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Irenat-Tropfen

Versorgungsengpass droht

Lieferengpass bedeutet nicht automatisch Versorgungsengpass. Dass Letzterer bei Irenat®-Tropfen aber eintritt, befürchtet der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner. Ursache der Misere ist einmal mehr das Geld.
Sven Siebenand
16.11.2023  09:00 Uhr

Iodhaltige Kontrastmittel können bei manchen Patienten zu einer schwerwiegenden Fehlfunktion der Schilddrüse führen. »Dieses Risiko besteht hauptsächlich bei Menschen, die unter einer Schilddrüsenautonomie oder bereits unter einer Überfunktion der Schilddrüse leiden«, sagt Professor Dr. Detlef Moka, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner (BDN) in einer Pressemitteilung. Die erhöhte Iodaufnahme könne eine plötzliche, schwere Hyperthyreose auslösen. Dadurch kann es zu Schlafstörungen, Schwitzen, starker Unruhe und Übelkeit kommen, aber auch zu Herzrasen und zum Teil zu schweren Herzrhythmusstörungen. »Eine mögliche thyreotoxische Krise kann sogar lebensbedrohlich sein«, so der Mediziner.

Um dies zu vermeiden, bekommen Risikopatienten vor und nach der Kontrastmittelgabe eine medikamentöse Prophylaxe mit Irenat-Tropfen, die Natrium-Perchlorat enthalten. Der Wirkstoff blockiert die Aufnahme von Iod in die Schilddrüsenzellen für einen bestimmten Zeitraum und verhindert so die Überproduktion von Schilddrüsenhormonen. Moka betont, dass das Mittel in vielen Bereichen der bildgebenden Diagnostik, etwa bei Computertomografien, Herzkatheteruntersuchungen oder Kardio-CTs, daher dringend benötigt werde.

Laut BDN reichen die aktuell noch vorhandenen Lagerbestände für Europa nach Auskunft des Herstellers Alliance Pharma (Ireland) Limited voraussichtlich nur noch bis Ende des Jahres. Und: »Ein zugelassenes Ersatzmedikament gibt es derzeit nicht«, sagt Moka. Er ergänzt, dass vor der Verwendung von Chemikalien aus dem Ausland statt zugelassener Medikamente ausdrücklich gewarnt werde.

Aus aus wirtschaftlichen Gründen

Als Grund für den Lieferengpass nennt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wirtschaftliche Gründe. Alliance Pharma steige aus der Produktion aus, weil sie sich für das Unternehmen nicht rentiert. »Aktuell kann das Produkt zum gesetzlich festgelegten Herstellerabgabepreis von 7,23 Euro pro Packung nicht hergestellt werden«, heißt es. Es sei zwar ein neuer Hersteller gefunden worden, ihm sei die Produktion zum vorgegebenen Preis jedoch ebenfalls nicht möglich. Auch mit Alliance Pharma sei das Bundesministerium für Gesundheit seit Juni 2023 im Gespräch, um doch noch eine wirtschaftliche Lösung zu finden.

Was wenn keine Lösung gefunden wird und der Versorgungsengpass wirklich eintritt? Dann müsste die Patientensicherheit laut BDN auf andere Art und Weise sichergestellt werden. So sollte vor der Anwendung iodhaltiger Kontrastmittel bei Risikopatienten mittels einer Schilddrüsenszintigrafie abgeklärt werden, ob eine bis dato unerkannte Schilddrüsenautonomie ausgeschlossen werden kann. »Eine einfache Blutuntersuchung oder eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse reicht hierfür nicht aus«, betont Moka. Alternativ könne man auf das Kontrastmittel unter Umständen verzichten oder auf andere Bildgebungsverfahren ausweichen, etwa eine Magnetresonanztomografie (MRT). »Bei Krebserkrankungen käme auch eine PET/CT-Untersuchung in Betracht, bei der eine hervorragende Diagnostik auch ohne iodhaltiges Kontrastmittel möglich ist«, erklärt Moka. Nicht zuletzt könne ein autonomer Schilddrüsenknoten vor der Untersuchung entfernt oder anderweitig ausgeschaltet werden. All dies seien jedoch Lösungen, die die Diagnostik verzögerten oder erschwerten. Eine breite Prophylaxe mit Irenat sei dem vorzuziehen.

»Wir appellieren dringend an den Gesetzgeber, den Herstellern eine wirtschaftliche Produktion zu ermöglichen“« sagt Moka. Dann bestehe die Hoffnung, dass sich der Lieferengpass deutlich vor Ablauf der nun eingeräumten Fünf-Jahres-Frist beheben lässt und ein Versorgungsengpass in der Praxis abgewendet werden kann.

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