Versorgungswerk hat »Turnaround« geschafft |
Daniela Hüttemann |
19.06.2025 15:30 Uhr |
Jahresabschluss und Entlastung von Verwaltungs- und Aufsichtsausschuss der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein (AVSH) erfolgten ohne Gegenstimmen. Im Bild (von rechts): Stv. AVSH-Geschäftsführer Dr. Till Friedrich, Kammergeschäftsführer Dr. Felix-Alexander Litty, Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen, die Vorsitzende des AVSH-Verwaltungsausschusses Dr. Roswitha Borchert-Bremer, Wirtschaftsprüfer Jochen Reinke und RMC-Geschäftsführer Herwig Kinzler. / © PZ/Daniela Hüttemann
Die Apothekerversorgung Schleswig-Holstein, zuständig für die Rente von derzeit 4458 Mitgliedern, hat laut Wirtschaftsprüfer Jochen Reinke vom Beratungsunternehmen Baker-Tilly den »Turnaround« geschafft. Das Versorgungswerk war in die Schlagzeilen geraten, weil es Millionenverluste im Immobilienbereich hinnehmen musste, bei sogenannten Mezzanine-Finanzierungen. Das hatte beim Jahresabschluss 2023 zu einer durchschnittlichen Nettorendite von minus 2,23 Prozent geführt.
Bei der Kammerversammlung am Mittwoch im Kiel konnte Till Friedrich, stellvertretender Geschäftsführer des Versorgungswerks, von einer Nettorendite von 2,16 Prozent im vergangenen Jahr berichten. Die liegt zwar immer noch unter dem durchschnittlichen Rechnungszins von 3,2 Prozent, ordnete Wirtschaftsprüfer Reinke ein, der auch langfristig wieder erwirtschaftet werden müsse. Die Prüfung habe jedoch zu keinen Einwendungen geführt und die Mezzanine-Investments würden nun »ruhig und ordnungsgemäß« abgewickelt. Alle Beteiligten sehen das Versorgungswerk wieder auf Kurs.
Der Vorstand betonte noch einmal, dass die Renten zu keiner Zeit gefährdet waren und wies anders lautende Medienberichte zurück. Stefan Zerres, Geschäftsführer des Versorgungswerks, sagte: »Wir haben ausreichend kalkulatorische Sicherheiten und mussten trotz hoher Abschreibungen keine Reserven in Anspruch nehmen. Das zeigt, dass wir es abfedern können. Das Versorgungswerk ist nicht in Schieflage.« Man will sich bemühen, verloren gegangenes Vertrauen durch Transparenz und weitere Informationsveranstaltungen für die Mitglieder wiederherzustellen.
Was war schiefgelaufen? Mezzanine-Investments gehören in den Bereich »Private Real Estate Debt«. Hier investierte das Versorgungswerk als nachrangiger Kapitalgeber in Immobilien-Projekte, die vor allem durch die Baukrise zum Teil (noch) nicht wie geplant realisiert werden konnten. Das Versorgungswerk hatte im Jahr 2024 mit 18 Prozent einen relativ hohen Anteil seiner Kapitalanlagen hier im Bestand, der bereits auf aktuell 11 Prozent reduziert wurde.
Jede einzelne Anlage wurde bis in die kleinsten vertraglichen Details geprüft, zum Teil hofft man noch auf gewinnbringende Realisierungen, erläuterten Herwig Kinzler, Geschäftsführer, und Daniel Sommerer, Senior Consultant, von der Firma RMC Risk Management Consulting, die seit März 2024 für die Apothekerversorgung Schleswig-Holstein tätig ist und auch andere berufsständische Versorgungswerke in der Geldanlage berät. Wo immer möglich, wurden bei den restlichen Mezzaninen Risiken begrenzt und Sicherheiten durch Nachverhandlungen verbessert.
Der Anteil der klassischen Immobilien stieg von 26 auf 28 Prozent. Der Aktienanteil sank von 10 auf 5 Prozent. Ein Teil der Rendite stamme aus der Realisierung von Aktiengewinnen, der größte Anteil jedoch durch den regulären Ertrag, erklärte Friedrich. Der Anteil von Anlagen in Renten als »Rückgrat der Kapitalanlage und Zinsträger« wurde von 22 auf 31 Prozent erhöht. Damit nähert man sich den Empfehlungen des ABV-Leitfadens zum Risikomanagement immer weiter an. Anfang dieses Jahres investierte das Versorgungswerk auch zu einem gewissen Anteil in festverzinsliche Anlagen, die bei moderaten Zinsen (im Schnitt 4 Prozent) mehr Sicherheit geben. Zudem werden regelmäßige Stresstests durchgeführt und eine sogenannte Asset Liability-Studie ist für 2026 geplant.
»Die Kapitalmärkte sind im Krisenmodus, aber das sind sie eigentlich immer wieder«, so RMC-Geschäftsführer Kinzler. Investitionsentscheidungen seien immer mit Unsicherheiten verbunden, »aber wir haben einen Plan, wie wir damit umgehen«. Das Portfolio der Apothekerversorgung sei »speziell und komplex, aber breit gestreut«. Derzeit gehe es um Risikominimierung, Konsolidierung und Optimierung. »Klares Ziel ist aber eine Dynamisierung in absehbarer Zeit«, so Kinzler. Konkret stellte er dafür 2027/2028 in Aussicht. »Wir haben im Blick, dass es um Ihre Rente geht. Die wollen wir sicher gestalten.«