| Sven Siebenand |
| 27.11.2025 15:30 Uhr |
Lungenkrebs ist weltweit die häufigste krebsbedingte Todesursache. Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (NSCLC) ist mit einem Anteil von mehr als 85 Prozent die häufigste Form von Lungenkrebs. Aktivierende HER2-Mutationen treten bei 2 bis 4 Prozent der Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC auf. / © Adobe Stock/Song_about_summer
Aktivierende HER2-Mutationen treten bei 2 bis 4 Prozent der Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) auf. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan (Enhertu®) kommt auch hierzulande unter anderem beim fortgeschrittenen NSCLC mit aktivierender HER2-Mutation zum Einsatz.
In den USA wurde im Sommer dieses Jahres mit Zongertinib (Hernexeos®, Boehringer Ingelheim) ein niedermolekularer, oral verfügbarer Tyrosinkinasehemmer zur Behandlung des inoperablen oder metastasierten NSCLC zugelassen. Vor wenigen Tagen folgte der nächste Kinasehemmer: Sevabertinib. Er darf wie Zongertinib bei Patienten mit nicht-squamösem NSCLC, deren Tumoren eine aktivierende Mutation im HER2-Gen aufweisen und die bereits eine vorherige systemische Therapie erhalten haben, angewendet werden. Der Tumor muss dazu lokal fortgeschritten oder metastasiert sein. Während Zongertinib ein irreversibler Hemmstoff des HER2-Rezeptors ist, blockiert Sevabertinib diesen Rezeptor reversibel.
Die empfohlene orale Dosis von Sevabertinib beträgt 20 mg zweimal täglich mit einer Mahlzeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder bis zum Auftreten inakzeptabler Toxizität.
Die Wirksamkeit wurde in der offenen, einarmigen Studie SOHO-1 bei Patienten mit inoperablem oder metastasiertem, nicht-squamösem NSCLC mit HER2-aktivierenden Mutationen bewertet, die zuvor eine systemische Therapie erhalten hatten. Die wichtigsten Wirksamkeitsendpunkte waren die bestätigte objektive Ansprechrate (ORR) und die Ansprechdauer (DOR). Bei 70 Patienten, die zuvor eine systemische Therapie erhalten hatten, aber noch keine Therapie gegen HER2-Mutationen, betrug die ORR 71 Prozent mit einer medianen DOR von 9,2 Monaten.
Bei 52 Patienten, die zuvor eine systemische Therapie, einschließlich eines HER2-gerichteten Antikörper-Wirkstoff-Konjugats, erhalten hatten, betrug die ORR 38 Prozent mit einer medianen DOR von 7,0 Monaten.
Die US-Fachinformation enthält Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bezüglich Durchfall, Hepatotoxizität, interstitieller Lungenerkrankung/Pneumonitis, Augentoxizität, Erhöhung der Pankreasenzyme und embryofetaler Toxizität. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Durchfall (87 Prozent), Hautausschlag (66 Prozent), Nagelbettentzündung (33 Prozent), Stomatitis (29 Prozent) und Übelkeit (21 Prozent).
Die derzeit laufende Phase-III-Studie SOHO-02 untersucht Sevabertinib als Erstlinienbehandlung für Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC, deren Tumoren HER2-Mutationen aufweisen. Abgesehen von Lungenkrebs wird Sevabertinib im Rahmen der panSOHO-Studie auch bei Patienten mit anderen metastasierten oder inoperablen soliden Tumoren untersucht, die HER2-aktivierende Mutationen aufweisen. Gut möglich also, dass zukünftig weitere Indikationen für den Wirkstoff hinzukommen werden.
Schaut man in die Liste der Wirkstoffe, für die eine Zulassung bei der EMA beantragt ist, finden sich momentan dort weder Sevabertinib noch Zongertinib.