Verbände fordern Stärkung von Innovation |
In einem gemeinsamen Positionspapier fordern TMF, vfa und BVMed die Stärkung von Innovation und Gesundheitsforschung in Deutschland. / © IMAGO/Depositphotos
»Insbesondere für Start-ups und kleine Unternehmen muss das Prinzip der ›Ermöglichung statt Verhinderung‹ gelten – auch im europäischen Kontext«, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung vom Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), dem Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) sowie dem Verein TMF (»Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung«).
Ziel sei es, den Weg von der Forschung in die Versorgung zu beschleunigen. Das Papier knüpfe an zentrale Vorhaben des Koalitionsvertrags zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft an. Es richte sich aber nicht nur an die Politik, sondern auch an Hochschulen und Universitäten sowie an die Industrie.
»Wenn Deutschland wieder zu einem führenden Standort für pharmazeutische Innovation werden soll, braucht es geeignete Anreizsysteme und neue Kooperationsmodelle«, so Matthias Meergans, Geschäftsführer Forschungspolitik beim vfa. »Forschung und Entwicklung müssen stärker vernetzt und durch verlässliche politische Rahmenbedingungen unterstützt werden«, so Meergans.
In dem Positionspapier werden bessere Strukturen für Translation und Transfer gefordert, etwa durch Translationszentren an Universitätskliniken, digitale Datenplattformen und neue Partnerschaftsmodelle. Translationszentren sind spezialisierte Einrichtungen, die sich der Übersetzung von Forschungsergebnissen aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung widmen. In Deutschland gibt es derzeit etwa 15 Translationszentren in der Universitätsmedizin, acht davon sind offizielle Translationszentren des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK).
Der Verein und die beide Verbände fordern zudem den Ausbau von Public-Private-Partnerships, eine stärkere Nutzung von Biobanken und Registern sowie digitale Plattformen für einen rechtssicheren Datenaustausch.
Darüber hinaus wird gefordert, Karrierewege durchlässiger zu gestalten und ein unternehmerisches Mindset bei Forschenden zu fördern. Dies soll unter anderem durch praktische Einblicke in die Industrie in Form von Praktika und Forschungsaufenthalten, die institutionelle Anerkennung von Ausgründungen und Unternehmensengagement in der akademischen Laufbahn sowie Beratungsangebote an Hochschulen für gründungsinteressierte Personen erreicht werden.
»Um Forschung und Versorgung stärker zu verzahnen, braucht es neben gezielten Förderprogrammen vor allem eine neue Kultur der Zusammenarbeit«, sagte Marcel Weigand, Leiter der politischen Kommunikation bei der TMF und Initiator des Innovationspapiers. »Innovationen kommen nur dann schneller in die Anwendung, wenn Forschung und Industrie in vertrauensvollen, strukturierten Partnerschaften zusammenarbeiten – offen, verlässlich und mit dem Willen, Silos zu überwinden«, so Weigand.
Das Positionspapier fordert zudem, die regulatorischen Rahmenbedingungen innovationsfreundlicher zu gestalten. Beispielsweise durch die Vereinheitlichung der Datenschutzbestimmungen im Gesundheitswesen, die konsequente Anwendung internationaler Datenstandards und die Einführung regulatorischer Reallabore. »Bürokratie und regulatorische Hürden müssen im Hinblick auf die Förderung des Gesundheitsforschungs- und Wirtschaftsstandorts aktiv überwunden werden«, betonte Natalie Gladkov, Leiterin Referat Digitale Medizinprodukte beim BVMed.
Laut dem KfW-Gründungsmonitor ist die Zahl der Start-ups in Deutschland im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. So gab es 2024 laut der staatlichen Förderbank 585.000 Gründungen. Diese Zahl ist allerdings deutlich niedriger als noch vor zehn Jahren, als es über 800.000 Gründungen gab. Im Jahr 2004 zählte die KfW sogar noch fast 1,4 Millionen.