Verzug beim E-Rezept – Kunden laufen weg |
Cornelia Dölger |
19.10.2023 11:00 Uhr |
Der Versender will das Umsatzminus im kommenden Jahr in den Griff bekommen. Er setzt schon lange auf das E-Rezept, das im Januar 20204 endlich kommen soll. / Foto: IMAGO/Sven Simon
Zwar erzielte Doc Morris im Vergleich zum zweiten Quartal erneut ein leichtes Wachstum. Zudem sei der Umsatz gegenüber dem Vorjahr weniger stark geschrumpft, wie die Doc Morris AG heute bekannt gab. An seine eigenen Erwartungen für das Gesamtjahr kommt der Versender allerdings nicht heran.
Der Umsatz von Juli bis September sank der Mitteilung zufolge um 5,8 Prozent auf 256 Millionen Franken (rund 270 Millionen Euro). Im ersten Halbjahr hatte der Umsatzrückgang noch 21 Prozent betragen, womit das Unternehmen »den Pfad zu profitablem Wachstum« festige.
Nicht in der Rechnung ist hierbei das Schweizer Geschäft. Um Kapital zu stabilisieren, hatte der Konzern (damals noch Zur Rose) das Geschäft Mitte des Jahres an die Migros-Tochter Medbase verkauft. Nach dem Verkauf fand die Umfirmierung der Zur-Rose-Group in die Doc Morris AG statt, Sitz und Börsennotierung blieben in der Schweiz. Mit dem Verkauf sollte das Geschäft mit E-Rezepten für Rx-Arzneimittel in Deutschland gepusht werden, dem wegen der verzögerten E-Rezept-Einführung zunächst die Basis entzogen worden war.
Das schwächere Geschäft mit E-Rezepten auf Papier begründet denn auch die gesenkten Prognosen des Unternehmens für das kommende Jahr. Der Außenumsatz in Deutschland (also der der Umsatz, der mit außerhalb des Konzernverbunds stehenden Unternehmen getätigt wird) reduzierte sich laut Mitteilung im dritten Quartal 2023 um 4,7 Prozent in Lokalwährung. Das Minus beim OTC-Außenumsatz lag bei 2 Prozent, steiler ging es im Rx-Geschäft auf Basis von Papierrezepten bergab: Hier wurden 16,9 Prozent weniger verkauft. Damit lag man unter den Erwartungen, räumte das Unternehmen ein.
Die Gruppe erwartet für 2023 ein bereinigtes Betriebsergebnis (EBITDA) zwischen 30 und 40 Millionen Schweizer Franken. Bisher hatte die Spanne bei minus 20 Millionen bis minus 40 Millionen Schweizer Franken gelegen. Für 2024 erwartet das Unternehmen eine Gewinnschwelle beim bereinigten EBITDA, ohne Berücksichtigung des E-Rezepts. Mittelfristig werde weiterhin eine bereinigte Ebitda-Zielmarge von 8 Prozent anvisiert.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.