»Verbesserungen schon in den kommenden Monaten« |
Melanie Höhn |
10.03.2025 12:28 Uhr |
Peter Liese (CDU/EVP) ist Abgeordneter im Europäischen Parlament. / © IMAGO/Future Image
In Brüssel ist das Thema Arzneimittelknappheit Chefsache: Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, beschäftigt sich höchstpersönlich mit dieser Problematik. Morgen will ihre Behörde den »Critical Medicines Act« vorlegen, ein Gesetz mit 30 Artikeln und fünf Elementen zur Bekämpfung von Arzneimittelengpässen.
In einem Mediengespräch haben der EU-Abgeordnete Peter Liese (CDU/EVP) sowie Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, diesen wichtigen Meilenstein kommentiert und eingeordnet.
Der Gesetzesvorschlag enthält Maßnahmen zur schnelleren Genehmigung der Arzneimittelproduktion in der EU sowie Vorgaben zur Bevorzugung von in der EU hergestellten Arzneimitteln, zur Ausschreibung, zur Lagerhaltung und zur internationalen Kooperation.
Liese betonte, dass das Thema Medikamentenknappheit eines der größten Probleme im Alltag der Menschen sei. »Oft hören Patientinnen und Patienten in der Apotheke oder im Krankenhaus: Das Medikament ist nicht lieferbar. Das führt nicht nur zu Frustration bei den Patienten, sondern auch zu unnötiger Mehrarbeit des medizinischen Personals und leider auch zu Komplikationen«, erklärte er.
Die EU habe dieses Problem jedoch nicht verursacht, sondern die Mitgliedstaaten, die jahrelang nur auf den Preis geachtet hätten. Dies habe laut Liese dazu geführt, dass Arzneimittel fast ausschließlich in Indien und China hergestellt werden. Die EU könne nun jedoch einen wesentlichen Beitrag zur Lösung leisten.
»Die Kommission wird den Rechtsrahmen, den sie hat, komplett ausschöpfen«, erklärte er. Er prophezeite, dass das Paket seine volle Wirkung in fünf Jahren entfalten werde, doch es werde schon in den kommenden Monaten Verbesserungen geben, weil ein klares Signal an die Märkte gegeben werde: »Wenn die Unternehmen wissen, Europa macht sich auf den Weg, werden sie anfangen zu investieren«. Er habe ein gutes Gefühl, dass die Kommission morgen das vorschlage, was »richtig und notwendig« sei. In der Vergangenheit hatte Liese immer wieder gefordert, dass Thema Lieferengpässe auf europäischer Ebene anzugehen.
Gabriele Regina Overwiening begrüßte, dass die EU ihren Fokus nun auch auf kritische Arzneimittel legt und nicht nur innovative Medikamente, wie im EU-Pharmapaket, im Blick hat. »Es ist so wichtig, dass die EU hier ein Signal setzt«, sagte sie. Die Apotheken seien nicht die Verursacher der Lieferengpässe, sondern würden »Lösungen herbeischaffen«.
Die Ursachen für die Arzneimittelengpässe seien vielfältig, deshalb müssten auch verschiedene Ansätze für deren Bekämpfung berücksichtigt werden – wie etwa die Produktionsstätte, der Transportweg, die Bürokratie oder die Preisgestaltung in den jeweiligen Ländern, so Overwiening.
Arzneimittel seien der wesentliche Bestandteil einer gelingenden Therapie. Deren Verfügbarkeit sei immer selbstverständlich gewesen, »sodass wir hier keine Sensibilität entwickelt haben, die Produktion, die Verfügbarkeit und Anwendung zu sichern«. Es hätten nur die wirtschaftlichen Überlegungen überwogen, wie dies möglichst kostengünstig geschehen könne.
Overwiening forderte mehr Entscheidungskompetenz für Apothekerinnen und Apotheker: »Es gibt häufig Variationsmöglichkeiten, um Menschen richtig und zielgerichtet zu versorgen, aber eben nicht mit genau dem einen Medikament, das gerade verordnet wurde«. Hier brauche es Flexibilität, damit keine Folgekosten entstünden, die Therapie zeitnah eingeleitet werden könne und das »Vertrauen der Menschen in unsere Systeme« gesichert werde.
Im Einzelnen erwartet Liese folgende Elemente Gesetzesvorschlag der EU-Kommission: