Weiterentwicklung der ePA. Kristina Spöhrer betonte beispielsweise die Notwendigkeit einer Volltextsuche. »Wenn nur fünf Dokumente in der ePA sind, dann kann ich mir die anschauen. Wenn es aber irgendwann 100 sind, geht das nicht mehr. Im hausärztlichen Sektor ist außerdem die Indikation ein großes Thema. Die Medikationsliste bietet einen Mehrwert, aber ein echtes digitales Medikationsmanagement würde darüber noch hinausgehen«, so Spöhrer. Außerdem wünschte sich die Ärztin eine bessere Anbindung der Krankenhäuser an die ePA.
Die Daten der ePA sollen nicht nur die Behandlung von Patienten verbessern, sondern auch von Industrie und Forschung genutzt werden, um neue Therapien zu entwickeln. Ahmed Khalifa bezeichnete es als sehr wichtig, dass die umfangreichen Daten über das Forschungsdatenzentrum Gesundheit verfügbar werden. »Als Nächstes braucht es eine Verlinkung der Daten, sodass man auch Outcome-Daten hat und ein Raum entsteht, in dem man relevante Studienfragen beantworten kann.«
Thomas Pauls wünschte sich die Einführung neuer und interaktiver Features, die auch von Drittanbietern stammen können. »Ich wünsche mir ein offenes Ökosystem, in dem nicht alle Anwendungen von der Gematik selber stammen müssen. Wenn ich in den Urlaub fliege und eine App mich bei meiner Planung unterstützt, dann könnte diese App auch schauen, ob ich die richtigen Impfungen habe. Natürlich muss dabei der Datenschutz gewährleistet sein«, sagte der Bundestagsabgeordnete. Ein offeneres System könnte viel zur Prävention beitragen und die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen.