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Typ-1-Diabetes

Verapamil schützt Betazellen

Die Langzeiteinnahme von Verapamil ab der Diagnose von neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes könnte das Fortschreiten der Krankheit verzögern. Erste Hinweise liefert eine Pilotstudie.
Laura Rudolph
24.03.2022  14:30 Uhr

Typ-1-Diabetes (T1D) geht mit Autoimmun- und Entzündungsprozessen sowie der Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen des Pankreas einher. Bisher stellt Insulin die einzige Therapieoption dar. Eine zusätzliche Behandlung mit dem Calciumantagonisten Verapamil könnte die körpereigene Insulinproduktion bei T1D positiv beeinflussen. Erste Hinweise darauf lieferte eine 2018 veröffentliche US-Studie (»Nature Medicine« 2018, DOI: 10.1038/s41591-018-0089-4). Darauf aufbauend untersuchte ein Forscherteam um Erstautor Dr. Guanlan Xu des Comprehensive Diabetes Center der University of Alabama in Birmingham die durch den Blutdrucksenker ausgelösten biologischen Veränderungen in den Betazellen weiter. Die Ergebnisse erschienen kürzlich im Fachjournal »Nature communications« (DOI: 10.1038/s41467-022-28826-3).

Eine Langzeitbehandlung mit Verapamil könnte demnach den Verlust von Betazellen bei neu aufgetretenem T1D verlangsamen. Die Forscherinnen und Forscher analysierten Blutproben von 15 Typ-1-Diabetikerinnen und -Diabetikern, bei denen innerhalb von drei Monaten vor Studienbeginn Typ-1-Diabetes diagnostiziert worden war. Davon erhielten sechs Personen über ein Jahr lang täglich ihr Standard-Insulin plus Placebo (Placebogruppe) und neun ihr Standard-Insulin plus Verapamil (Interventionsgruppe). Neun gesunde Personen dienten als Kontrollgruppe. 

Der Wert des C-Peptids, ein Maß für die natürliche Insulinproduktion, sank in der Interventionsgruppe innerhalb eines Jahres weniger stark als in der Placebogruppe. Der Effekt wirkte sich unmittelbar auf die Therapie aus: Während die Verum-Gruppe ihre Insulindosis (zu Studienbeginn durchschnittlich 0,26 E/kg/d) innerhalb eines Jahres im Mittel lediglich um 27 Prozent steigern mussten, betrug dieser Wert in der Placebogruppe 70 Prozent.

Immunmodulatorische Effekte unter Verapamil-Gabe

Die Forschenden führen den Verapamil-Effekt auf seine Interaktion mit bestimmten Proteinen in den Inselzellen des Pankreas zurück. Mithilfe einer Proteomanalyse und eines Regressionsmodells identifizierten sie 53 Serumproteine, deren relative Häufigkeit sich im Lauf der Verapamil-Behandlung signifikant veränderte. Eine entscheidende Rolle Chromogranin A (CHGA) zu spielen, dessen Konzentration in der Verapamil-Gruppe erniedrigt war. Das Protein ist unter anderem in den Betazellen des Pankreas lokalisiert und tritt bei Menschen mit T1D in etwa zweifach höherer Konzentration im Serum auf als bei Gesunden. In früheren Studien begünstigte CHGA den Autoimmunprozess bei T1D.

Während sich in der Placebogruppe die relative CHGA-Konzentration im Serum innerhalb des ersten Jahres mit T1D nicht signifikant veränderte, nahm sie in der Interventionsgruppe deutlich ab und erreichte in etwa das Niveau von Gesunden. Zudem stieg mit sinkender CHGA-Konzentration die Konzentration des C-Peptids an. Um den Effekt aufrecht zu erhalten, war eine dauerhafte Verapamil-Einnahme notwendig: Setzten die Probandinnen und Probanden den Blutdrucksenker nach einem Jahr ab, verschlechterten sich die Werte. Hingegen blieben die Werte bei einer Gruppe von Probandinnen und Probanden, die Verapamil ein weiteres Jahr erhielten, stabil. Des Weiteren ergab die Studie Hinweise, dass Verapamil die durch T1D erhöhten Konzentrationen von proinflammatorischem Interleukin 21 und von follikulären T-Helferzellen senken könnte.

Die Studienautoren betonen jedoch die eingeschränkte Aussagekraft der Studie, da es nur wenige Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gab.

 

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